Bergedorf. Die Politiker sprechen von einem Desaster für das Sachsentor: Etwa 450 Stellplätze werden wegfallen. Wo Ersatz entstehen könnte.
Die Sorge ist groß bei den Wirtschaftsexperten der CDU. Sie fürchten, dass Bergedorfs Cityplanung gerade die Funktionsfähigkeit der Innenstadt aufs Spiel setzt. „Zukunft grundsätzlich nur auf Kosten der Autofahrer und möglichst ohne Pkw-Stellplätze zu planen, geht in die falsche Richtung“, sagt Stephanie Pelch, wirtschaftspolitische Sprecherin der Fraktion, und warnt: „Was wir heute planen, ist in zehn Jahren Realität – und wird uns dann auf die Füße fallen.“
Klare Worte in Richtung der Bergedorfer Koalition aus SPD, Grünen und FDP, die mit ihrer Stimmenmehrheit den CDU-Vorstoß für ein Kerngebietskonzept „ruhender Verkehr“ im Sommer durchfallen ließ. „Wie sollen unsere Fußgängerzonen für die Menschen aus dem Umland attraktiv bleiben, wenn ihre Autos in Bergedorf nicht mehr willkommen sind?“, fragt Bernd Capeletti (CDU), Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit, mit Blick auf den für 2024/25 angekündigten Abriss des Sachsentor-Parkhauses an der Bergedorfer Schlossstraße. „Wir sprechen hier von etwa 450 Stellplätzen, die ersatzlos gestrichen werden. Das ist ein Desaster für das östliche Sachsentor. Denn knapp die Hälfte sind fest vermietet, und auch der Rest wird von Kunden, Patienten oder sonstigen Besuchern unserer Innenstadt rege genutzt.“
CDU befürchtet Parkplatznot in Bergedorfs Innenstadt
Um doch noch ein Umdenken bei der Koalition und in Bergedorfs Verwaltung zu erreichen, hat die CDU-Fraktion nun eine Große Anfrage an das Bezirksamt gestellt. Unter dem Titel „Verlust von Parkplätzen in der Bergedorfer Innenstadt“ wollen die Christdemokraten wissen, wohin die Autofahrer nach dem Parkhaus-Abriss ausweichen sollen – oder ob es noch gar keine Analyse der Folgen gebe.
Die Antwort, die voraussichtlich zur Bezirksversammlung am Donnerstag, 27. Oktober, vorliegen wird (18 Uhr; Rathaus, Wentorfer Straße 38), soll Wirkung über die Politik hinaus entfachen: „Ich hoffe, dass das endlich die Bergedorfer Wirtschaft wachrütteln und auch auf die Bürger Eindruck machen wird“, sagt Bernd Capeletti. „Wir sind überzeugt, dass die Koalition in die falsche Richtung plant, laufen mit unseren Einwänden politisch aber regelmäßig gegen Mauern.“
Alternativen zum Sachsentor-Parkhaus, das abgerissen werden soll
Dabei sieht sich die CDU keinesfalls als rückwärtsgewandte Partei der Autofahrer-Freunde. „Die Zukunft gehört den Elektro- und sonstigen CO2-freien Antrieben“, sagt Stephanie Pelch. „Und das ist neben allen anderen Fortbewegungsmitteln vor allem das Ökoauto. Es ist laut Mobilitätsstudien längst dabei, auch Bus und Bahn zu überholen. Eine öffentliche Bevormundung der Bürger, wie sie sich fortzubewegen haben, kommt nie gut an.“
Bei Alternativen zum Sachsentor-Parkhaus, das in spätestens drei Jahren an der Bergedorfer Schlossstraße fallen wird, nimmt die CDU bereits einige Grundstücke im Umfeld der östlichen Einkaufsstraße in den Blick. So steht demnächst die Überplanung der ehemaligen Handelsschule an der Wentorfer Straße an. Gleiches gilt für den einstigen 3x3-Teppichhandel an der Töpfertwiete südlich der B 5. Dort gibt es auf dem Dach der leer stehenden Geschäftsräume sogar schon seit Jahrzehnten eine Parkebene. Sie könnte nach Vorbild des Zukunftsstadtteils Oberbillwerder zu einem der modernen Parkhäuser namens Mobility-Hub umgebaut werden.