Bergedorf. Sechs Zellen, eine sichere Garage – und eine ausgeklügelte Architektur: Was Bergedorfs neues Polizeikommissariat alles bieten wird.

Der mächtige Rohbau mit seinen fünf Geschossen und der prägnanten, halbrunden Form scheint schon jetzt über den Bezirk Bergedorf zu wachen: Im Rekordtempo ist das neue Polizeikommissariat 43 am Sander Damm/Ludwig-Rosenberg-Ring in die Höhe gewachsen. Im Dezember 2022 war das Fundament gelegt worden – und schon im Frühjahr 2024 werden die gut 200 Bergedorfer Polizisten wahrscheinlich die Handelsschule verlassen und hier einziehen können.

„Wir werden beim Bau wohl den Zeitplan einhalten“, stellt auch Architekt Julian Scheffczyk (Architekturbüro Pflügelbauer & Scheffczyk) fest. Allerdings: „Dann muss ja auch noch die Haustechnik ran und die Inbetriebnahme vorbereiten.“ Keine Kleinigkeit, denn das neue PK 43 wird technisch auf dem allerneuesten Stand sein. Es geht nicht nur um WLAN und Digitalisierung. Sondern auch um Themen wie etwa die richtige Belüftung. Und eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, die funktionieren muss.

Bergedorfs neue Polizeiwache bietet auch ein modernes Raumkonzept

Doch Technik ist nicht alles. Wer jetzt durch die Räume des künftigen PK 43 geht, kann bereits erahnen, dass hier alles neu gedacht wurde. Ein modernes Raumkonzept ist entstanden. „Das Halbrund des Gebäudes, das ja durch die Lage bedingt ist, hat uns dabei an vielen Stellen in die Karten gespielt“, sagt Architekt Julian Scheffczyk.

Blick aus dem künftigen Büro des Wachhabenden in den Eingangsbereich. Ganz hinten die Wartezone für die Bergedorfer Besucher. Davor der Empfangstresen (bei der Bodenmarkierung), hinter dem der Wachtisch mit Funkgeräten sein wird. Links ein Stück zu erkennen: das Fenster des „sicheren Raums“.
Blick aus dem künftigen Büro des Wachhabenden in den Eingangsbereich. Ganz hinten die Wartezone für die Bergedorfer Besucher. Davor der Empfangstresen (bei der Bodenmarkierung), hinter dem der Wachtisch mit Funkgeräten sein wird. Links ein Stück zu erkennen: das Fenster des „sicheren Raums“. © Christina Rückert | Christina Rückert

Beispielsweise im Eingangsbereich: An die Sitzbänke im hellen Warteraum wird der Begrüßungstresen grenzen. Dahinter sitzen die Polizisten am Wachtisch an Funkgeräten und Co, während es vom Eingang betrachtet links einen Diskretionsraum gibt, in dem Anzeigen aufgenommen werden können. Was sich rechts befindet, können durch die Kurve des Gebäudes nur die Polizisten sehen, nicht aber die Besucher: Dort ist der sogenannte sichere Raum, in dem beispielsweise Menschen untergebracht werden, wenn sie eine Gefahr für sich oder andere darstellen. Das kann etwa bei Trunkenheit der Fall sein. Die Polizisten können durch ein Fenster in diesen Raum hineinschauen.

Ausgeklügelt ist auch der Weg, über den vorläufig festgenommene Menschen in die Wache gebracht werden. Es gibt eine sichere Garage, in der der Streifenwagen hält, sodass Polizisten den Festgenommenen direkt ins Gebäude führen können. Hier gibt es keine Treppen oder spitze Ecken, damit es bei einem möglichen Gerangel keine Verletzten gibt. Und hier führt der Weg direkt zu den Räumen, die die Beamten je nach Fall benötigen können: Ein Zimmer für die erkennungsdienstliche Behandlung, eines mit Spinden und Tresen für die Wertsachen des Festgenommenen, zudem natürlich richtige Zellen, sechs an der Zahl.

