Hamburg. Die steigenden Kosten setzen UKE, Asklepios und Co. zunehmend unter Druck. Sie fordern bessere Unterstützung.

Die stark gestiegenen Energiekosten bringen die Hamburger Krankenhäuser in eine zunehmend schwierige finanzielle Lage – so wie Unternehmen und Haushalte auch. Dazu kommen noch die erheblichen Mehrkosten durch die Corona-Pandemie und die hohe Inflation. Krankenhäuser gehören zwar zur sogenannten kritischen Infrastruktur, können aber bis jetzt nicht mit Entlastungen rechnen.

Energiekrise: Krankenhäuser in Hamburg erwarten drastische Mehrkosten

Gerrit Popkes, Sprecher des Albertinen Krankenhauses in Schnelsen, sagt, diese große Belastung sei „dramatisch“. Und weiter: „Soweit heute beurteilbar, werden die Energiekosten für das Jahr 2023 voraussichtlich um 15 bis 25 Prozent steigen. Dies bedeutet für das Albertinen Krankenhaus eine nicht gegenfinanzierte finanzielle Belastung in zweistelliger Millionenhöhe.”

Auch Jörn Wessel, Geschäftsführer des Agaplesion Diakonieklinikums in Eimsbüttel, sagt, er sei „besorgt“. Er erwarte im kommenden Jahr Mehrkosten von mindestens zwei Millionen Euro.

Das Marienkrankenhaus in Hohenfelde hat die Situation nach eigenen Angaben noch im Griff. „Derzeit“ gebe es keine Probleme wegen eines festgesetzten Gaspreises, sagte Klinik-Sprecherin Esther Weerts. Die Aussichten sind jedoch düster: Die geplante Erhöhung der Energiekosten ab 2023 liegt für Fernwärme und Gas bei 240 Prozent.

Krankenhäuser können Einnahmen kaum steigern

Der drastische Preisanstieg macht sich bei den Krankenhäusern, die grundsätzlich einen recht hohen Energiebedarf haben, aber nicht nur im Strombereich bemerkbar, sondern praktisch überall dort, wo Energie eine Rolle spielt, sagt Gerrit Popkes vom Albertinen Krankenhaus. „Wir beobachten einen Preisanstieg bei allen energieverbundenen Aufwendungen – beginnend bei den Lebensmittelpreisen für die Speiseversorgung.”

Einnahmen ließen sich bei Krankenhäusern allerdings nur schwer steigern, und ein Personalabbau komme ohnehin nicht infrage. Es ist eine schwierige Situation, ein schwer zu meisternder, aber wohl unvermeidlicher Spagat: Die Krankenhäuser müssen mit den hohen Kosten kämpfen, wollen aber die Gesundheit ihrer Patienten und Patientinnen nicht gefährden.

UKE betont: Patientenversorgung nicht in Gefahr

Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) spüre die steigenden Energiekosten auch, sagt Sprecherin Saskia Lemm. Die Versorgung der Patienten sei jedoch nicht in Gefahr. „Das UKE arbeitet schon lange mit einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie“, sagt sie. Das Kernziel sei die permanente Reduktion des CO₂-Ausstoßes und der Umweltbelastung. Das wird laut Lemm zum Beispiel erreicht bei der Materialbeschaffung und in der Gastronomie.

Auch in den Hamburger Asklepios Kliniken wurden bereits Maßnahmen umgesetzt, die zum Energiesparen beitragen, sagte Sprecher Mathias Eberenz dem Abendblatt. Er nennt unter anderem den Betrieb von energiesparenden Lampen und Bewegungsmeldern in nicht stark frequentierten Bereichen. Etwas Spielraum sei eventuell auch noch beim Raumklima. „Wir prüfen derzeit, ob und wie sich die Temperaturen in klimatisierten Räumen und Bereichen anpassen lassen.”

Asklepios fordert Förderprogramme für Energiesparprojekte

Operationssäle fielen natürlich nicht unter etwaige Neuregelungen. „Auch wenn Krankenhäuser zur geschützten kritischen Infrastruktur gemäß Definition Notfallplan Gas gehören, wurden neben den angeführten Maßnahmen zur Reduzierung der Primärenergie weitere zentrale Themen zur Stärkung der Versorgungssicherheit bei Strom- und Gasunterbrechungen erarbeitet“, so Eberenz weiter.

Nur: Allein an solchen Stellschrauben zu drehen werde wohl nicht ausreichen, betont der Asklepios-Sprecher. Da sei die Politik gefragt. „Um weitere Maßnahmen in allen deutschen Kliniken umsetzen zu können, sollten seitens der Politik kurzfristig Förderprogramme für Energiesparprojekte in Krankenhäusern aufgelegt werden.”

"Brauchen dringend mehr Unterstützung durch Bund, Stadt und Krankenkassen"

Mit dieser Ansicht steht Eberenz keineswegs allein da. Auch der Eimsbütteler Agaplesion-Geschäftsführer Jörn Wessel ist überzeugt, dass die Krankenhäuser Hilfe brauchen. „Da wir zudem durch Corona stark belastet sind, brauchen wir dringend mehr Unterstützung durch den Bund, die Stadt Hamburg und die Krankenkassen, doch die ist bisher nicht eingetroffen”, sagt er.

Ganz ähnlich sieht das auch Albertinen-Sprecher Gerrit Popkes. Es sei „allerhöchste Zeit, entschlossen zu handeln“, sagt er. „Die Bundesregierung muss systembedingte Finanzierungslücken durch einen kurzfristig wirksamen Inflationsausgleich für Krankenhäuser schließen.“ Auch die angekündigte Reform der Krankenhausversorgung und des Finanzierungssystems müsse auf den Weg gebracht werden.

Bei der Stadt stoßen die Forderungen der Krankenhäuser grundsätzlich auf Verständnis – nur kann man sich davon am Ende auch nichts kaufen. Untätig bleiben will sie aber nicht.

Energiekrise: Hamburg verhandelt mit Bund über Hilfen

Martin Helfrich, Sprecher der Sozialbehörde, sagt, es sei „zweifellos“, dass auch Krankenhäuser von den gestiegenen Preisen betroffen sind. Und er macht Hoffnung, dass sich etwas an der verzwickten Situation ändern wird. „Das ist ein Bereich, in dem Einsparungen kaum möglich sind. Wir sind deswegen mit dem Bund dazu im Gespräch, welche Möglichkeiten es geben kann.”

Wie lange das dauern wird, ist allerdings unklar.