Hamburg. Sozialberatung, Kinderbetreuung und Co: In Bergedorf werden Hilfsangebote für Geflüchtete aus der Ukraine gebündelt. Eine Übersicht.
„Wir können leider keine Evakuierungen aus der Ukraine organisieren“, heißt es auf der Homepage des Vereins Bergedorfer für Völkerverständigung. Die langjährige Vorsitzende Girija Harland hat dieser Tage alle Hände voll zu tun: „Uns erreichen unendliche viele Hilfeanfragen, aber zum Glück gibt es auch etliche Träger und Privatleute, die sich aktiv engagieren wollen. Es melden sich täglich mehr, das ist toll.“ Zunächst aber gelte es, die Angebote – gemeinsam mit der Bergedorfer Integrationsbeauftragten Mirjam Hartmann sowie fördern & wohnen – zu bündeln: Was wird aktuell wo gebraucht?
Ukraine-Krieg: In Bergedorf gibt es verschiedene Angebote für Geflüchtete
Alle Unterstützer können sich an die Ehrenamtskoordinatoren wenden, die im „Haus für alle“ an der Serrahnstraße 1 zu finden sind. Dort werden derzeit vor allem Sprachmittler gebraucht, die sich auf Ukrainisch verständigen können – gern donnerstags und freitags bei den Begegnungs- und Beratungsgesprächen zwischen jeweils 10 und 12 Uhr sowie donnerstags von 13.30 bis 16 Uhr im Café der Kulturen. Hier sind auch die Wohnungslotsen und Mitglieder von Fluchtpunkt Bergedorf anzutreffen.
Wer mag die Homepage des Vereins aktualisieren?
Sachspenden indes werden keine gesammelt, „da arbeiten wir gewohnt mit Hanseatic Help zusammen, da wir ja kein Lager haben“, sagt Girija Harland – und verweist auf die Diakonie, das Hamburger Flüchtlingszentrum und den Norddeutsch-Ukrainischen Hilfestab: Die Homepage des Bergedorfer Vereins allerdings könnte nahezu täglich aktualisiert werden: „Da wäre es sehr schön, wenn das jemand freiwillig für uns übernehmen könnte“, so Harland.
Sie ist froh, dass der Verein bereits auf langjährige Erfahrungen zurückgreifen kann: „Schon an der August-Bebel-Straße hatten wir geflüchtete Familien mit vielen Kindern, die damals aus Syrien kamen. Spielenachmittage und Elterncafés haben wir auch immer in den Folgeunterkünften angeboten.“ Wohl aber mache sie sich Gedanken, wie die größeren Kinder beschult werden können: „Da wird die Schulbehörde vielleicht wieder Integrationsklassen einrichten müssen.“
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Gemeinschaftsräume am Friedrich-Frank-Bogen haben WLAN
Unterdessen bereitet sich die Arge Nettelnburg auf die gut 200 Kriegsflüchtlinge vor, die im Rcadia am Oberen Landweg unterkommen können, dem ehemaligen Commundo-Hotel. Arge-Vorsitzender Werner Kleint ist begeistert und will unbedingt auch am Friedrich-Frank-Bogen die Gemeinschaftsräume im P 5 (mit kostenfreiem WLAN) anbieten, etwa für Sozialberatungen oder Kinderbetreuung: „Wir sind sturmerprobt, wollen ein vernünftiges Paket schnüren und abstimmen. Und wenn ich heute ja sage, dann sollten die Sachen auch langfristig für zwei bis drei Jahre laufen.“
Und so werde schon über Ausflüge nachgedacht und über Spiel- und Sportangebote, denn „die traumatisierten Leute müssen auf andere Gedanken kommen und mal abschalten können“, so Kleint.
Das Bürgerhaus Westibül jedenfalls will das monatliche Kinderkino fortsetzen und Spiele anbieten, sagt Leiterin Michaela Feucht: „Wir müssen mal sehen, was die Leute brauchen.“ Eine erste Änderung gibt es allerdings schon im Programm: Ursprünglich sollte am 19. März eine Dokumentationsreihe verschiedener Länder starten – aber „Russland von oben“ wurde jetzt erstmal verschoben.
Alexander Gaal: „Hier im Stadtteil helfen sich alle gegenseitig“
Ein Blick nach Neuallermöhe: „Hier leben und spielen alle miteinander“, sagt Sozialarbeiter Alexander Gaal,
dessen Biografie die reinste Völkerverständigung widerspiegelt: Er wurde vor 67 Jahren in Tadschikistan an der Grenze zu Afghanistan geboren, als Sohn eines Deutsch-Lehrers und eine Wolga-Deutschen. Die Familie zog nach Kasachstan, wo er aufwuchs: „Ich kann viele Sprachen, und das Ukrainische ist auch nicht so schwer. Das ist ähnlich wie die Aussprache in Süd- und in Norddeutschland“, meint er lachend.
Neuallermöhe sei aber besonders: „Die christlichen Pastoren und auch die russischen Fußballspieler von Atlantik ‘97 haben Leute an der polnischen Grenze abgeholt und zur Vermittlungsstelle nach Rahlstedt gebracht. Hier im Stadtteil helfen sich alle gegenseitig, denn der Krieg ist ein großes Unglück für uns alle gemeinsam.“