Hamburg. Eigentümer XXXLutz will dort einen „Mömax“ aufmachen. Doch das wäre derzeit baurechtlich gar nicht zulässig. Muss der Bezirk nachgeben?
Es ist ein Bild vollendeter Tristesse: ein schiefer Bauzaun, ein von Moos und Gras überwucherter Parkplatz, dahinter der verlassene, graffitibeschmierte Baumarkt. Schon seit 2014 steht der einstige Max-Bahr-Markt an der Kurt-A.-Körber-Chaussee leer, nur unterbrochen von einer Funktion als Flüchtlingsunterkunft zwischen 2015 und 2017. Allzu offensichtlich ist, dass Eigentümer XXXLutz und Bezirk Bergedorf sich über die Zukunft des Areals uneins sind.
Doch jetzt soll Bewegung in die Patt-Situation kommen: „Wir werden noch einmal das Gespräch mit dem Investor suchen“, sagt Bergedorfs SPD-Fraktionschefin Katja Kramer. Und auch Ideen hat sie bereits dazu -- etwa die, dort Gewerbe und Wohnungsbau zu kombinieren.
Einen Neustart braucht es, denn zu festgefahren ist die Situation. Seit Möbelriese XXXLutz 2014 mehrere Grundstücke der insolventen Max-Bahr-Gruppe kaufte – darunter Bergedorf – beharrt der Eigentümer darauf, hier wie in Harburg einen Möbelmarkt seiner Marke „Mömax“ errichten zu wollen. Und fast ebenso lange sagt der Bezirk „Nein“.
Baumarkt: Möbelmarkt auf Max-Bahr-Areal nicht zulässig
Denn: Im Möbelmarkt gäbe es auch viele kleinere Artikel wie etwa Dekoration, Geschirr und ähnliches zu kaufen – und das könnte Kunden aus der City abziehen und den Läden dort schaden. Stichwort: „Zentrumsrelevanz“. Entsprechende Gutachten des Bezirks bestätigten dies. Hinzu kommt, dass ein Möbelmarkt dort auf dem Areal gar nicht zulässig ist; der Bebauungsplan müsste geändert werden.
XXXLutz ficht all das nicht an. Auf mehrere Fragen unserer Zeitung zu möglichen Alternativen für das Areal in Bergedorf und auch zum desolaten Zustand des Gebäudes, antwortet Sprecher Florian Schmidt mit einem Satz – nahezu demselben wie in den Jahren zuvor: „Wir beabsichtigen weiterhin in Hamburg-Bergedorf ein Mömax-Trendmöbelhaus zu betreiben.“
Politik generell weiter zu Gesprächen bereit
XXXLutz sitzt das Problem aus. Bauexperte Sven Noetzel aus der CDU-Fraktion weiß, dass Grundstückseigentümer in Hamburg derzeit keinen Handlungsdruck haben, denn „die Grundstücke werden ja immer wertvoller“. Dennoch mag er dem Möbelriesen nicht den alleinigen Schwarzen Peter zuschieben. Es sei verständlich, dass „der Eigentümer seinen eigenen Plan hat“, meint er. Das Argument mit den zentrumsrelevanten Produkten sei zumindest „diskussionsfähig“, das Konzept betrachtenswert. Gespräche seien vonnöten: „Ich glaube, dass man das moderiert noch gestalten kann.“
Die Position der Bergedorfer SPD-Fraktionschefin Katja Kramer bleibt aber klar: Es gebe genug Möbelmärkte im Umfeld, meint sie, „zum Beispiel Ikea, Möbel Schulenburg, Sconto, Höffner und Co.“ Auch spreche allein die schlechte Verkehrsanbindung an der Kurt-A.-Körber-Chaussee gegen einen Möbelmarkt dort: „Es gibt keinen geeigneten Zubringer.“ Die Anwohner hätten wohl schon wegen möglicher Verkehrsprobleme gar kein Interesse an einem Möbelmarkt.
Baumarkt: Ohne Kompromiss dauert der Stillstand an
Dennoch seien Gespräche notwendig und vielleicht auch Kompromisse möglich. „Ich könnte mir vorstellen, dass wir mit dem Investor in Gespräche über eine Mischnutzung à la Aldi gehen – also unten Gewerbe und darüber Wohnungsbau“, sagt sie. Diese und weitere Ideen müssten aber erst in der Fraktion besprochen werden, betont sie. Den Bedarf sieht sie auch: „In der Tat müssen wir versuchen, das Gelände zu entwickeln.“
Sollte sich XXXLutz jedem Kompromiss entgegenstellen, müsse der Bezirk aber „Stärke beweisen und das Thema auch einfach mal aussitzen“, meint Bauexperte Sven Noetzel. Das würde bedeuten: Der Stillstand dort wird andauern.