Hamburg. So viele Schiffe wie 2022 kamen noch nie nach Hamburg. Und kommendes Jahr sollen es sogar noch mehr werden. Was die Branche 2023 plant.

Die Corona-Pandemie hatte die Kreuzfahrtschifffahrt zeitweise zum Erliegen gebracht. 2020 mussten alle Anbieter ihre Seereisen einstellen, die Schiffe stilllegen. 2021 startete die Saison erst im Frühsommer mit wenigen Schiffen, die zum Teil halb leer in See stachen. Aber nach zwei Jahren coronabedingter Einbußen zieht das Geschäft wieder an. Und zwar mit Wucht. Das gilt insbesondere für den Hafen Hamburg. Die Hansestadt verzeichnet in diesem Jahr nämlich einen neuen Rekord an Schiffsanläufen.

Insgesamt werden es bis zum Jahresende 280 Anläufe von 49 unterschiedlichen Schiffen sein. Damit übersteigt die Zahl sogar die Höchstmarke aus dem Vor-Corona-Jahr 2019, in dem 210 Schiffsanläufe gezählt worden waren. Zusätzlich werden in diesem Jahr 47 Anläufe von Flusskreuzfahrtschiffen verzeichnet, wie der Kreuzfahrtterminalbetreiber Cruise Gate Hamburg (CGH) am Dienstag bekannt gab.

Hafen Hamburg mit "starkem Comeback" bei Kreuzfahrten

„Die Kreuzfahrt in Hamburg hat nach zwei Jahren coronabedingter Einschränkungen ein starkes Comeback hingelegt“, sagte Simone Maraschi, Geschäftsführer der CGH. „Wir freuen uns sehr über diese große Nachfrage an Seereisen ab der Hansestadt und sehen den Zuspruch auch als Anerkennung für die enormen Anstrengungen und die Anpassungsfähigkeit, die die gesamte Branche in der zurückliegenden Zeit bewiesen hat.“

Wurde mit den Schiffsanläufen ein Rekord aufgestellt, blieb die Zahl der Passagier jedoch hinter den Höchstständen vergangener Zeiten zurück. 2022 wurden 750.000 Passagiere gezählt. Das sind etwa 150.000 weniger als im Spitzenjahr 2018. Gründe sind, dass die Reedereien die Auslastung aufgrund der Pandemie gedrosselt hatten und vor allem kleinere Schiffe nach Hamburg kamen. Derzeit steht in der Hansestadt nur ein Liegeplatz für große Schiffe mit 300 Meter Länge und mehr zur Verfügung, am Kreuzfahrtterminal Steinwerder.

Insgesamt acht Erstanläufe sind 2023 geplant

Neu sei die Entwicklung, dass man ab Hamburg nicht nur die klassischen Ziele in Nord-, Ostsee, unter anderem Skandinavien, bereisen könne, sondern auch vermehrt Fernreisen in die Karibik oder um die Welt von Hamburg aus angeboten würden, sagte Maraschi. War es früher üblich, dass die Kreuzfahrtsaison ab Hamburg mit dem Winteranfang endete, würden inzwischen das ganze Jahr über Seereisen angeboten. „Winterreisen ab Hamburg sind inzwischen ein fester Bestandteil der Planungen bei den Reedereien geworden.“

Auch für das kommende Jahr erwartet Maraschi weiteres Wachstum. „2023 sind 284 Anläufe von Hochseeschiffen geplant sowie weitere 37 von Flusskreuzfahrtschiffen.“ Das führe zu mehr Kreuzfahrtgästen. Maraschi rechnet mit 780.000 bis eine Million Passagieren. Für Kreuzfahrtbegeisterte gibt es dann auch eine Menge anzuschauen. So sind acht Erstanläufe geplant, darunter zwei Schiffe von neuen Reedereien. Am 3. Mai wird die „Ocean Albatros“ von Albatros Travel erwartet und am 21. August die „Explora I“ der Reederei Explora Journeys.

