Altengamme. Kritisiert wird der mangelnde Informationsfluss über den Stand der Sanierung. Wird das Naturbad bis zum Saisonstart 2024 fertig?

400.000 Euro stehen für die Sanierung des maroden Sommerbads Altengamme zur Verfügung. Neben dem Nichtschwimmerbereich sollen auch der Pumpenschacht gerichtet, ein neuer Brunnen für das grundwassergespeiste Becken gebaut und eine neue Pumpe installiert werden. Auch die seit Langem geplante Ertüchtigung der sanitären Einrichtungen kann dank des Geldes endlich passieren. Ulf von Krenski, Leiter der Dezernate Steuerung und Service sowie Bürgerservice im Bergedorfer Bezirksamt, gab sich vor gut drei Monaten noch optimistisch und konnte sich damals vorstellen, dass die Sanierung „wenn alles optimal läuft, vielleicht sogar schon Mitte Juli“ abgeschlossen ist.

Demnach dürfte es alles andere als optimal laufen, denn noch immer wird lediglich hinter den Kulissen gearbeitet. Auf dem Gelände des Sommerbades sind bisher keine Arbeiter zu sehen. Und das ärgert die Stammgäste.

Stammgäste des Sommerbades Altengamme warten darauf, dass etwas passiert

„Viele Anwohner glauben, dass das Sommerbad nicht wieder geöffnet wird, weil sich hier nichts tut“, sagt Bärbel Daum (73) aus Escheburg-Vossmoor. Ein Sandhaufen in der Nachbarschaft, auf dem Gelände der ehemaligen sozialtherapeutischen Anstalt, befeuere die Gerüchteküche: „Es wird behauptet, dass die Schwimmbecken damit zugeschüttet werden sollen, aber das ist Quatsch.“ Astrid Jaschke (60), ebenfalls aus Escheburg-Vossmoor, pflichtet ihr bei: „Die Erde soll für das Anlegen von Trockenwiesen dort auf dem Gelände und an anderen Stellen in Altengamme genutzt werden.“

Vor ein paar Tagen wurde die Wiese auf dem Naturbad-Gelände gemäht. Die Arbeiten weckten Hoffnung bei den Stammgästen: „Ich hatte gedacht, dass seien vielleicht vorbereitende Maßnahmen. Warum sollte die Wiese sonst gemäht werden, wenn hier kein Badebetrieb ist?“, fragt Astrid Jaschke.

Kritik am mangelnden Informationsfluss zum Stand der Sanierung

Nina Bayer (43), ebenfalls aus Escheburg-Vossmoor, spricht aus, was viele Menschen aus der Nachbarschaft des Sommerbades am Horster Damm denken: „Wir bekommen vom Bezirksamt keine Informationen über den Stand der Sanierung. Diese Unwissenheit nervt. Wie intensiv wird das Projekt hier verfolgt?“ Allen sei klar, dass diese Badesaison gelaufen ist, „aber was ist mit der Badesaison 2024?“, fragt die 43-Jährige.

Offensichtliche Schäden im Sommer vor einem Jahr: Absackende Gehwegplatten am Rande des Schwimmerbeckens.
Offensichtliche Schäden im Sommer vor einem Jahr: Absackende Gehwegplatten am Rande des Schwimmerbeckens. © Lena Diekmann

Ulf von Krenski verweist auf den Regionalausschuss: Zu den monatlichen Sitzungen sind auch Bürger willkommen, die dort Fragen stellen oder auch die Protokolle vergangenen Sitzungen durchlesen können. Bestenfalls werden die Fragen vorher per E-Mail versendet (ausschussdienst@bergedorf.hamburg.de), „dann gibt es in der Sitzung eine fachlich fundierte Aussage“, betont der stellvertretende Bezirksamtsleiter. „Das Sommerbad ist dort regelmäßig Thema.“

Zwei Häuschen bereits grundsaniert

Bärbel Daum kritisiert, dass viele Arbeiten längst hätten angegangen werden können: „Das Schwimmbad ist ja schon lange sanierungsbedürftig, etwa der Brunnenschacht oder die Spundwände. Das hätte doch im Laufe der vergangenen Jahre nach und nach gemacht werden können, dann gäbe es jetzt nicht so einen Sanierungsstau.“ Doch alles laufe mit Verzögerungen, „dadurch ist viel kostbare Zeit verstrichen“, betont Bärbel Daum.

