Hamburg. Die Hochbahn muss wegen der hohen Zahl von Krankmeldungen den Takt bei U-Bahnen und Bussen anpassen.
- Der hohe Krankenstand zwingt die Hochbahn zur Anpassung des Fahrplans
- Sowohl Busse als auch U-Bahnen sind betroffen
- Opposition kritisiert Personalpolitik der Hochbahn
Auf Hiddensee mussten in der vergangenen Woche Kutschen verkehren, weil alle Busfahrer krank waren. So schlimm ist es in Hamburg nicht. Aber auch hier gilt: Weil derzeit extrem viele Bus- und U-Bahn-Fahrer erkrankt sind, verkehren Busse und Bahnen seltener als üblich. Die Hochbahn muss wegen des hohen Krankenstandes den Takt anpassen und Subunternehmer beauftragen. Während der Krankenstand bei der Deutschen Bahn derzeit ebenfalls zu teils drastischen Einschränkungen im Fahrplan führt, gebe es bei der S-Bahn Hamburg derzeit noch keine Personalengpässe, heißt es auf Abendblatt-Anfrage
HVV: Busse und Bahnen in Hamburg fahren seltener
„Auch an der Hochbahn geht die derzeitige Entwicklung nicht vorbei. Die Corona-Pandemie führt zu einer im Vergleich zu den früheren Jahren höheren Krankenquote“, sagt Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum. Neben den zu dieser Jahreszeit üblichen Erkältungskrankheiten sorgen auch die steigenden Corona-Zahlen bei dem Verkehrsunternehmen mit seinen mehr als 6000 Mitarbeitern für Ausfälle. Weil Bus- und Bahnfahrer nicht arbeiten können, hat die Hochbahn für die kommenden Wochen die Frequenzen von Bussen und Bahnen verringern müssen.
„Der Krankheitsstand liegt derzeit zwei Prozentpunkte über dem normalen“, sagt Christoph Kreienbaum. Um den Fahrgästen weiter einen verlässlichen Service bieten zu können, kündigt die Hochbahn für die kommenden Wochen Anpassungen an. Die Maßnahmen seien dazu da, um einen stabilen Regelbetrieb aufrechtzuerhalten, mit dem der Fahrgast sicher planen könne. Heißt: Für die Fahrgäste soll sich möglichst wenig ändern. Die derzeitigen Fahrgastzahlen liegen im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit bei etwa 85 Prozent.
HVV Hamburg: Das ändert sich bei Bussen und U-Bahnen
So fahren Busse und Bahnen nicht nur seltener, sondern darüber hinaus springen auch Busfahrer privater Unternehmen mit ihren Fahrzeugen ein und transportieren die Fahrgäste. Diese Busse kommen in einem neutralen Design daher, seien aber für die Fahrgäste eindeutig zu erkennen.
Das sind die Änderungen, die ab Donnerstag, 3. November, im Einzelnen gelten:
Die Busse auf der viel genutzten MetroBus-Linie 5 zwischen Nedderfeld und Innenstadt fahren im Fünf-Minuten-Takt – im Normalbetrieb sind es eigentlich drei Busse innerhalb von zehn Minuten. Auf dem fahrgaststarken Abschnitt zwischen Bezirksamt Eimsbüttel und Innenstadt fahren die Busse der Linien 4 und 5 gemeinsam im 2,5-Minuten-Takt. Etwas länger auf den Bus warten müssen auch die Fahrgäste der MetroBus-Linie 6. Diese verkehrt in den kommenden Wochen im Zehn- statt im Fünf-Minuten-Takt. Aber: Auf dem fahrgaststarken Abschnitt zwischen Semperstraße und Innenstadt fahren die Busse gemeinsam mit der MetroBus-Linie 17 weiter im Fünf-Minuten-Takt.
Im U-Bahn-Bereich werden ab Montag, 7. November, lediglich die Verstärkerzüge auf der U 1 und der U 3 herausgenommen, die den regulären Fahrplan ergänzen. Damit ist sichergestellt, dass dort, wo derzeit ein Takt von fünf Minuten oder weniger gilt, auch in den kommenden Wochen der Fünf-Minuten-Takt verlässlich angeboten werden kann.