Dazu werden am ersten Mai-Wochenende zum Hafengeburtstag sieben Kreuzfahrtschiffe erwartet – vier allein von der Reederei Aida Cruises, mit Sitz in Rostock und Hamburg. Maraschi will zudem die Nutzung der Kreuzfahrtterminals erhöhen, in dem er sie verstärkt für Konzertveranstaltungen oder Firmenfeiern öffnet. Im vergangenen Sommer gab es vier größere Veranstaltungen im Terminal Steinwerder. Am Parkplatz davor wurde jetzt für die Winterzeit ein Konzertzelt aufgebaut.

Cruise Days: Im September sind gleichzeitig acht Kreuzfahrtschiffe zu Gast

Auch die Cruise Days kehren zurück: Zwischen dem 8. und dem 10. September werden acht Hochseeschiffe die Elbe hinauf kommen und zwei Flusskreuzfahrtschiffe den Strom herab. Die gesamte Liste mit An- und Abfahrtzeiten sowie den Liegeplätzen ist auf der Internetseite www.cruisegate.hamburg.de/Schiffsankuenfte verzeichnet.

Mit der Zahl der Kreuzfahrtschiffe wächst der Bedarf an Liegeplätzen. Im Bau befindet sich deshalb das neue Kreuzfahrtterminal in der HafenCity, das 2025 fertig und ein altes Provisorium ersetzen wird. Es ist für kleinere Schiffe mit 1500 bis 1800 Passagieren gedacht. Besonderheit: Aufgrund der Enge in der HafenCity, werden die Passagierzufahrten per Taxi und Bus sowie die Lieferverkehre über zwei unterirdische Geschosse abgewickelt. Für den Wechsel an Bord stehen zwei oberirdische Etagen zur Verfügung.

Neben dem Bau des Terminals für kleine Schiffe sieht Maraschi einen wachsenden Bedarf an Liegeplätzen für große Schiffe. „In den kommenden Jahren gehen zahlreiche Schiffe in Fahrt sein, die länger als 300 Meter sind“, sagte er. Wie berichtet, erwägt der Senat deshalb den Ausbau des Kreuzfahrtterminals Steinwerder und die Einrichtung eines zweiten Liegeplatzes. Im kommenden Jahr soll dazu eine Machbarkeitsstudie vorliegen.

Hafen Hamburg plant Landstrom für alle Kreuzfahrtschiffe

Der Chef der zuständigen Hamburg Port Authority (HPA), Jens Meier, dem die CGH untersteht, sagte, dass ein Ausbau des Kreuzfahrtterminals eng auf die übrigen Belange des Hafens abgestimmt werden müsse. Genau gegenüber der Halbinsel Steinwerder hat beispielsweise der Containerterminal Tollerort seinen Sitz.

Was Meier allerdings zusicherte, das ist der Ausbau der Landstromversorgung für Kreuzfahrtschiffe. Nach dem Kreuzfahrtterminal in Altona, das bereits 2016 elek­trifiziert wurde, ist nun das Terminal auf Steinwerder dran, das in der zweiten Jahreshälfte 2023 eine Landstromversorgung anbieten will. Mit der Inbetriebnahme des dritten Kreuzfahrtterminals in der HafenCity 2025 sollen dann alle Liegeplätze elektrifiziert sein. „Damit setzt der Hamburger Hafen ein deutliches Zeichen für mehr Umweltschutz – und trägt auch der Erwartungshaltung der Hamburgerinnen und Hamburger an einen stadtnahen Hafen Rechnung“, sagte Meier.

Hafen Hamburg: Nur ein Bruchteil der Kreuzfahrtschiffe nutzt Landstrom

Weiterhin mau sieht es allerdings mit der aktuellen Nutzung der verschiedenen Stromanschlüsse aus: In der Saison 2022 wurde die Landstromanlage am Terminal Altona gerade einmal bei 30 Anläufen genutzt. Vier weitere Schiffe hätten aber die sogenannten Integrationstests durchgeführt, um zu prüfen, ob ihre Anlagen kompatibel mit dem Stromanschluss an Land seien, hieß es. Für 2023 würden Integrationstests für zwölf weitere Schiffe angestrebt, sagte Maraschi. Insgesamt soll die Landstromnutzung dann auf 50 Schiffsanläufe ausgedehnt werden.

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