Bergedorf. Änderungen im Nahverkehr Hamburg kommen kurz vor Weihnachten. Was sich noch ändert und welche Gründe es dafür gibt.
- Fahrplanwechsel beim HVV: S21, S11 und S31 fallen weg
- Stattdessen kommen neue Linien hinzu
- Doch das hat Auswirkungen auf bestehende Routen
Die S 21 hat ausgedient, sie fällt ersatzlos weg, ebenso die S11 und die S31: Die S-Bahn Hamburg verändert zum Fahrplanwechsel im Dezember 2023 die Nummerierung ihrer Linien. Stattdessen kommen nach und nach neue Nummern – und Linien – hinzu: S4, S5 und S6.
Für Fahrgäste aus Richtung Bergedorf bedeutet das: Kurz vor Weihnachten fällt die Verstärkerlinie S21 weg, Kunden aus dem Südosten Hamburgs sind dann ausschließlich auf der Linie S2 unterwegs. Sie werden künftig, sofern sie Richtung über Jungfernstieg und Stadthausbrücke oder sogar bis Altona fahren möchten, einmal umsteigen müssen – am Hauptbahnhof in die S1 oder die S3. Als Gegenleistung bekommen sie ein nach Auskunft des Betreibers stabileres, leistungsfähigeres und pünktlicheres Gesamtnetz.
S-Bahn Hamburg schafft Linien S11, S21 und S31 ab: Folgen für Fahrgäste
Die S-Bahn Hamburg kalkuliert damit, dass von täglich rund 750.000 Fahrgästen (Referenzwert aus dem Vor-Corona-Jahr 2019) wegen des erneuerten Angebots 17.000 umsteigen müssen, die das bisher nicht mussten. Davon machen 4300 potenzielle Umsteiger auf der Strecke von Aumühle den größten Anteil aus.
Michael Hüttel, Leiter der Angebotsplanung bei der S-Bahn Hamburg, erklärte die neue Einstelligkeit bei der Vorstellung des neuen Liniennetzes im Hauptausschuss der Bergedorfer Bezirksversammlung so: „Bei Kundenbefragungen kam heraus, dass vielen das Verständnis für die Doppelnummerierungen fehlt.“ Dies könne letztlich nicht im Sinne des Verbrauchers sein. „Viel wichtiger sind doch eindeutige Linienwege mit eindeutigen Bezeichnungen“, meint ein Sprecher der Deutschen Bahn
S-Bahn Hamburg: Robustheit und Stabilität ergeben bessere Chancen auf Pünktlichkeit
„Genau genommen ist einmal mehr Umsteigen natürlich keine gute Nachricht“, sagt ein Bahn-Sprecher. Entscheidend sei aber, dass 4300 zusätzliche Umstiege aus und nach Bergedorf „bahnsteiggleich“ und „ohne Zeitverlust“ am Hauptbahnhof in die S3 oder S1 erfolgten.
Insgesamt, so hat die S-Bahn errechnet, sollen in der Gesamtbetrachtung auf alle Fahrgäste ab Dezember 2023 nur zwei Prozent mehr an Umstiegen erfolgen. „Damit machen wir das neue Netz robuster, stabiler und im Endeffekt auch pünktlicher, weil wir weniger Zugkreuzungen vor Altona und Hauptbahnhof haben und das Gesamtsystem entlasten. Das betrifft letztlich alle Fahrgäste“, lautet die Konklusion von S-Bahn-Angebotsplaner Michael Hüttel.
S-Bahn Hamburg: Das sind die Folgen für Bergedorf
Abgesehen davon hat die Entwicklung des neuen Liniennetzes für den Bereich Bergedorf nicht viel Neues zu bieten. „Es gibt keine anderen Strecken“, so Michael Hüttel.
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Ob es aber insgesamt bei dem Vortrag den anderen Parlamentariern wie Maria Westberg von der Bergedorfer Links-Partei erging? „Ich habe nicht verstanden, warum alles besser werden soll“, klagte die Politikerin aus Neuallermöhe. Fakt ist : Das Angebot aus Richtung Bergedorf stößt an Grenzen. Nun wolle man sich vor allem darauf konzentrieren, „Störungen zu begrenzen“, wie Hüttel sagt.
