Hamburg. Mehr Erkältungen als Corona: DAK ermittelt im Sommer ein Plus von 64 Prozent. Was die Gründe sind – und die Folgen.

Die Corona-Pandemie hat dafür gesorgt, dass der Sommer 2022 in Hamburg auf breiter Front „Winter-Merkmale“ zeigte. Mitten in der warmen Jahreszeit tauchten Phänomene auf, die Ärzte und Experten normalerweise der kalten Jahreszeit zurechnen. Erheblich mehr Menschen litten an Atemwegserkrankungen, Husten und Schnupfen, ohne dass sie zur selben Zeit mit Sars-CoV-2 infiziert waren. Während die Krankmeldungen aufgrund von Corona-Infektionen zurückgingen, stiegen die Zahlen für schwerwiegendere Erkältungen an.

Wie eine Auswertung der Krankenkasse DAK zeigt, die dem Abendblatt vorliegt, wuchs der Krankenstand im dritten Quartal 2022 von 3,1 auf 4,5 Prozent. Das bedeutet: 45 von 1000 Beschäftigten hatten in den Monaten Juli, August oder September aufgrund ihrer Erkrankung eine berufliche Fehlzeit. Die DAK schreibt: Hauptverantwortlich hierfür waren Atemwegserkrankungen wie Erkältungen oder Bronchitis. Die Ausfalltage stiegen hier um 64 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal an und erreichen einen neuen Jahreshöchststand. Auch Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen stiegen um 45 Prozent und psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen um 43 Prozent an. Zusammen entfielen auf diese drei Diagnosegruppen mehr als jeder zweite Fehltag in der Stadt.“

Krankenstand 2022 in Hamburg: Der Sommer, der ein Winter war

Psychische Leiden und Rückenschmerzen haben auch sonst einen großen Anteil an den Gründen für Krankmeldungen von Beschäftigten. Der noch einmal prozentual erhöhte Anstieg der Atemwegserkrankungen zeigt jedoch die Dramatik. Die in der Corona-Pandemie geübte Vorsicht mit Masketragen und Abstandhalten hat sich gewendet zu einem deutlichen Plus an Kontakten. Hierbei machte sich bemerkbar, dass viele Menschen in den zurückliegenden Pandemiejahren nicht mehr so „infekttrainiert“ wie vor Corona waren.

Jens Juncker leitet die DAK-Landesvertretung in Hamburg
Jens Juncker leitet die DAK-Landesvertretung in Hamburg © DAK

Die Folgen sind derzeit in der ganzen Stadt beobachtbar: Auch in der „kritischen Infrastruktur“ wie im Verkehrswesen fehlen Mitarbeiter krankheitsbedingt. Die Hochbahn fährt „angepasste“ Takte, Busse und U-Bahnen kommen seltener (das Abendblatt berichtete). Wegen der Durchimpfung und der milden Covid-Verläufe sind die Fehlzeiten aufgrund von Corona vom ersten bis zum dritten Quartal des Jahres weiter zurückgegangen: von einem Anteil von 6,9 Prozent an allen Fehlzeiten auf 5,1 und dann drei Prozent.

Der Landesvorsitzende der DAK in Hamburg, Jens Juncker, sagte: „Wir hatten während der Sommermonate Krankschreibungen wie im tiefen Winter.“ Das bestätigte die Sonderauswertung des IGES-Institutes für 80.000 berufstätige DAK-Versicherte in der Stadt.

Allerdings gibt es nach wie vor Corona-Infektionen, die sich für die Betroffenen wie eine Erkältung anfühlen. Um eine Weiterverbreitung des Virus zu unterbinde, sollten Patienten mit Symptomen in eine Infektsprechstunde zum Hausarzt. Erst ein PCR-Test kann über eine mögliche Infektion Gewissheit verschaffen.