Bergedorf. Die Jury hat entschieden: Kleinteilig aber auch großzügig sind Aspekte für die Stadtentwicklung von Sachsentor bis Schlosspark.
Die Würfel sind gefallen für die Zukunft der Bergedorfer Innenstadt – auch wenn Bezirksamt und Grundeigentümer noch ein großes Geheimnis aus der Entscheidung machen: Am Mittwoch hat die Jury um Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing mehr als neun Stunden getagt, um aus den vor einer Woche im CCB von Hunderten Bergedorfern begutachteten neun Entwürfen die beste Perspektive zu finden für das große Karstadthaus im Sachsentor samt dem dahinter liegenden Parkhaus an der Schlossstraße und ihrer Umgebung bis hin zum Schlosspark.
Nach Informationen unser Zeitung gibt es zwei Sieger: Das Bahrenfelder Architektenbüro Schenk Fleischhaker überzeugte mit seinem kleinteiligen Entwurf, der für den Neubau auf dem Karstadt-Areal mehrere scheinbar eigenständige Giebelhäuser und dazwischen eine breite Passage zum Parkhaus an der Schlossstraße vorsieht.
Offener Übergang von der City in den Schlosspark
Die Grundlagen für den Parkhaus-Nachfolger sollen dagegen die „B99 Architekten“ aus Altona legen. Deren Entwurf öffnet den Übergang von Bergedorfs City in den Schlosspark, indem im Erdgeschoss eine großzügige Gastronomie mit Blick ins Grün angesiedelt wird – und neue Bäume samt Sitzgelegenheiten die Natur und die Naherholung ein Stück in die City vorrücken lassen.
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Beide Sieger sind Perspektiven der Bergedorfer Stadtentwicklung, die auch bei den Besuchern der Ausstellung im CCB bereits große Zustimmung erhielten. Schließlich schaffen sie mit der breiten Passage und dem deutlich vergrößerten Platz an der Ecke Vinhagenweg/Bergedorfer Schlossstraße neue attraktive Freiräume, die von Geschäften, Restaurants, Kultur und innovativen Treffpunkten gesäumt werden können. In den drei bis fünf Etagen darüber sollen neue Wohnungen entstehen, während für die Autos Tiefgaragen angedacht sind.
Entlang des Sachsentors greift der Entwurf des Büros Schenk Fleischhaker die Kleinteiligkeit dieser historisch gewachsenen Einkaufsstraße auf. Allerdings können hier fast alle Läden flexibel vergrößert oder verkleinert werden. Und ganz nebenbei sorgt der breite Durchgang dafür, dass Bergdorfs Innenstadt auch gefühlt um die Geschäfte an der Schlossstraße erweitert wird.
Für die Zukunft der City muss der Riese aus Stahlbeton weichen
Sie haben Bergedorfs Zukunft im Blick – und seine mehr als 850 Jahre zurückreichende Vergangenheit: Die Sieger des Wettbewerbs „Entwicklung der Bergedorfer Innenstadt“ setzen mit ihren Plänen für die Neubauten auf den Flächen des ehemaligen großen Karstadthauses und des Parkhauses dahinter auf die „Bewahrung der historischen Strukturen“. Dafür sei es unvermeidlich, die „derzeit als städtebauliche Fremdkörper die Weiterentwicklung der attraktiven Bergedorfer Innenstadt mit den angrenzenden historischen Orten“ hemmenden Riesen aus dem typischen Stahlbeton der 60er-Jahre anzureißen und auch ihre Umgebung wie den Schlosspark mitzudenken.
So beschreiben es die „B99 Architekten“ aus Altona, die von der Fachjury um Oberbaudirektor Franz-Josef Höing Mittwoch den Zuschlag für die Entwicklung des Parkhaus-Areals erhielten und das Bahrenfelder Büro Schenk Fleischhaker, das nun für den Nachfolger von Karstadt verantwortlich zeichnet. Beide sehen die zentralen Grundstücke als Chance, Bergedorfs City nachhaltig aufzuwerten und zukunftsfähig zu machen.
Bergedorfs City und Schlosspark rücken wieder enger zusammen
So wird ein breiter Durchgang das Sachsentor und die Schlossstraße verbinden, um Bergedorfs wichtigste Bummelmeile zu verbreitern. Zudem rücken City und Schlosspark nach 60 Jahren baulicher Trennung wieder enger zusammen, etwa indem der Vinhagenweg von seiner abweisenden Böschung befreit wird, die den Schlosspark samt Wochenmarkt heute vom Parkhaus trennt. Als Ersatz gibt es zusätzliches Grün, das sich weit in die City zieht und ganz nebenbei die Schlossstraße von ihrem Hinterhof-Image befreit.
An deren Kreuzung mit dem Vinhagenweg planen die Büros einen neuen Treffpunkt. Ähnlich wie der benachbarte Kaiser-Wilhelm-Platz, nur ergänzt um ein großzügiges Café, soll das Areal „Am Schlossplatz“ heißen. Oben drüber gibt es im Neubau bis zu fünf Wohnetagen und einen großzügigen Innenhof, der im ersten Stockwerk über dem durchgehenden Erdgeschoss liegt.
Auch der Karstadt-Nachfolger wird mit Innenhof und komplettem Erdgeschoss geplant – hier für Geschäfte sowie Gastronomie und zwei bis drei Stockwerken mit Wohnungen darüber. Allerdings wird die ebenerdige, bis zu zehn Meter breite Passage, diesen Neubau in zwei Teile teilen.
Details werden am 7. Dezember im Stadtentwicklungsausschuss besprochen
Wann die Pläne Realität werden, ist noch offen. Sie müssen erst in konkrete Architektenentwürfe, vielleicht auch einen Architektenwettbewerb überführt werden, bevor Baumaschinen anrücken können. Details werden am Mittwoch, 7. Dezember, im Stadtentwicklungsausschuss besprochen (18 Uhr; Rathaus, Wentorfer Straße 38), wenn auch die Juryentscheidung für die beiden Sieger-Büros offiziell vorgestellt wird.
Schneller geht es beim bereits abgerissenen Karstadt am Bergedorfer Markt: Hier steht der Architektenwettbewerb kurz vor dem Abschluss. Den Bergedorfern werden die Entwürfe der sieben teilnehmenden Büros bereits am Freitag, 25. November, von 13 bis 19 Uhr sowie am Sonnabend, 26. November, von 9 bis 15 Uhr im Einkaufszentrum CCB vorgestellt – (frühere Fläche Jack Wolfskin) mit der Möglichkeit, Wertung und Anmerkungen abzugeben. Die Fachjury tagt am Mittwoch, 30. November.