Von Krenski verweist auf bereits erledigte Arbeiten: Unter anderem seien zwei Häuschen auf dem Gelände grundsaniert worden, der Kiosk und die früheren Umkleidekabinen, die inzwischen als Abstellraum dienen. Kurz vor Beginn der Corona-Pandemie sei zudem die Brunnen-Pumpe instandgesetzt worden. Für den neuen, noch zu richtenden Brunnenschacht werde allerdings eine neue Pumpe benötigt. Und: „Holz für die neuen Umkleiden liegt schon bereit“, sagt von Krenski. Sogenannte Schnecken (Umkleidestellwände) sollen die alten Kabinen ersetzen.

Naturbad habe auch soziale Funktionen

Ursula Schmidt (75) aus Geesthacht kommt seit mehr als 50 Jahren in das Naturbad. „Es ist ein Jammer, dass es nun in der zweiten Saison geschlossen ist und davor der Betrieb nur sehr eingeschränkt ermöglicht werden konnte. Hier ist so ein schöner Ort. An heißen Tagen dienen Bäume als Sonnenschutz, das ist Naherholung pur“, sagt die Seniorin.

Der Kiosk wurde bereits saniert.
Der Kiosk wurde bereits saniert. © Lena Diekmann

Astrid Jaschke betont, dass das Bad auch soziale Funktionen habe: „Kinder sollen Schwimmen lernen und sich in ihrer Freizeit sinnvoll beschäftigen – hier könnten sie es.“ Die 60-Jährige fügt hinzu: „Der Bezirk sollte nicht nur für den korrekten Zustand von Straßen und öffentlichen Gebäuden sorgen müssen, sondern auch für den Erhalt des Naturbads.“ Woanders seien die Freibäder überfüllt und das Naturbad, könne noch immer nicht genutzt werden.

Wer wird die Badeaufsicht übernehmen?

Neben der aufwendigen Sanierung gibt es ein weiteres Problem, wissen die Frauen: Der Verein Sicheres Wasser (SiWa), der im Sommer 2020 auch die Badeaufsicht im Sommerbad Altengamme übernommen hatte, steht nicht mehr zur Verfügung. „Wer wird für die Badeaufsicht zuständig sein? Vereine wie die DLRG haben kein Personal. Kann man jemanden für die Übernahme der Aufsicht bezahlen?“, möchte Nina Bayer wissen. Bärbel Daum fügt hinzu: „Und wie werden dann die Öffnungszeiten sein? Wieder stark eingeschränkt? Die Verantwortlichen müssen sich jetzt kümmern, damit hier wenigstens vom kommenden Jahr an wieder Betrieb herrscht.“

Das Bezirksamt Bergedorf hat ein Ingenieurbüro mit der Umsetzung der von der Bezirksversammlung beschlossenen Maßnahme beauftragt, teilt Ulf von Krenski mit. In dessen Zuständigkeit liege das Abschließen der Planung, die Ausschreibung und auch die Beauftragung der benötigten Baufirmen. Von Krenski könne die Aufregung nicht verstehen, zumal er längst eingeräumt habe, dass es mit einer Eröffnung in diesem Jahr nichts mehr wird: „Ob der Baustart im Juli oder im September ist, spielt doch keine Rolle, solange die Arbeiten zur Badesaison 2024 beendet sind – und das ist das Ziel.“ Die Maßnahme sei deshalb „nicht zeitkritisch“.

Auf Handwerker und auf Bauteile angewiesen

Nachdem lange um das benötigte Geld gekämpft werden musste und auch das Bewilligungsverfahren länger dauerte, sei man auf die Lieferungen benötigter Bauteile und auf zur Verfügung stehende Handwerker angewiesen. Zudem habe der Architekt drei Wochen Urlaub gehabt.