Probleme, weil Infrastruktur nicht mit Fahrgastanstieg mitwuchs
Das passt gut zur Überschrift der Stadt Hamburg und der Behörde für Verkehr und Mobilität (BVM), die zum Fahrplanwechsel im Winter alles dem Mantra von mehr Pünktlichkeit und mehr Stabilität im System unterordnen. Zuletzt wankte das Konstrukt S-Bahn gerade im Bergedorfer, aber auch im Harburger Raum bedenklich, weil das Angebot zwar im gesamten Streckennetz um 15 Prozent (1,7 Millionen zusätzliche Zugkilometer seit 2007) anstieg, jedoch nicht mir der Erhöhung der Fahrgastzahlen im selben Zeitraum um 30 Prozent (55 Millionen zusätzliche Fahrgäste) mithalten konnte. Die Folge gerade in Bergedorf: Zugausfälle, Betriebsstörungen gerade bei Zügen der neueren Baureihe, eine hohe Verspätungsquote und Frust bei den Fahrgästen.
Langzüge auf der Bergedorfer Strecke bis Ende 2020er-Jahre angekündigt
Die S-Bahn versuchte, darauf mit „spürbaren Verbesserungen“ seit dem Jahr 2019 zu reagieren. Etwa auf den Linien S2 und S21 durch deutliche Taktausweitungen, den Verzicht auf Kurzzüge und eine Stabilisierung des Fahrplans. Letzteres wurde durch den Sieben-Punkte-Plan „Für die Starke Schiene“ im Jahr 2019 von Deutscher Bahn und Wirtschaftsbehörde umgesetzt, um durch Umzäunungen der Trasse zwischen Bergedorf und Hauptbahnhof oder eine schnelle Eingreiftruppe im Falle eines Defekts Störungen des Fahrbetriebs zu minimieren.
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Was noch besser werden soll: Die Zugabstände auf der S2 sollen durch den Hamburg-Takt verdichtet werden. Jeder Hamburger erhält somit von morgens bis abends die Chance, eine S-Bahn zu bekommen. Dazu will die S-Bahn auf der Bergedorfer Strecke bis Ende der 2020er-Jahre Langzüge einführen: Dazu soll zeitnah auch die Umsetzung eines Infrastrukturpaket greifen. Neben drei neuen Gleichstromrichterwerke in den Bereichen Lohbrügge, Neuallermöhe und Rothenburgsort zur Optimierung der Stromversorgung soll eine zusätzliche Weiche in Bahnhofsnähe Bergedorf errichtet werden.
Von S1 bis S6: Die neue S-Bahn-Nomenklatur
Neben dem leichteren Linienverständnis – neben S1, S2, S3 bis zum Jahr 2030 sukzessive Einführung der weiteren Linien S4 Altona–Bad Oldesloe und S6 Elbgaustraße–Neugraben plus der S5 von Stade nach Kaltenkirchen, dazu Abschaffung der zweistelligen Nummern wie bisheriger S21 – könnte Bergedorfer Pendler mehr oder minder direkt diese Neuerungen betreffen: Auf der Linie S3 im Süden der Stadt soll ab Dezember 2023 ein Langzug in der Hauptverkehrszeit zwischen 6 und 19 Uhr rollen. Weiterhin wird diese Linie nicht mehr wie bisher bis nach Stade fahren, sondern in Neugraben enden. Wer weiter nach Niedersachsen fahren möchte, nutzt ab Winter 2023 die Linie S5 zwischen Elbgaustraße und Stade.
Bergedorfs Politik goutiert weitestgehend die Neuerungen für S-Bahnfahrer: „Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sind den Bergedorfer S-Bahnfahrern wichtig“, lobt CDU-Fraktionschef Julian Emrich die Kernelemente der neuen S-Bahn ab Dezember 2023, „das können Sie ja auch an den Einträgen in den S-Bahn-Facebookgruppen erkennen.“ Offenbar sei die S-Bahn aber nun für die Zukunft gewappnet.