Bergedorf. Der Eigentümer der prominenten Bergedorfer Immobilie hat angeblich „mehrere Interessenten“ für das einstige Hotel. Die Optionen.

Es ist Bergedorfs wahrscheinlich hässlichster Leerstand, vielleicht vom ehemaligen Max-Bahr-Baumarkt abgesehen: Das einstige Hotel Waldschloss an der Wentorfer Straße steht seit nunmehr 20 Jahren leer, hat oft kaputte Scheiben und ist von wucherndem Unkraut umgeben. Doch geht es nach dem Eigentümer Alsterterrain, könnte die Immobilie bald ein Hotel sein oder als Unterkunft für Flüchtlinge dienen – nach ein paar Renovierungen.

Entsprechende Pläne gebe es jedenfalls, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. Konkret: „Ja, wir verhandeln derzeit mit mehreren Interessenten.“ Überwiegend stünden diese Verhandlungen noch am Anfang, doch es werde als Aufgabe gesehen, einen Interessenten für einen Mietvertrag zu finden. „Geplant wird voraussichtlich entweder ein Hotel garni oder eine Nutzung als Wohngebäude für ausländische Mitbürger (Flüchtlinge).“

Einstiges Hotel Waldschloss in Bergedorf: Ziehen hier Flüchtlinge ein?

Entsprechende Ankündigungen des Eigentümers waren bisher allerdings selten Taten gefolgt. Immer wieder hieß es später ausweichend, die Interessenten seien leider abgesprungen. Diesmal könnte es womöglich anders sein: Denn da die Lage bei der Unterbringung von Flüchtlingen in Hamburg aktuell extrem angespannt ist, wäre ein entsprechendes Angebot vielleicht wirklich für die Stadt Hamburg von Interesse – zumal es am Standort bereits in den 1990er-Jahren eine Flüchtlingsunterkunft gab.

Ob sich Alsterterrain in der Sache bereits bemüht hat, mag das Unternehmen aber nicht öffentlich mitteilen, und auch die Sozialbehörde schweigt aus Datenschutzgründen. Das Bezirksamt Bergedorf bestätigt nur, dass sich das Unternehmen nach der Unterbringung von Flüchtlingen erkundigte: „Der letzte Kontakt mit dem Eigentümer fand Mitte Juli statt. Der Eigentümer bat um Kontaktdaten der Stellen, die für die Unterbringung von Flüchtlingen zuständig sind. Diese wurden ihm mitgeteilt“, heißt es in der Antwort auf eine CDU-Anfrage vom August.

Eigentümer findet das Objekt „nicht marode“

Anfragen zu einem Hotelbetrieb hat es, Stand Freitag, allerdings nicht gegeben, informiert das Bezirksamt auf Nachfrage. Und der Glaube an echte Bemühungen ist wohl auch nicht allzu groß. Da das Objekt aber immer unansehnlicher wird, hat das Bezirksamt inzwischen ein jährliches Monitoring eingeführt, um den Zustand und „Verfall der Anlage in regelmäßigen Abständen zu dokumentieren“. Zuletzt sei der Eigentümer im Mai vom Bezirk aufgefordert worden, Farbschmierereien zu entfernen und die Fassade neu zu streichen.

Die Alsterterrain sieht sich jedoch zu Unrecht an den Pranger gestellt – besonders von den negativ berichtenden Medien, die „unrichtige“ Behauptungen aufstellen würden, wie es heißt. Das Gebäude sei gar nicht marode: „Diese Ansicht teilen die Interessenten, mit denen wir verhandeln, nicht. Auch objektiv ist diese Bewertung unzutreffend“, meint das Unternehmen.

Das Objekt sei einfach schwer zu vermarkten, ein Mieter sei nicht leicht zu finden, begründet Alsterterrain den Jahrzehnte währenden Leerstand. Und verkaufen wolle man nicht. Der Grund: „Ein Verkauf im Zusammenhang mit einem Abbruch und Neubau würde dazu führen, dass auf diesem Grundstück nur ein Einfamilienhaus oder ein Doppelhaus entstehen kann.“ Denn das sehe der hiesige Bebauungsplan vor. Es werde dann also noch weniger Wohnraum geben – was eine „Fehlentscheidung“ wäre.

Ganz stimmt das allerdings nicht. Zwar ist laut Baudezernent Lars Rosinski dort tatsächlich ein Baufenster vorgesehen, das etwa dem heutigen Bestand entspricht, aber maximal zwei Vollgeschosse hat. Ansonsten aber seien dort im „Allgemeinen Wohngebiet“ eine ganze Menge an Nutzungen möglich, und auch die Zahl der Wohneinheiten sei im B-Plan nicht festgelegt. Für gute Ideen sei der Bezirk im Übrigen immer offen: „Wir würden uns freuen, wenn der Eigentümer mit uns an einem Tisch sitzen würde.“