Bergedorf. Seit etwa 20 Jahren steht das ehemalige Hotel Waldschloss leer und verkommt. Nun meldet der Eigentümer Neuigkeiten.

Dass hier Hotelgäste ein- und ausgegangen sind, daran kann sich wahrscheinlich kaum noch ein Bergedorfer erinnern. Und auch die Zeit als Asylbewerberunterkunft liegt in der Geschichte des einstigen Hotel Waldschloss nun schon sehr viele Jahre zurück. Sehr präsent ist vielen Bergedorfern hingegen der gegenwärtige Zustand des Gebäudes an der Wentorfer Straße, kurz vor der Landesgrenze: Die Ruine, an der täglich Zehntausende vorbeifahren, ist ein hässlicher Klotz mit eingeschlagenen Scheiben und schiefem Bauzaun, beschmiert von Graffiti und umgeben von Gestrüpp. Ein Dauerärgernis.

Graffiti und Gestrüpp: Das einstige Hotel Waldschloss von der Wentorfer Straße aus betrachtet.
Graffiti und Gestrüpp: Das einstige Hotel Waldschloss von der Wentorfer Straße aus betrachtet. © Lilli Henke | Lilli Henke

Dass sich nach 20 Jahren Leerstand hier bald etwas ändert, daran mag kaum noch einer glauben – und doch kündigt Eigentümerin Alster Terrain GmbH genau das an. Auf Nachfrage unserer Redaktion heißt es, dass es „derzeit zwei Interessenten“ gebe, „die das Objekt für ihre – jeweils ganz unterschiedlichen – Ziele nutzen möchten“, so Immobilienkaufmann und Alster-Terrain-Gründer Michael Blachy. Da die Verhandlungen aber noch ganz am Anfang stünden, „wissen wir nicht, wer von beiden das Objekt voraussichtlich betreiben wird“. Und weiter: „Auf jeden Fall ist für die Realisierung der beiden Ideen die Einbeziehung des Bauamtes erforderlich. Nach unserer Erfahrung wird dies vermutlich bis zu einem halben Jahr in Anspruch nehmen.“ Es sei daher „kontraproduktiv, wenn jetzt in der Zeitung – womöglich mit negativen Vorzeichen – berichtet würde. Denn dann spricht viel dafür, dass ein solcher Bericht dazu führt, dass beide Interessenten wieder abspringen“.

Ein anderer Mietinteressent geriet in finanzielle Schwierigkeiten

Blachy verweist auch auf frühere Bemühungen: Schon einmal habe es einen Mietinteressenten gegeben, der das Gebäude umgestalten wollte. Es habe dann einen Teilrückbau gegeben. Doch da der Interessent in „finanzielle Schwierigkeiten geriet, wurden dessen Umbaupläne nicht umgesetzt“. Tatsächlich gab es zuletzt 2017 Berichte über einen Interessenten. Das Bezirksamt Bergedorf hatte damals bestätigt, dass ein Bauantrag für den Umbau und die Nutzung als Hotel vorliege. Danach passierte aber wieder – nichts.

Wie weit die Geschichte dieses Baus als Ruine zurückreicht, belegt ein Bericht vom Sommer 2006. Damals konnte sich ein bz-Reporter zusammen mit Sanierungsexperten eine Eindruck vom Zustand der 23 Räume verschaffen. Sein Fazit vor mittlerweile fast 17 Jahren: Das Ensemble könnte mit seinen verdreckten Toiletten, abgeschlagenen Waschbecken und Müllbergen gut als Kulisse für einen Gruselfilm dienen. Auch damals versprach Michael Blanchy von Alster-Terrain schon, dass alles saniert werde und bereits ein Hausmakler eingeschaltet sei. Gern würde er das Haus auch einem Kindergarten oder einer Stiftung zur Verfügung stellen.

Das Haus sieht nicht so aus, als könnte da bald einer einziehen. Fenster sind eingeschlagen oder stehen offen.
Das Haus sieht nicht so aus, als könnte da bald einer einziehen. Fenster sind eingeschlagen oder stehen offen. © Lilli Henke | Lilli Henke

So bleibt der nunmehr 20-jährige Leerstand auch ein Rätsel: Denn Flächen sind in Hamburg kostbar – und auch dieses Areal, nahe am Villengebiet, hätte wohl längst gewinnbringend verkauft werden können.

Sicher ist, im Fall der beiden neuen Interessenten ist der Eigentümer bisher nicht auf das Bezirksamt zugegangen. Auf Nachfrage heißt es aus der Bergedorfer Verwaltung: „Ein Kontakt zum Eigentümer besteht unsererseits nicht.“