Bergedorf. Aktuell 16 Covid-19-Fälle im Krankenhaus. Wie die Prognosen für die kommenden Monaten aus Sicht eines Experten aussehen.

Keine Corona-Intensivpatienten, aber weiterhin ein hohes Niveau an Infizierten: Derzeit ist dennoch ein leichtes Durchatmen im Bergedorfer Agaplesion Bethesda Krankenhaus angesagt. Laut Bethesda-Sprecher Matthias Gerwien sind 16 Covid-19-Patienten im gesamten Krankenhaus untergebracht, dies sind sechs Frauen im Alter von 71 bis 95 Jahren und zehn Männer im Alter von 67 bis 88 Jahren. In der Vorwoche gab es noch 20 Corona-Patienten, darunter auch zwei Männer, die intensivmedizinisch betreut werden mussten.

Der Chef der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens, sprach zuletzt davon, dass die Corona-Pandemie beendet sei und es sich in der Gesamtbetrachtung um eine „endemische Virusinfektion“ handele. Dies verwunderte, weil sich beispielsweise die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wie der deutsche Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in dieser Form nicht mal ansatzweise geäußert hatten.

Bethesda Bergedorf: Endemische Virusinfektion statt Corona-Pandemie?

Wie sehen denn diejenigen, die wirklich hart an der Corona-Front gekämpft haben, die Lage? „Die Aussage von Herrn Mertens ist nicht ganz falsch. Die Krankheitsverläufe verlaufen viel, viel glimpflicher als vor anderthalb Jahren“, sagt der Leiter der Intensivstation im Bergedorfer Bethesda, Marc Botha, der Argumente für beide Sichtweisen, also für Pandemie und Endemie, findet und die Problematik der Aussage eher in der Konsequenz des Handelns sieht.

Eines stehe zweifelsfrei fest: Eine Situation wie im Herbst und Winter 2020/21 mit sehr vielen schweren Krankheitsverläufen auch bei jüngeren Menschen gebe es nicht mehr. Botha prognostiziert: „Wir werden wohl eher eine intensive Fallzahl an Influenza, Atemwegserkrankungen und auch Corona haben. Allerdings werden wir nicht diesen Druck auf der Intensivstation wegen Corona-Patienten haben.“

Eine Infektion verlängert Krankheitsverläufe mit anderen Leiden wesentlich

Auf der anderen Seite findet der Bethesda-Topmediziner, dass die Diskussion um ein Ende der Pandemie „zu akademisch“ geführt werde, „das hilft uns nicht weiter.“ Denn eines sei auch klar: Bei den Patienten, die in der Masse eher mit als wegen Corona, also eigentlich wegen eines anderen Leidens ins Krankenhaus kommen, erschwere und verlängere eine Infektion Diagnostik, Krankheitsverläufe sowie Reha- und Heilbehandlung auch wegen möglicher Hygiene-Regeln. jhs