Hamburg. Ehrliche Wertung der Bürger zur Stadtentwicklung gewünscht: Was für ein Neubau passt in Bergedorfs prominenteste Baugrube am Markt?

Sogar das alte Verlagshaus der Bergedorfer Zeitung stand Pate: Sieben Entwürfe für den Neubau in der prominentesten Baugrube der City werben seit Freitag um die Gunst der Bergedorfer. Doch wer seine Wertung für den Nachfolger von Karstadt am Bergedorfer Markt abgeben will, jenem Areal, wo bis Mitte der 60er-Jahre Sitz unserer Zeitung war, muss sich beeilen. Der öffentliche Teil des Wettbewerbsverfahrens läuft nur noch am Sonnabend, 26. November, von 9 bis 15 Uhr in der ehemaligen Jack-Wolfskin-Filiale im Neubau des Einkaufszentrums CCB.

Anschließend werden alle Wertungen und ergänzenden Vorschläge der Bergedorfer samt der Ausstellung selbst für die Sitzung der Fachjury vorbereitet. Die nimmt sich am Mittwoch dann einen ganzen Tag Zeit, um den Sieger zu bestimmen. Mit dabei sind – wie schon vor zwei Wochen beim Thema Karstadt Sachsentor plus Parkhaus Schlossstraße – Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing und Bergedorfs Baudezernent Lars Rosinsky.

Stadtentwicklung: Neubau mit „überzeugender eigener Identität“ gefordert

Der Besuch der Präsentation im CCB ist eine Reise in Bergedorfs Zukunft. Schließlich soll der Neubau laut Ausschreibung nichts Geringeres sein, als eine Initialzündung für die Innenstadt, wobei das Projekt „eine überzeugende eigene Identität entwickelt“, ohne dabei die unter Denkmalschutz stehenden Gebäude seiner Nachbarschaft in den Schatten zu stellen.

Baugrube Karstadt am Bergedorfer Markt. Hier soll ein Neubau entstehen, der sich in die Nachbarschaft optimal einfügt.
Baugrube Karstadt am Bergedorfer Markt. Hier soll ein Neubau entstehen, der sich in die Nachbarschaft optimal einfügt. © Ulf-Peter Busse | Ulf-Peter Busse

Was das sein kann, haben die sieben Architektenbüros sehr unterschiedlich beantwortet. Die Auswahl reicht von vier bis sechs Etagen, von einem bis zu vier teils eigenständigen Gebäuden auf dem mit 2000 Quadratmeter doch eher kleinen Areal. Und die im Erdgeschoss vorgeschriebene durchgängige Einzelhandels- und Gastronomie-Etage wird mal mit halbrunden Bögen herausgearbeitet, mal fast unscheinbar in die Fassade integriert. Auch ein breiter Durchgang zur Straße Hinterm Graben gehört zu den Vorschlägen, beiderseits gesäumt von Schaufenstern.

Alle Entwürfe mit erstaunlich wenig Grün auf den Dächern und an den Fassaden

Die Struktur der vorgeschlagenen Gebäude reicht von geradezu filigranen Bauten mit teils schon ab dem zweiten Obergeschoss angedeuteten Spitzdächern über klobige Speicher bis zu einem durchgehenden Komplex aus Glas und grauem Beton, der fast schon wieder an den alten Karstadt-Bau erinnert. Die Fassaden werden mal mal mit Putz gezeigt, mal als Klinker oder auch mit Holz verkleidet, wobei auf den Visualisierungen erstaunlich wenig Grün auf den Dächern und an den Außenwänden zu sehen ist.

Das ist dafür umso üppiger im Innenhof vorgesehen, der sich auf dem Dach des Erdgeschosses mal eckig, mal geschwungen präsentiert. Umschlossen wird er stets von mehreren Etagen Wohnungsbau, denn den schreibt die Ausschreibung zwingend ab dem ersten Stockwerk vor. Mal ist der Innenhof abgeschottet und privat, mal über großzügige Außentreppen für jedermann erreichbar.

Stadtentwicklung ist von großem Interesse bei den Bergedorfern

Zumindest teilweise öffentlich soll in jedem Fall die Tiefgarage werden. Hier ist neben Stellplätzen für die Bewohner auch ein größerer Anteil für die Kunden der Geschäfte und Restaurants vorgesehen.

Das Interesse der Bergedorfer an der Präsentation war am Freitag gleich von Beginn an riesig: Nach der ersten Stunde zählten die Mitarbeiter der steg Hamburg, die die Ausstellung begleiten und für alle Fragen zu Verfügung stehen, bereits 30 von den Besuchern abgegebene Wertungsbögen. Erwartet wird wie vor zwei Wochen wieder ein großer Andrang – und mehr als 1000 schriftliche Beurteilungen der Bürger, die von der steg für die Fachjury bis zum Mittwoch zusammengefasst und aufgearbeitet werden.