Bergedorf. Das Körber-Haus sollte schon längst fertig sein. Nun nimmt der 25-Millionen-Euro-Bau nimmt immer mehr Gestalt an.

Eigentlich sollte das Haus im Bergedorfer Zentrum ja bereits seit Anfang 2022 eröffnet sein. Doch weltweite Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg mit Materialknappheit und Lieferkettenunterbrechung bei Baumaterialien haben negative Auswirkungen auch auf die Entstehung des neuen Körber-Hauses gehabt. Nun hat unsere Redaktion einen aktuellen Blick in Bergedorfs neues kulturelles Herz werfen können und wurde von den Hausherrinnen Nicole Becker-Kloth (Städtische Leitung des Hauses) und Eva Nemela (Leitung Körber-Stiftung Standort Bergedorf) herumgeführt.

„Von außen ist das Körber-Haus so gut wie fertig“, fasst Eva Nemela den aktuellen Stand des 25 Millionen Euro teuren Gebäudes zusammen und weiß, dass „innen jetzt ganz viel passiert“. Der Rohbau ist fertig, alle wichtigen Versorgungsleitungen sind verlegt, die Sanitärbereiche gefliest. Über dem Foyer und dem Treppenhaus fließt nun Tageslicht hinein: Das Glasdach ist installiert. Und auch die Wände in den einzelnen Etagen stehen.

Körber-Haus Bergedorf bekommt Theater mit 458 Plätzen

Der künftige Theatersaal.
Der künftige Theatersaal. © BGDZ | Jan Schubert

Die Raumaufteilung im Körber-Haus nimmt ebenfalls Formen an. Obwohl es noch sehr nach Baustelle aussieht: Im Parterre ist das Lichtwark-Theater mit 458 Sitzen und allerneuester Technik das Prunkstück. Nebenan werden unter anderem auch die Bücherhalle Hamburg, die Volkshochschule und Gastronomie residieren. Zurzeit liegt auf der Bühnenfläche von 200 Quadratmetern noch Schutzboden aus, bevor dann in den nächsten Monaten tatsächlich das Holzparkett ausgelegt wird. Auch der in den hinteren Reihen leicht ansteigende Zuschauerraum wartet noch auf seine Bestuhlung. „Die wird gerade produziert, soll im Spätsommer eingebaut werden“, sagt Nemela, und Kollegin Becker-Kloth ergänzt: „Da haben wir in vielen Sitzen Probe gesessen.“

Weiter geht die Tour durch den Backstage-Bereich hinauf in den ersten Stock – und hier fungiert Eva Nemela in ihrer Rolle als Gastgeberin für die Körber-Stiftung. Zentrum ist der neue Veranstaltungsort Körber-Saal für alle Stiftungsprojekte und auch Präsentationsfläche für lieb gewonnene Formate wie beispielsweise die Altersbilder. Hier kann in der Größenordnung von 120 und 180 Plätzen je nach Bedarf bestuhlt werden. An der Fensterfläche in Blickrichtung Fachmarktzentrum wird eine mobile Bühne errichtet, außerdem eine Leinwand mit Vorhang – alles allerdings noch Zukunftsmusik für die kommenden Monaten. Schon platziert sind oberhalb des Körber-Saals Regie-, Live-stream- und Übersetzungskabine.

Körber-Haus Bergedorf: Ein Saal für alle Angebote der Stiftung

„Hier werden alle Themen vorkommen, die die Körber-Stiftung bespielt. Dieser Saal wird eine Bereicherung für den Stadtteil“, frohlockt Eva Nemela. Extrem wichtig außerdem: „Der Tanztee der Awo findet hier montags statt“, kündigt sie an.

Hinauf in Etage zwei unter das große Glasdach ins Reich von Nicole Becker-Kloth und somit der Bergedorfer Verwaltung. Dort ist extra eine Freiraumfläche für alle ehrenamtlich engagierten Bergedorfer geschaffen worden. Dort können kreative Köpfe soziale Projekte erdenken, Kontakte austauschen, Ideen zusammentragen. „Wir wissen“, sagt Nicole Becker-Kloth, „dass diese Gruppen oft Probleme haben, Treffpunkte zu etablieren.“ Alles übrigens ohne Reservierungssystem. Im Bürotrakt auf der anderen Seite im Osten sitzen nicht die Verwaltungsmitarbeiter, sondern auch der Seniorenbeirat, sogar an eine Awo-Lounge wurde geplant.

Im oberen Stockwerk wird auch das Mosaikkunstwerk aus dem abgerissenen Lichtwarkhaus an eine prominente Wand direkt am Treppenaufgang gehängt. Die insgesamt 809 Einzelteile sind mittlerweile saniert und rekonstruiert worden. Wer beispielsweise auf der Westseite im ersten Stock am Treppenhausgeländer steht, schaut nicht nur runter ins Foyer, sondern schräg oben genau auf das gläserne Werk „Serenade/Das Konzert“ aus den Händen von Eduard Bargheer. „Ich denke, das Kunstwerk kommt dann ganz anders und besser zur Geltung als im alten Lichtwarkhaus“, meint Nicole Becker-Kloth.

Eröffnung Ende 2022 – genauere Aussagen lieber nicht

Ein Blick in das neue Körberhaus in Bergedorf.
Das Treppenhaus. © BGDZ | Jan Schubert

Und ab wann gibt es das alles für alle? Aufgrund der unklaren Weltlage bleiben die Verantwortlichen des Körber-Hauses lieber vorsichtig mit ihrer Einschätzung, wann ihr neues, 6000 Quadratmeter großes Zuhause denn nun tatsächlich eröffnet wird. An „Ende 2022“ wird festgehalten, da wagt sich niemand aus Bergedorfs Verwaltung, der Körber-Stiftung und auch nicht vom Bauherrn Sprinkenhof GmbH aus der Deckung. Es ist coronabedingt bereits die zweite Verschiebung.

Nicht zu viel Rückschau, lieber schöne Aussichten – und die haben Nicole Becker-Kloth, Eva Nemela und ihre Teams schon jetzt auf Bergedorf-City mit der Fensterfront rund um das weitestgehend abgerüstete Gebäude. In den nächsten Wochen werden sämtliche Böden verlegt. Dabei wurden drei Untergrund-Arten ausgewählt: Linoleum, Teppich und Eichenparkett. Das Parkett hergestellt aus europäischer Lärche wird auf Fluren und den Veranstaltungsflächen ausgelegt. Linoleum dominiert als Untergrund in Technik- und Lagerräumen. Und: „Unsere Büroräume bekommen alle Teppich“, sagt Eva Nemela.

Zudem werden bald Akustikdecken eingehängt. Dass Holz dominieren soll im neuen Körber-Haus, wird auch dadurch bestärkt, dass alle Holztüren bereits angeliefert wurden. Es ist also noch ein bisschen zu tun im Körber-Haus – damit das kulturelle und engagierte Herz Bergedorfs richtig pulsiert.