Bergedorf. Vorplanungen für Strecke Bergedorf-Geesthacht soll es in diesem Sommer geben, verspricht die Behörde. Mit einem „Aber“.
Es ist erst ein halbes Jahr her, da machte Bergedorfs CDU Druck: Die Hansestadt Hamburg möge sich doch endlich klar und deutlich dazu bekennen, dass die alte Bahnlinie von Geesthacht nach Bergedorf tatsächlich reaktiviert werden soll – so wie es die Landesregierung Schleswig-Holstein gerade in ihrem Koalitionsvertrag getan habe.
Seitdem hat sich einiges getan: Bei einer Veranstaltung der Grünen in Geesthacht hat Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne)Anfang Mai tatsächlich seine „Unterstützung“ für das Projekt zugesagt. Und seine Behörde zieht nun nach: Auf Nachfrage heißt es, dass wohl noch in diesem Sommer eine vertiefende Grundlagenplanung für das Projekt starten soll.
Hamburg unterstützt Reaktivierung der alten Bahnlinie nach Geesthacht
Beide Länder würden an dieser Vorplanung arbeiten, heißt es – also an Details, die in der allgemeinen Machbarkeitsstudie von 2020 noch gar nicht geklärt wurden. Konkret gehe es beispielsweise um „Fragen zu den genauen Stationslagen der geplanten Zugangsstellen“, schreibt Dennis Krämer, Sprecher der Hamburger Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM). Und auch um die Auswirkungen „auf die etwaige spätere Betriebsdurchführung“ werde es gehen. Womöglich sind dann auch die Bedenken einiger Anlieger Thema.
Vom Resultat der Überlegungen hängt laut Hamburg das weitere Vorgehen ab. Sprecher Dennis Krämer: „Wenn das Ergebnis dieser Vorplanung so ausfällt, dass der volkswirtschaftliche Nutzen höher ist als die Kosten, würde der Bund die Maßnahme mit 90 Prozent der Summe fördern.“
Mit anderen Worten: Das Projekt muss sich rechnen, Bundesmittel müssten fließen, um den Ausbau dann auch tatsächlich zu realisieren. Es liege ja im Interesse beider Länder, „im Sinne einer realistischen Projektrealisierungsperspektive hierzu vorab nachhaltige Planungsgrundlagen zu schaffen“, meint Dennis Krämer.
Anders als früher steht jetzt die Verkehrswende im Fokus
Im Grundsatz aber stehe die Hansestadt zu dem Projekt: „Hamburg unterstützt den nach der Landtagswahl verstärkt vorgebrachten Wunsch Schleswig-Holsteins, besagte Strecke für den SPNV (Schienenpersonennahverkehr, die Red.) zu reaktivieren.“ Das sei im Übrigen gar keine „veränderte Priorität“, heißt es aus der Behörde, die es mit der „Mobilitätswende“ im Namen tatsächlich erst seit 2020 gibt. Mit den Entscheidungen der vorherigen Verkehrsbehörden, so klingt es zumindest durch, will sich die Behörde nicht gemein machen.
Die Idee, angesichts großer Pendlerströme in Richtung Hamburg die alte AKN-Trasse zwischen Geesthacht von Bergedorf zu reaktivieren, ist schon viele Jahre alt – und hatte meist mehr Sympathien auf der schleswig-holsteinischen, als auf der Hamburger Seite. Gilt die Streckenführung doch vor allem auf Bergedorfer Gebiet als problematisch. Denn hier bräuchte es, damit die Pendlerströme funktionieren, einen bisher nicht vorhandenen Queranschluss zum Bahnhof Bergedorf. Dieser müsste wohl an der vielbefahrenen Kreuzung Sander Damm/Weidenbaumsweg gebaut werden.
Bahnverbindung Hamburg-Geesthacht: Nächster Schritt ist die Grundlagenplanung
Anders als früher steht jetzt aber die Verkehrswende im Fokus, weg vom Auto. Hinzu kommt, dass mit dem geplanten Innovationspark und der dortigen Hauni-Ansiedlung eine künftig wohl viel frequentierte Station an der Strecke liegen könnte.
- S-Bahn Hamburg schafft Linien S11, S21 und S31 ab
- Was Bergedorf tut, um seine Wälder zu retten
- Vollsperrung B5: Bergedorfs City droht der Verkehrskollaps
Dennoch will eine reaktivierte Bahnlinie „sorgfältig geplant werden“, meint die Verkehrsbehörde. Den Interessen verschiedener Akteure müsse Rechnung getragen werden. Und weil zwei Länder verbunden würden, müssten erst viele Details geklärt werden, etwa Bürgerbeteiligung, bezirkliche Belange und anderes. „Dies geschieht gerade.“ Der nächste Schritt sei dann im Sommer die Grundlagenplanung.
Rückenwind aus Bergedorf haben die Planungen jedenfalls. Der Verkehrsausschuss hatte im Januar den CDU-Antrag in Teilen befürwortet und möchte die Flächen an den Gleisen so weit möglich für das Projekt freihalten. Das Bezirksamt betont, es sei „mit der BVM im Gespräch“ und werde „eingebunden, wenn es Konkreteres gibt“.