Hamburg. Viele Menschen haben rund um die Weihnachtstage großzügig gespendet. Die Hilfseinrichtung dankt mit einer kreativen Aktion.
Wenn Julia Bauer ins Hochregallager geht und ihr Blick über die Paletten streift, beginnen ihre Augen zu strahlen und ein Lächeln geht über ihr ganzes Gesicht: „Wir haben endlich wieder Vorräte anlegen können“, sagt die Vorständin des Vereins Hamburger Tafel fröhlich.
Hamburger Tafel plant große Plakataktion in der Stadt
Als Dankeschön planen Julia Bauer und ihre Mitstreiter in den kommenden Wochen eine große Anzeigen- und Plakataktion. „Danke Hamburg! für Eure Unterstützung in schweren Zeiten“ steht da in Weiß und Rot auf schwarzem Grund – dazu ein großes rotes Herz. „Wir freuen uns über jeden, der uns Platz bietet, das Motiv zu plakatieren oder zu drucken“, sagt Julia Bauer, die hauptberuflich mit ihrem Mann eine PR-Agentur führt. „Wir möchten, dass die Hamburger, sowohl Firmen wie Privatpersonen, wahrnehmen, dass wir Danke sagen wollen für die große Spendenbereitschaft vor Weihnachten.“
Die Not sei nicht vorbei, „aber wir haben die Nase wieder über Wasser“, sagt die Tafel-Vorständin. „Vor Weihnachten mussten wir unsere eiserne Reserve aufbrauchen, jetzt haben wir eine kleine Verschnaufpause und konnten wieder auffüllen.“
Im Spätherbst 2022 war die Lage bei der Hamburger Tafel sehr kritisch
Im Spätherbst hatte Julia Bauer wie viele andere Tafeln in Deutschland einen Hilferuf abgesetzt, weil immer mehr Menschen versorgt werden müssen, aber die Spenden zurückgingen. Seit Beginn der Corona-Pandemie sei die Einrichtung im permanenten Krisenmodus, sagte sie damals. Die Schwierigkeiten seien nahtlos in die Kriegssituation durch den Angriff auf die Ukraine übergegangen – mit erheblichen Kostensteigerungen auch hierzulande.
Die 14 Fahrzeuge der Tafel sind jeden Tag in der Stadt unterwegs, um die Ausgabestellen und zudem 65 soziale Einrichtungen im gesamten Stadtgebiet zu beliefern. Neben sieben festen Mitarbeitern halten laut Bauer etwa 140 ehrenamtliche Helfer den Tafelbetrieb für etwa 45.000 Hilfsbedürftige am Laufen. 3000 Kilometer sind die Fahrzeuge der Tafel pro Woche in der ganzen Stadt unterwegs, „das ist ein großer Kostenfaktor, und da machen fünf Cent pro Liter mehr oder weniger für uns beim Tanken viel aus“, sagt Julia Bauer.
Hamburger Tafel freut sich über viele hochwertige Lebensmittel
Jan Henrik Hellwege, Geschäftsführer der Tafel, packt auf dem Gelände der Tafel in Jenfeld selbst mit an. An diesem Nachmittag müssen rote Transportkisten gewaschen werden. „Da kommt morgen Biofleisch rein“, sagt er, das sei etwas Besonderes. Aber auch nicht völlig ungewöhnlich: „Wir haben in den vergangenen Wochen sehr viele hochwertige Produkte bekommen“, sagt Bauer. Teilweise hätten die Menschen auch Bio-Produkte für die Tafelkunden gekauft. „Das hat uns sehr berührt, da wurde von Herzen gern geschenkt.“ Die große Aufmerksamkeit, die der Tafel in den Monaten vor Weihnachten zuteil wurde, habe sehr geholfen, sagen Bauer und Hellwege.
Die Hilfsorganisation profitiere davon, dass der Handel im Advent immer in großem Stil einkauft, sagt Hellwege. „Und was nicht verkauft wurde, landet oft bei uns.“ Aber auch Produkte, die aus dem Programm genommen werden oder wo Etiketten oder Packungsgrößen verändert werden, bekämen sie oft.
Auch größere Posten von einigen neuen Großspendern habe die Hamburger Tafel bekommen. Einzelne Namen möchten Hellwege und Bauer lieber nicht nennen, um langjährige Dauerspender nicht zurückzusetzen. „Viele Hamburger Händler und Lebensmittelproduzenten haben uns sehr geholfen“, sagen die beiden. Vom Hamburger Spendenparlament erhielt die Tafel vor Weihnachten 80.000 Euro.
Doch auch die vielen kleinen Aktionen in der Stadt seien hilfreich gewesen. „Es gab mehrere Sammelaktionen in Einkaufszentren, und in vielen Firmen haben sich Mitarbeiter zusammengetan und für uns eingekauft“, so Bauer. Davon zeugen die sogenannten Mischpaletten im Hochregal, wo dann etwa Kartons mit Würstchen im Glas, Kartoffelpüree, Kekse und H-Milch zusammengepackt wurden. Neu sei auch, dass viele Hamburger Lebensmittel einkaufen und direkt im Lager in Jenfeld vorbeibringen. Die Zeiten, wo jemand abgelaufene Dosen aus dem Keller loswerden wolle, seien jedenfalls vorbei.
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Hellwege, seit zwölf Jahren bei der Tafel und seit zweieinhalb Jahren Geschäftsführer, ist besonders davon begeistert, dass viele Hamburger, die ja selbst mit gesteigerten Kosten zurechtkommen müssen, trotzdem gespendet haben: „Die Leute sagen: Es ist knapp, aber es gibt Menschen, die haben es noch viel schwerer als ich.“
Auch Tafeln in Berlin und München freuen sich über Spendenbereitschaft
Mangelware sind aber weiterhin frische Produkte wie Obst und Gemüse, die die Tafel häufig zukaufen muss, „denn unser Ziel ist, dass eine Familie gesund kochen kann“, sagt Hellwege.
Ähnlich Erfreuliches wie die Hamburger berichten die Tafeln aus München und Berlin auf Anfrage. Auch dort sei die Spendenbereitschaft sehr groß gewesen. „Momentan hat sich die Lage stabilisiert, und wir haben wieder in etwa die Mengen wie Anfang vergangenen Jahres – allerdings haben sich die Warengruppen etwas verändert: Wir haben weniger Obst und Gemüse als vorher, aber dafür mehr haltbare Lebensmittel“, so Antje Trölsch, Geschäftsführerin der Berliner Tafel.
Und Steffen Horak, Sprecher der Münchner Tafel, sagt: „Wir können auch nur Danke sagen, dass uns die Bürger:innen und Firmen und unsere Sponsoren in diesen herausfordernden Zeiten so großzügig mit Lebensmittel- und Geldspenden dabei unterstützen, unsere stetig anwachsende Gästezahl bestmöglich zu versorgen.“