Bergedorf. Die Mieter im Körberhaus sollen nach der feierlichen Eröffnung im Dezember noch auf Veranstaltungen verzichten. Woran es hapert.

Ganz knapp an einer Punktlandung vorbei: Zwar soll Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am 5. Dezember wie geplant das neue Körberhaus feierlich eröffnen, aber anschließend erobern die Handwerker wieder den 25-Millionen-Euro-Bau an der Holzhude: Angesichts Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg und Materialknappheit durch unterbrochene Lieferketten wird eben doch nicht alles rechtzeitig fertig.

Künftige Mieter sollten nach der bunten Eröffnungswoche erst einmal keine Veranstaltungen im Dezember anbieten, hieß es bei der jüngsten Hausrunde, die eher einer Krisensitzung glich: Alle Angebote sollen erst im Januar starten, heißt es in dem Protokoll, das der Redaktion vorliegt.

„Trotz Lieferzusagen fehlen Bauteile. Aber die Sprinkenhof hat eine Art Baubeschleunigungsbudget bereitgestellt“, sagte Bergedorfs Verwaltungsdezernent Ulf von Krenski zuletzt im Kulturausschuss, dessen Mitglieder sich schon gewundert hatten, warum sie bislang keine Einladung erhalten haben. An unfertigen Räumen könne es ja nicht liegen, schließlich gibt es ja das große Theater mit 458 Sitzen.

Körberhaus: Nach der Eröffnung weiterhin eine Baustelle

Zwar wird gerade der Teppich verlegt, wird die Lieferung von Tischen, Stühlen und Schränken erwartet, zudem soll jetzt das Datenkabel für Dataport verlegt werden. Aber noch fehlt eine Internetanbindung. Und Probleme machen offenbar auch Türen, die noch nicht abschließbar sind. Bis das digitale Schließsystem via Transponder funktioniert, soll es übergangsweise Notschlösser geben. Dafür erstelle die Sprinkenhof derzeit einen Notfallplan, setze zudem eine Brandwache und mehr Sicherheitspersonal ein, bis alle Arbeiten fertig seien.

Man wolle nicht über Budgets oder Vertragsdetails sprechen, sagt Lars Vieten, Sprecher der Sprinkenhof. Aber man habe sich um Zusatzpersonal und Alternativprodukte bemüht, „um die Eröffnung des Bauprojekts gewährleisten zu können“. Bergedorfs Rathaussprecher Lennart Hellmessen bestätigt, dass der Mietvertrag wegen Bauverzögerung auf den 1. Dezember verschoben wurde und bleibt kleinteilig: Im Innenraum „können an einigen wenigen Stellen kleinere Details wie beispielsweise einzelne Lampen fehlen“, meint er und kündigt an, dass „auch der Außenraum nicht zu 100 Prozent fertig sein wird“, erst im nächsten Jahr.

So sah es noch am 23. Oktober aus, doch sechs Wochen später soll das neue Körberhaus einladend wirken und am 5. Dezember viele neugierige Bergedorfer anlocken.  
So sah es noch am 23. Oktober aus, doch sechs Wochen später soll das neue Körberhaus einladend wirken und am 5. Dezember viele neugierige Bergedorfer anlocken.   © BGDZ | Jan Schubert

Awo muss ihren Umzug ins neue Körberhaus verschieben

„Unsere Computer und die Musikanlage müssen aber bitte abschließbar sein“, meint Wolfgang Bundesmann vom Awo-Seniorentreff, der schon die Umzugsfirma bestellt hatte, in zehn Tagen umziehen wollte. „Jetzt ist der Plan zusammengebrochen, aber das Bezirksamt hat schon mit dem H4-Hotel verabredet, dass wir hier noch länger bleiben dürfen. Wir lassen uns also nicht verrückt machen, bewahren Ruhe.“

Der für den Eröffnungstag geplante Awo-Tanztee entfällt, genauso „wie alle weiteren im Dezember, wegen fehlender Möbel. Wann es weitergeht, ist unklar“, sagt Helmuth Sturmhoebel aus dem Awo-Kreisvorstand: „Wir müssen das Programm einstampfen, ist alles ein bisschen chaotisch.“

Pragmatisch sieht es Dagmar Strehlow vom Seniorenbeirat, der seine Beiratssitzung im Dezember „dann eben ins Rathaus verlegt“. Beratungstermine habe man sowieso erst für 2023 vorgesehen: „Das war zu unsicher, sich im Dezember auf irgendetwas festzulegen“, so Strehlow. „Wir ziehen halt später ein“, meint auch Kirsten Görres von der Bergedorfer Freiwilligenagentur, deren Beratungsteam dennoch im Dezember aktiv sein wolle.

„Reguläres Programm“ der Körber-Stiftung beginnt erst im Januar

Man starte mit den Veranstaltungen wie geplant „regulär im Januar“, meint Eva Nemala, Leiterin der Körber-Stiftung am Standort Bergedorf. Wohl aber falle die Vor-Eröffnung für die Mitarbeiter aus. Auch Bergedorfs Bücherhalle verzichtet auf eine vorzeitige Feier im November. Durch die baulichen Verzögerungen, so Leiterin Eva Quade, werde bis 9. Dezember auf Versäumnisgebühren bei verspäteter Medienrückgabe verzichtet. „Aber trotzdem können wir am 18. Dezember unser Kaspertheater anbieten und am 22. das Basteln von LED-Weihnachtskarten“, so Quade, deren Team in der übernächsten Woche die Kartons ins neue Haus schleppen lässt.

Elke Büdenbender, Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, wird in der Eröffnungswoche des Körberhauses erwartet.
Elke Büdenbender, Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, wird in der Eröffnungswoche des Körberhauses erwartet. © dpa | Bernd von Jutrczenka

Die Verzögerungen sollen die große Eröffnungswoche nicht trüben, die auf 700 Litfaßsäulen in der Stadt beworben wird. Nächste Woche werden zudem Plakate in der S-Bahn und in der U3 darauf hinweisen. Eine Beschilderung an der Holzhude soll auch bald fertig sein. Für den Vormittag des 5. Dezember ist die Eröffnung mit geladenen Gästen geplant, von 17 Uhr an sind dann alle Bergedorfer beim „Open House“ willkommen. Direkte Nachbarn dürfen sich über einen Getränkegutschein freuen.

Und in der Woche wird einiges los sein. So wird etwa Elke Büdenbender, die Frau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD), zu Besuch sein, will Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann eine „Sprechstunde für alle Generationen und Kulturen“ anbieten, soll im neuen Körber-Saal wieder eine Faltenrock-Party für Senioren steigen. Dazu gibt es eine musikalische Eröffnungsgala, einen Weihnachtsbasar und Schnupperangebote der Volkshochschule, „ansonsten haben wir kein Dezemberangebot im neuen Körberhaus“, sagt Bergedorfs VHS-Regionalleiterin Angelika Ruiz Merino.