Wo früher der Eingang war, entsteht jetzt eine Küche

Von diesem Bereich im Erdgeschoss des Neubaus führt eine kleine Treppe in den nur noch zweigeschossigen, vormals dreigeschossigen Klinker-Altbau. „Hier war früher der Eingang“, sagt Architekt Julian Scheffczyk in einem großen Raum, in dem Heizungsmonteur Detleff Gerbe werkelt. Jetzt entsteht hier eine große Küche für die Beamten. An ihn angrenzend ein Essens- und Aufenthaltsraum sowie ein abgetrennter Bereich mit Sofaecke. „Die Polizisten haben sich auch etwas Gemütlichkeit gewünscht“, sagt er – und die sollen sie bekommen.

Nicht wiederzuerkennen: Hier war bis vor einem Jahr der Eingangsbereich der Wache. Jetzt steht Architekt Julian Scheffczyk (l.) hier mit Heizungsmonteur Detleff Gerbe in der künftigen Küche der Polizisten – samt angeschlossenem Aufenthaltsraum.
Nicht wiederzuerkennen: Hier war bis vor einem Jahr der Eingangsbereich der Wache. Jetzt steht Architekt Julian Scheffczyk (l.) hier mit Heizungsmonteur Detleff Gerbe in der künftigen Küche der Polizisten – samt angeschlossenem Aufenthaltsraum. © Christina Rückert | Christina Rückert

Ohnehin wird in dem fünfgeschossigen Gebäude Wert darauf gelegt, dass sich die Arbeitenden wohlfühlen: Hier und da gibt es mal eine kleine Teeküche oder Sitzecke. Die Spindräume sind großzügig, ebenso sind es die Sporträume.

Noch allerdings ist es in dem Rohbau wenig gemütlich. Überall stehen Baumaschinen, hängen Kabel aus den Wänden, wuseln Handwerker umher. Weil zum alten Treppenhaus ein neues Treppenhaus samt Aufzug dazugekommen ist, gleicht das neue Kommissariat zudem an manchen Stellen einem Labyrinth. Im Zweifel ist die Richtung aber trotzdem klar: Immer zum großen Halbrund gehen. Die großen, lichtdurchfluteten Räume an der runden Gebäudespitze sind in jeder Etage so etwas wie das Zentrum des Stockwerks.

Das Herzstück einer jeden Etage und hier ganz oben ganz besonders. In diesem halbrunden Raum entsteht die Befehlsstelle.
Das Herzstück einer jeden Etage und hier ganz oben ganz besonders. In diesem halbrunden Raum entsteht die Befehlsstelle. © Christina Rückert | Christina Rückert

Sie werden ganz unterschiedlich aufgeteilt. Mal gibt es ein „Open space“ – eine Art rundes Großraumbüro mit nur kleinen Einheiten zum einzelnen Arbeiten. Mal werden, wie bei der Kripo, einzelne Büros wie Tortenstücke entlang der Gebäuderundung verteilt. Der angrenzende Flur umschließt dort einen Besprechungsraum. Und im obersten Stockwerk sitzt das Herz des Kommissariates: Angrenzend an die Büros der PK-Leitung wird die Befehlsstelle entstehen, aus der heraus größere Einsätze geleitet werden können.

Auf den mehr als 4200 Quadratmetern des neuen Kommissariates (1500 Quadratmeter mehr als in der alten Wache) gibt es zudem etliche weitere Büros, dazu Vernehmungsräume, Lager-, Technikräume und einiges mehr. Der etwa 24 Millionen Euro teure Neubau soll aber auch einladend sein: Damit sich die Bürger wohlfühlen, soll nicht nur der Wartebereich ansprechend gestaltet werden. Auch vorm Eingang soll eine angenehme Atmosphäre geschaffen werden – mit einem Baum und Bänken darunter.