Bergedorf. Siegerentwurf für den Karstadt-Nachfolger am Bergedorfer Markt steht fest. Kleine „Tricks“ bei der Planung überzeugten die Jury.

Bis zuletzt wurde ein großes Geheimnis daraus gemacht, nun ist es offiziell: Das Gebäude, das als Nachfolger des kleinen Karstadt am Bergedorfer Markt entstehen soll, hat eine leicht historische Anmutung, zudem Giebel und Rundbögen. Getrennt durch eine Gasse, aber verbunden durch eine Tiefgarage, soll zudem rechts davon ein großes und markantes Solitär-Gebäude entstehen.

Diese Ideen des noch jungen Hamburger Architektenbüros Henrik Becker haben beim hochbaulichen Werkstattverfahren, in dessen Zuge auch interessierte Bergedorfer die Entwürfe kommentieren konnten, das Rennen um den ersten Platz gemacht. Im Stadtentwicklungsausschuss wurde der von einer Jury gekürte Siegerentwurf nun durch das mit dem Verfahren betraute Büro D&K drost consult vorgestellt.

Karstadt Bergedorf: Neues Gebäude ist weiß verputzt und historisch anmutend

„Es war eine kleine, aber verflixt schwierige Aufgabe“, stellte Uwe Drost von drost consult fest. Denn nicht weniger als eine Initialzündung für die Bergedorfer City war mit der im Frühjahr beschlossenen Aufgabenstellung von den Architekten erwartet worden: Einladend sollte es sein, mit einer besonderen Anziehungskraft in prominenter Lage, aber trotzdem städtebaulich verträglich, also nicht zu klotzig.

Im Erdgeschoss sollte Platz für Laden- und Gastronomieflächen sein, aber mit möglichst flexibel gestaltbaren Flächen. Wohnungen in den oberen Geschossen, eine Tiefgarage und der Wunsch nach einem Innenhof komplettierten die Vorgaben. Und das alles auf nur knapp 2000 Quadratmetern. Die Jury habe sich denn auch „ziemlich lange“ über Anforderungen und Entwürfe den Kopf zerbrochen, stellte Uwe Drost fest.

So soll sich die Bebauung am Bergedorfer Markt fortsetzen: Mit einem hohen Klinkerbau, hier die Ansicht aus Westen, also aus der Straße Hinterm Graben.
So soll sich die Bebauung am Bergedorfer Markt fortsetzen: Mit einem hohen Klinkerbau, hier die Ansicht aus Westen, also aus der Straße Hinterm Graben. © BGZ | Henrik Becker Architekt BDA

Das Resultat des Architektenbüros Henrik Becker sei nun aber „ein spannendes Ergebnis“, kommentierte Baudezernent Lars Rosinski. Denn das Büro entschied sich, den Wunsch einfach mit zwei Baukörpern zu lösen. Zum Markt soll das weiß verputzte und historisch anmutende Gebäude ein Hingucker sein und sich dennoch in die Umgebung am Markt einfügen. Und daneben, durch eine leicht abknickende Gasse getrennt, steht der kräftige hohe Rotklinker-Komplex, der wohl sieben Geschosse haben wird.

Das hohe Gebäude ist leicht gedreht und schaut zum Markt

Dass es ein paar „Tricks“ in der Planung gibt, überzeugte die Jury. Zum einen die leichte Drehung des hohen Gebäudes, sodass es dennoch zum Marktplatz schaut. Zum anderen die Gestaltung des kleineren, wohl viergeschossigen Gebäudes am Markt. Denn es ist kein durchgehender Komplex bis zur Straße Hinterm Graben, sondern eine Konstruktion aus zwei Häusern, die in der Gasse durch ein nur eingeschossiges Gebäude verbunden sind.

Auf dessen Dach passen nicht nur Kinderspielplätze und Gärten. Diese Gestaltung bringe auch „viel Licht in die Gasse“, lobte Uwe Drost. Dass sich in allen Gebäuden die Rundbögen im Erdgeschoss wiederfinden, galt trotz einiger Diskussionen letztlich auch als Pluspunkt. Gerade im „eher toten“ Bereich der Straße Hinterm Graben sei diese Belebung und der Zusammenhang zu den anderen Gebäuden wichtig, so die Jury.

Von den Bezirkspolitikern, die auch Vertreter in der Jury hatten, gab es überwiegend Lob für die Entwürfe – und sogar Zustimmung für die mutige Höhe des größeren Gebäudes. Nun sollen die Entwürfe schnell mit einem Funktionsplan konkreter werden, erklärte Stadtplaner Oliver Panz. Anlieferung, Lärm, Feuerwehranfahrt: All das muss geklärt werden, um an dieser Stelle, wo eigentlich nur zwei Geschosse erlaubt sind, neues Planrecht zu schaffen.

Detailansicht des geplanten Neubaus beim alten Karstadt am Markt in Bergedorf
Detailansicht des geplanten Neubaus beim alten Karstadt am Markt in Bergedorf © BGZ | Henrik Becker Architekt BDA

Politik stimmt auch ersten Plänen für den großen Karstadt zu

Politische Zustimmung gab es im Stadtentwicklungsausschuss auch für die bereits öffentlich gewordenen Pläne für den großen Karstadt und das Parkhaus an der Bergedorfer Schlossstraße. Dort gibt es zwar noch keine konkreten Planungen und Architektenentwürfe.

Aber ein städtebauliches Entwicklungsverfahren, in dem festgelegt wird, wo welche Baukörper stehen könnten, wurde jüngst ebenfalls erfolgreich abgeschlossen. Es sieht einen kleinteiligen Entwurf mit mehreren scheinbar eigenständigen Giebelhäusern im Sachsentor vor, dazwischen eine breite Passage zum Parkhaus an der Bergedorfer Schlossstraße. Dort soll sich Bergedorfs City zum Schlosspark öffnen, dessen Böschung etwas zurückweicht.