Bergedorf. Taskforce-Chefin Anita König aus dem Bethesda Bergedorf ist vorsichtig optimistisch. Aber es gibt auch einen Notfall-Plan.

Der Blick auf den Corona-Herbst 2022 macht Anita König nachdenklich: „Die Zahlen werden wieder deutlich steigen“, sagt die Anästhesie-Chefärztin und Leiterin der Taskforce Corona in Bergedorfs Agaplesion Bethesda Krankenhaus. „Aber ich habe das Gefühl, dass wir das auch im dritten Corona-Winter gut hinkriegen.“

Allerdings sei das wieder eine Gratwanderung – und ihre optimistische Voraussage nur das persönliches Bauchgefühl nach zweieinhalb Jahren als oberste Krisenmanagerin der Klinik am Glindersweg: „Die Wirklichkeit ist: Wir behandeln schon seit Wochen durchschnittlich 14 Corona-Patienten gleichzeitig. Das sind für Juli und August ziemlich viele. Sollte sich ihre Zahl verdoppeln, vielleicht sogar über 30 steigen, bekommen wir personell wie räumlich große Probleme.“ Schließlich müsse jeder Corona-Patient isoliert werden und jede seiner Behandlungen in kompletter Schutzkleidung erfolgen.

Corona-Herbst: Sorge bereitet der lasche Umgang der Bevölkerung mit dem Virus

„Die größte Sorge macht mir der lasche Umgang mit dem Virus in der Bevölkerung. Corona ist heute deutlich präsenter als noch vor einem Jahr. Auch wenn die Verläufe überwiegend leichter sind, wir erleben gerade eine große Infektionswelle, die auch wieder schwere Fälle hervorbringt“, verweist Anita König auf aktuell zwei Patienten, die wegen Corona auf der Intensivstation des Bethesda liegen. „Zudem behandeln wir auch wieder vermehrt 30- oder 40-Jährige mit schweren Verläufen.“

Kommt es zu einer deutlichen Steigerung der Corona-Zahlen in der Klinik, sieht der von König und ihrer Taskforce aus Chefärzten, Geschäftsführung, Einkaufsleitung und Hygiene-Fachkräften fürs Bethesda entwickelte Notfallplan mehrere Stufen vor. Zunächst würde der heute 14-tägige Rhythmus der Taskforce-Sitzungen deutlich verkürzt, bis zu täglichen Treffen. Parallel könnten die bisher auf fast alle Abteilungen verteilten Corona-Patienten im ersten Schritt wieder auf einer zentralen Isolierstation zusammengefasst werden.

Corona-Herbst: Intensivstation notfalls von 14 auf 18 Betten erweitern

In der nächsten Stufe würde sie vergrößert und auch die Intensivstation von heute 14 auf 18 Betten erweitert werden. „Aber das alles geht nur, wenn wir genügend Personal haben“, sagt König. „Reicht das etwa wegen eines hohen Krankenstandes nicht aus, müssten andere Stationen geschlossen und planbare OPs abgesagt werden.“ Das geschehe dann in enger Absprache mit der Gesundheitsbehörde – auch weil dieser Schritt der Klinik die finanzielle Basis entziehen würde. „Die Verluste müssten, wie zuletzt 2021, über einen öffentlichen Rettungsschirm für die Krankenhäuser ausgeglichen werden“, ergänzt Klinik-Sprecher Matthias Gerwien. „Der ist bisher aber nicht in Sicht.“

Letzte Stufe wäre schließlich, alle Hamburger Corona-Patienten in einer zentralen Klinik der Hansestadt zusammenzulegen. „Das wurde 2020 schon einmal diskutiert, von der Behörde damals aber verworfen“, sagt Anita König. „Doch ich habe kein Problem, das in einer extremen Situation auch jetzt wieder zu fordern. Schließlich geht es aus unserer Sicht in einem solchen Fall darum, das Bethesda für die Versorgung der Bergedorfer außerhalb von Corona offen zu halten.“

Dass es in diesem Corona-Herbst so weit nicht kommen wird, macht Anita König am Team ihrer Klinik fest: „Wir sind durch Einsatzbereitschaft und professionell-vorsichtigen Umgang mit dem Virus bisher schon sehr gut durch die Pandemie gekommen. Nun sind die Abläufe weiter perfektioniert, die Teams trainierter, die Datenlage und nicht zuletzt die Behandlungsmöglichkeiten etwa zur Antikörperbildung deutlich verbessert. Da kann eigentlich fast nichts mehr schiefgehen.“