Bergedorf. Das Bergedorfer Schlossmuseum wird saniert – und auch konzeptionell überarbeitet. Aber wie? Kulturausschuss fordert Antworten.
Sägen, hämmern, scheppern: Es rumort derzeit im Bergedorfer Schlossmuseum. Wo sonst Exponate zur 900-jährigen Regionalgeschichte zu sehen sind, werkeln Handwerker in den leer gefegten Räumen. Wahrscheinlich noch bis zum Jahresende erneuern sie Stromleitungen, tauschen Glühbirnen (neue LED) und Heizkörper aus (für den hydraulischen Abgleich), malen die Wände frisch an und sanieren die Fußböden.
Zwar gibt es noch Veranstaltungen wie Konzerte, das Bastelangebot für Kinder am Sonntag, 20. November, oder einen adventlichen Kunsthandwerkermarkt am 26. und 27. November. Doch „tatsächlich gibt es innen gerade wenig zu sehen, dafür aber ist der Eintritt frei“, sagte Bergedorfs Verwaltungsdezernent Ulf von Krenski jetzt im Kulturausschuss – und gesteht ein: „Das ist nicht besonders glücklich, dass von dem Umbruch nichts am Eingang und auch nicht auf der Homepage steht.“
Bergedorfer Schlossmuseum: Besucher wurden befragt
Warum aber informiert das Museum nicht, ärgert sich Rudi Walter (Die Linke), der zudem jährlich nach der Konzeption für die neue Dauerausstellung fragt, um „endlich mal die Schwerpunkte und einen roten Faden zu erkennen“. Didaktisch überholt sei die Präsentation der Heimatgeschichte, hatte Museumsleiterin Dr. Schanett Riller längst erklärt: „Es gibt keinen Multimedia-Einsatz, sondern sehr lange Texte auf grauem Grund“, hatte sie moniert und wollte „das Konzept interaktiv und partizipativ überarbeiten“.
In mehreren Umfragen wurden die Besucher gefragt, was sie in der neuen Ausstellung anders haben möchten: Die Antworten, so Riller, seien weit gefächert: „Sie lauteten zum Beispiel mehr Ritter, mehr Interaktivität, mehr Schlossgeschichte oder mehr 20. Jahrhundert. Wir greifen auf, was möglich ist, aber nicht immer gibt es dazu tatsächlich historische Quellen oder historische Objekte, die man für das museale Erzählen braucht.“
Politiker kritisiert Museumsbeirat: „Das ist ein Geheimrat“
Auch soll in die neue Ausstellung mit einfließen, wie die Bergedorfer ihren Bezirk betrachten: Sehen sie sich als Hamburger, als Bergedorfer oder als Spadenländer? Wer mag, kann noch mitmachen. Wann indes die neue Ausstellung kommt, ist noch ungewiss, „weil pandemie- und kriegsbedingt viele zeitliche Planungen eh immer wieder überworfen werden“, so die Museumschefin, die sich viermal jährlich mit dem Museumsbeirat abspricht, der von der Bezirksversammlung gewählt wurde.
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Was aber genau dieser Beirat bespricht, scheint vielen ein Rätsel zu sein. „Das ist ein Geheimrat, dessen Entscheidungen nicht öffentlich werden, weil niemand die Protokolle einsehen kann“, ärgert sich Rudi Walter: „Als wenn hier im Kulturausschuss nur Trottel sitzen würden.“ Von der CDU bekommt er Rückendeckung: „Warum berichten hier keine Vertreter über ihre Pläne?“ (Erika Garbers). Auch die SPD will „über den Sachstand informiert werden“, so Clara Lenné, die nun hofft, dass Schanett Riller in der Februar-Sitzung mehr erläutert – „mit einem schriftlichen Handout für uns“.
Verwaltung prüft Veröffentlichung
„Sie werden staunen, wie langweilig die Protokolle sind“, meint Beiratsmitglied Dr. Geerd Dahms (FDP), der frisch zum Vorsitzenden des Kulturausschusses gewählt wurde. Der Denkmal-Gutachter bekräftigt, dass dort keine verletzenden Worte über einzelne Künstler stehen, deren Werke nicht angenommen wurden. Das möge sich bald bestätigen, wenn Bergedorfs Verwaltungschef das Transparenzgesetz genauer liest: „Dann wird sich zeigen, ob wir die Protokolle veröffentlichen können“, so von Krenski. Künstlernamen werden dann natürlich geschwärzt.
Das Museum ist übrigens weiterhin dienstags bis sonntags zwischen 11 und 17 Uhr geöffnet und auch „ganz gut besucht“, wie es am Empfang heißt – wobei ja die meisten Exponate ausgelagert oder den Leihgebern zurückgebracht wurden. In vier Räumen jedoch wird aktuell eine Wechselausstellung „Internationale Malerei Hamburg“ präsentiert. Der in Bergedorf ansässige Verein „Kulturaustausch Hamburg-Übersee“ hatte zur Biennale nationale und internationale professionelle Künstler aufgefordert, sich mit Acryl, Aquarell, Gouache, Öl, Tempera oder Zeichnungen dem Thema „Umwelt im Ökologiediskurs: Sonne – Quell des Lebens“ zu bewerben. Noch bis Ende Januar können im ersten Stock ausgesuchte Werke entdeckt werden, ab sofort aber wieder gegen Eintritt: 3,50 statt 5 Euro.