Bergedorf. CDU fordert mehr Tempo bei dem Projekt, zumal Schleswig-Holstein viel weiter sei. Warum die Bergedorfer Koalition den Antrag ablehnt.

Seit Jahren schon ist es eines der Projekte, die nie voranzukommen scheinen: Nachdem 2020 eine Machbarkeitsstudie zur Wiederbelebung der Bahnlinie von Geesthacht nach Bergedorf positiv abgeschlossen wurde, prüfen zwar Hamburg und Schleswig-Holstein das Projekt.

Doch weil konkrete Ergebnisse nun schon wieder seit Jahren ausstehen, macht Bergedorfs CDU Druck: In der Bezirksversammlung forderte die Fraktion jetzt in einem Antrag, Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann möge zügig Gespräche mit den zuständigen Behörden beider Länder aufnehmen und sich für einen Fortgang einsetzen.

Bahnlinie Geesthacht–Bergedorf: Hamburg muss Signal setzten

„Langsam wird es Zeit für ein Signal der Politik und Verwaltung aus Bergedorf und Hamburg“, mahnte Jörg Froh (CDU). Denn Schleswig-Holstein sei bereits um einiges weiter. CDU und Grüne dort hätten das Vorhaben in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten. Auch Grundstücke an der Bahntrasse in Geesthacht würden bereits freigehalten. Und bei einer Bürgerversammlung in Geesthacht hatte ein Planer des Verkehrsverbundes Schleswig-Holstein (NAH.SH) dem Projekt im Oktober eine „vielversprechende“ Ausgangslage bescheinigt.

Das Potenzial liege demnach bei etwa 7000 Fahrgästen täglich, „womit eine Wirtschaftlichkeit gegeben wäre“, stellte Jörg Froh fest. Nun gelte es, schnell wichtige Fragen zu klären, mahnte er. Denn beispielsweise liege ja auch der geplante Innovationspark teilweise an der Trasse.

Auch die Bergedorfer Koalition sieht Gesprächsbedarf – aber im Ausschuss

Die Forderung der Bergedorfer CDU nach mehr Planungstempo ist nicht neu: Schon 2021 war ein ähnlicher Vorstoß von der Koalition aus SPD, Grünen und FDP abgelehnt worden, erinnerte Froh. Denn das Projekt sei ja bereits in Hamburg in Arbeit, so hieß es damals. Nun hingegen sieht auch die Bergedorfer Koalition Informationsbedarf.

Den Antrag beschließen wollte sie so zwar nicht – jedoch möchte sie nun im Verkehrsausschuss mit einem Referenten der Verkehrsbehörde (BVM) den Sachstand diskutieren. „Sonst wird der zweite Schritt vor dem ersten getan“, meinte Grünen-Fraktionschefin Frauke Rüssau. „Ohne die BVM werden wir das Thema nicht lösen können.“

AfD und Die Linke geht das, wie der CDU, zu langsam. Ausgerechnet die Grünen seien der Bremser, meinte Lutz Jobs (Die Linke): „Es gab mal Zeiten, da fanden es auch die Grünen schick, nicht so viele Autos durch Bergedorf zu schicken und so viel CO zu produzieren.“ Doch Hamburg und vor allem die SPD habe wohl eine Abneigung gegen neue Bahnsysteme: „Sie ist eine Anti-Straßenbahn-Partei“. Er resümierte: „Die Bremser sitzen nicht in Geesthacht, sondern vor allem in Hamburg.“

Senator Tjarks machte im Mai wenig Hoffnung

Mit der Koalitionsmehrheit wurde der Antrag dennoch in den Verkehrsausschuss überwiesen. Ein Referent soll nun erklären, wie weit die wohl bis Ende des Jahres laufenden Prüfungen sind. Dennis Krämer, Sprecher der Verkehrsbehörde, sagte am Freitag, Hamburg stehe dem Projekt „grundsätzlich positiv gegenüber und steht mit Schleswig-Holstein im konstruktiven Austausch zur Reaktivierung der Strecke.“ Die vorliegende Machbarkeitsuntersuchung werde aktuell auf Plausibilität überprüft. „Es ist vereinbart, dass sich Hamburg und Schleswig-Holstein im kommenden Jahr auf Grundlage der Überprüfungen über die nächsten Schritte verständigen.“