Die Einschränkungen gelten vorerst bis Mitte Dezember
Die Maßnahmen gelten zunächst bis Mitte Dezember. Für die übrigen Hochbahn-Buslinien sowie die U-Bahn-Linien U 2 und U 4 bleiben die Fahrpläne unverändert. „Durch den Einsatz privater Busunternehmen haben wir einen Puffer, sodass alle geplanten Fahrten stattfinden und niemand unnötig auf seinen Bus warten muss“, so Kreienbaum.
- Zahl der Krankschreibungen steigt ungewöhnlich hoch
- 49-Euro-Ticket schon zum 1. Januar 2023? Das sagt der HVV
- Warum ein Carsharinganbieter in Hamburg bald verschwindet
Lediglich ein bis eineinhalb Prozent der Busse würden überhaupt aus dem Verkehr gezogen werden. Die Hochbahn geht davon aus, dass die getroffenen Maßnahmen kaum spürbar werden. Ganz abdecken könne man die fehlenden Fahrer allerdings nicht durch Subunternehmer, da auch dort die Krankenstände zunehmen.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Hochbahn solche Schritte ergreifen muss. Zuletzt hatte das Verkehrsunternehmen im Juli aufgrund der Corona-Welle einen Krankenstand gemeldet, der um drei Prozentpunkte über dem mittleren Wert der Sommerferien lag. Das hatte damals zur Folge, dass Busfahrerinnen und Busfahrer aus ihrer Freizeit einspringen mussten.
Kritik an der Personalpolitik bei der Hochbahn
Heike Sudmann, verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke, sieht auch die Personalpolitik bei der Hochbahn als eine Ursache für die nun nötigen Maßnahmen: „Es stellt sich die Frage, ob die Hochbahn überhaupt genügend Personal hat. Die größeren Verkehrsverbünde wie in Berlin, im Rhein-Main-Gebiet oder in München nehmen jedenfalls aktuell keine Einschränkungen ihrer Leistungen vor. Und da gibt es sicherlich auch höhere Krankenstände durch Corona.“
So sei die Personalfluktuation seit Jahren hoch, und es sei zu wenig zusätzliches Personal eingestellt worden. „Die Hochbahn darf Corona nicht als Ausrede für zu wenig Personal nutzen. Es rächt sich anscheinend, dass die Hochbahn nicht mehr Personal gewonnen hat.“
Richard Seelmaecker, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion: „Als einzige Großstadt Deutschlands, leiden die Menschen in Hamburg nun auch noch an der ungenügenden Sicherstellung der notwendigen Mobilität. Die Preise werden immer und immer wieder erhöht. Der grüne Senator schafft es aber nicht, den Regelbetrieb sicherzustellen.“
HVV: Sperrung am kommenden Wochenende
Ole Thorben Buschhüter, SPD-Verkehrsexperte: „Angebotskürzungen aufgrund hoher Krankenstände sind sehr ärgerlich, in der aktuellen Situation aber offenbar unvermeidlich. Es ist aber gut, dass die Hochbahn sich darauf einstellt und einen reduzierten Fahrplan kommuniziert, auf den sich die Fahrgäste verlassen können.“ Auch andere hvv-Verkehrsunternehmen leiden aktuell unter hohen Krankenständen, so Buschhüter. So hätte die DB Regio Schleswig-Holstein mitgeteilt, dass in den nächsten Tagen täglich bis zu 46 der insgesamt nur 107 werktäglichen Fahrten der RB81 von/nach Rahlstedt, Ahrensburg und Bargteheide ausfallen werden. „Die vorübergehenden Angebotskürzungen der Hochbahn erscheinen im Vergleich dazu doch als recht überschaubar.“
Unabhängig vom Krankenstand fahren wegen Bauarbeiten die Züge auf der U-Bahn-Linie 3 am kommenden Wochenende, von Freitag, 4. November, bis Sonntag, 6. November, nicht zwischen den Haltestellen Kellinghusenstraße und Schlump. Dort werden Gleise erneuert. Beide Fahrtrichtungen sind betroffen. Es gibt stattdessen einen Ersatzverkehr mit Bussen. Die Fahrtzeit könne sich um bis zu 20 Minuten verlängern.