Bergedorf. Die Anlage wurde mit grauer Farbe optisch so hergerichtet, wie sie 1902 war. Doch kann auch die alte Technik wiederbelebt werden?

Es dauert nur noch ein paar Tage, dann ist Bergedorfs alter Hafenkran am Serrahn endlich keine Baustelle mehr. Restaurator Hans-Jürgen Weber geht davon aus, „spätestens Ende November“ mit allen Arbeiten fertig zu sein – sofern das Wetter mitspielt.

Der 55-jährige Experte für die Aufarbeitung von historischen Krananlagen und Maschinen ist seit Juni dabei, das Relikt von 1902 wieder zum Hingucker zu machen. Für die Restaurierung saß er mal auf dem Krandach, arbeitete am Ausleger oder befreite die Scheiben von der Jahrzehnte alten Farbe, die den Blick ins Innere des technischen Wunderwerks bisher verhinderte.

Kran am Serrahn lässt sich mit Kurbel wieder drehen

„Jetzt hat er wieder das Grau, das er auch bei seiner Einweihung vor 120 Jahren trug“, sagt Weber, der den metallenen Senior sogar halbwegs wieder gangbar gemacht hat. Mit einer Kurbel im Inneren lässt sich der Kran nun relativ einfach von Hand drehen.

„Leider reicht das Geld nicht, um auch seine alte Technik wieder funktionsfähig zu machen“, bedauert der Experte. Denn der gemütlich wirkende, kreisrunde 5-Tonnen-Kran mit seinem winzigen Ausleger ist weit mehr als nur ein Blickfang aus vergangenen Zeiten: Es handelt sich um einen Elektroantrieb, der 1902 das Modernste war, was es in Deutschland gab.

Hochmoderne Elektrotechnik anno 1902

Tatsächlich orderte die 1902 noch eigenständige Stadt Bergedorf die Technik genau aus diesem Grund. Denn der Serrahn war seinerzeit die hochmoderne Erweiterung des Bergedorfer Hafens, der bis dahin 100 Meter entfernt auf der Fläche des heutigen Körberhauses lag. Am Serrahn wurden erstmals gemauerte und nicht bloß hölzerne Kaimauern errichtet, es gab insgesamt sogar drei Kräne und viele weitere teure Besonderheiten, für die sich die Stadt Bergedorf massiv verschuldete.

Ob der letzte verbliebene kleine Kran auf Bergedorfs neuer Gastromeile nun vielleicht irgendwann doch noch elektrotechnisch wieder gangbar gemacht wird, liegt übrigens nicht allein an den Kosten. Vielmehr fehlt ein fachkundiger Betreiber, der das Gerät ab und zu auch für Vorführungen in Gang setzen kann. Denkbar wäre eine Kooperation mit dem Museum der Arbeit in Barmbek, das am Osterbekkanal über einen funktionsfähigen Rolldrehkran von 1915 verfügt. Und gibt es dort Vorführungen, sitzt nebenbei niemand anderes an den Hebeln, als Hans-Jürgen Weber.