Bergedorf. Der Klimawandel zerstört heimische Bäume. Deshalb sucht der Bezirk Bergedorf nach Alternativen. Das Vorgehen stößt auch auf Kritik.
Ein einziger heißer Sommer kann schon genügen. Dann sterben selbst die vermeintlich widerstandsfähigen Kiefern ab, leiden Fichten und Birken enorm. Und weil der Klimawandel auch in Hamburg zunehmend heiße Sommer mit sich bringt, orientiert sich Bergedorf bei Neupflanzungen an einer Art „Zukunftsbaumliste“ – und setzt Bäume, die sich besser anpassen können.
Doch die Bäume, die der Bezirk bei Neupflanzungen bevorzugt, stoßen nun auf Kritik. Im Umweltausschuss wurden Zweifel laut, ob ursprünglich ortsfremde Arten wie Gingko und Schwarznuss wirklich eine gute Idee sind. „Denn eigentlich sind das invasive Arten“, stellte Vanessa Haloui, stellvertretendes Ausschussmitglied der CDU-Fraktion, fest.
Kritik an der Zukunftsliste für die Baumarten der Zukunft
Schon vor der Sommerpause hatte die CDU eine entsprechende Anfrage an das Bezirksamt gestellt. Ob es eine solche „Zukunftsbaumliste“ mit Baumarten gebe, die sich besser den klimatischen Bedingungen anpassen und in Bergedorf bevorzugt gepflanzt werden. Antwort: Ja. In Zusammenarbeit unter anderem mit Baumschulen und der Umweltbehörde werde schon länger an solchen Listen gearbeitet. Im Straßenbereich würden aktuell unter anderem Ahorn, Hainbuche, Weißdorn, Gingko, Amberbaum und Rotesche gesetzt. In Waldbereichen vermehrt Kirsche, Baumhasel, Esskastanie, Schwarznuss und andere, so das Bezirksamt in seiner Antwort.
Doch an einigen Arten stieß sich Vanessa Haloui – etwa am Gingko, der eigentlich in Japan beheimatet ist. „Der streut seine Samen etwa fünf Kilometer weit“, stellte sie fest. Wie denn verhindert werden solle, dass sich diese eigentlich invasive Art beispielsweise in Naturschutzgebieten verbreite? Ohnehin sei die Frage: „Haben diese Arten überhaupt einen Nutzen für uns?“
Ziel: „Einen Baum pflanzen, der auch wächst“
Wolfgang Charles, Leiter des Fachamtes Management des öffentlichen Raums, teilt die Bedenken nicht. Konkret beim Gingko gebe es männliche und weibliche Pflanzen, weshalb selbst bei weitem Flug ohne Frucht keine Fortpflanzung passiere, so Charles. Und ganz allgemein gehe es darum, aus der Not eine Tugend zu machen. Also nicht unbedingt vorrangig das Klima zu retten, „sondern einen Baum zu pflanzen, der auch wächst“. Denn was nütze es, heimische Arten zu setzen, die sich nicht halten können und „mit dem Standort nicht zurechtkommen“.
Doch auch Liesing Lühr (Grüne) kann die Bedenken in Teilen nachvollziehen: „Man muss nicht alles gut finden“, stellte sie fest – wollte aber auch „nicht den Teufel an die Wand malen“. Der Gingko zum Beispiel sei hier schon lange verbreitet, werde auch von Lebewesen bewohnt. „Dass alle Tiere mit ihm nichts anfangen können, stimmt so nicht.“
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Liesing Lühr erinnerte an einen Vortrag des Bergedorfer Revierförsters Tim Laumanns im selben Ausschuss einige Monate zuvor. Er hatte bereits über den notwendigen Umbau der heimischen Wälder berichtet. Vermehrt würden klimaflexible Arten gepflanzt, teilweise auch in geschützten Zonen – so entsteht ein neuer Wald im Schutz des alten Waldes.