Hamburg. Der Überblick: Schulenator appelliert an Ungeimpfte. Europa Passage bietet Corona-Tests und Booster-Impfungen an.

Kein Tag in der vierten Corona-Welle scheint ohne neue Höchststände zu vergehen: Nach Hamburg – wo am Mittwoch innerhalb von 24 Stunden 721 Neuinfektionen gemeldet worden waren und am Donnerstag das dritte Allzeithoch in Folge erreicht wurde – hat auch Schleswig-Holstein einen traurigen Rekord gemeldet: 825 neue Corona-Fälle innerhalb von 24 Stunden sind mehr als je zuvor im Verlauf der Pandemie.

Dieser Artikel wird nicht mehr aktualisiert: Hier geht es zu den aktuellen Corona-News für Hamburg und den Norden

In Niedersachsen steigen die Zahlen ebenfalls deutlich. Dort bringt Ministerpräsident Weil (SPD) eine Impfpflicht für Pflegekräfte ins Spiel, in Schleswig-Holstein und Hamburg fordern die Grünen mehr Möglichkeiten zur Impfung.

Corona News für Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen am 18. November:

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

Coronavirus: Hamburgs Impfstellen

Inzidenz in Schleswig-Holstein klettert weiter

Die Zahl der neu gemeldeten Corona-Fälle binnen einer Woche ist in Schleswig-Holstein weiter nach oben geklettert. Am Donnerstag lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei 122,9 nach 116,1 am Mittwoch, wie aus den Daten der Landesmeldestelle hervorgeht. Es wurden binnen 24 Stunden landesweit 701 Neuinfektionen gemeldet. Am Mittwoch waren es 825.

In Schleswig-Holstein wurden neun weitere Covid-19-Todesfälle gemeldet; die Gesamtzahl in der Pandemie stieg damit auf 1769. Die Zahl der Patientinnen und Patienten, die mit einer Corona-Infektion im Krankenhaus liegen, stieg am Donnerstag auf 128 (Mittwoch: 127). 33 von ihnen wurden auf Intensivstationen behandelt, 17 mussten beatmet werden. Die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz - also die Zahl der Corona-Kranken, die je 100.000 Menschen binnen sieben Tagen in Kliniken kamen - lag bei 2,75 (Mittwoch: 3,09).

Am höchsten ist die Sieben-Tage-Inzidenz weiterhin im Kreis Neumünster, wo sie binnen Tagesfrist von 247,8 auf 249,0 stieg, gefolgt vom Kreis Herzogtum Lauenburg (174,7) und Lübeck (161,2). Vergleichsweise am besten steht Dithmarschen mit einem Wert von 75,8 da.

Inzidenz auf Helgoland steigt auf über 300

Das Gesundheitsamt im Kreis Pinneberg hat am Donnerstag 118 Corona-Neuinfektionen gemeldet, 68 Fälle mehr als am gleichen Tag der Vorwoche. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg stark auf 149,1 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Auf Helgoland gab es nach Monaten ohne Corona vier neue Fälle, das bedeutet bei nur 1326 Einwohnern einen Inzidenzwert von 301,7.

Mängel bei Corona-Kontakterfassung in Braunschweig

Nach einer Kontrolle zur Einhaltung der Corona-Regelungen verteilt die Stadt Braunschweig Lob und Tadel. Vor allem in der Gastronomie sei die seit Mittwoch in der Stadt geltende 2G-Regel meist vorbildlich umgesetzt worden, teilte die Kommune am Donnerstag mit. Die Kontrollen seien auf eine breite Akzeptanz gestoßen. Bei der 2G-Regel müssen in Braunschweig Besucherinnen und Besucher etwa von Restaurants, Museen, Theatern, Kinos oder Spielhallen vor dem Betreten nachweisen, dass sie geimpft oder genesen sind.

Allerdings seien bei der der Kontrolle von mehr als 150 Betrieben in der Innenstadt und den Außenbezirken viele Mängel festgestellt worden, vor allem bei der korrekten Form der Kontakterfassung und Dokumentation. In 26 Fällen habe es Beanstandungen gegeben, zum Teil wurden Ordnungswidrigkeitsverfahren auf den Weg gebracht. Überprüft wurden neben Restaurants auch Spielhallen, Friseure oder Kosmetikstudios.

Tschentscher begrüßt Homeoffice-Pflicht und 3G in Bus und Bahn

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher hat die jüngsten Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz zur verbindlichen Umsetzung des 2G-Konzepts in ganz Deutschland begrüßt. "Zusammen mit den vom Deutschen Bundestag beschlossenen Regelungen zur Homeoffice-Pflicht sowie zu den 3G-Vorgaben am Arbeitsplatz und im Öffentlichen Personenverkehr kann dies zu einer Abbremsung der Infektionsdynamik beitragen", erklärte der SPD-Politiker in einem Statement am Donnerstagabend.

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher schließt eine allgemeine Impfplicht in der Corona-Lage nicht mehr aus. (Archivbild)
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher informiert über den aktuellen Stand der Corona-Lage in Hamburg (Archivbild). © picture alliance/dpa

Die geschäfsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder haben sich unter anderem darauf geeinigt, dass die Hospitalisierungs-Inzidenz Maßstab für härtere Corona-Regeln wird. Ab einem Wert von drei soll die 2G-Regel gelten, ab sechs 2G plus. Zudem wollen die Länder Beschäftigte unter anderem in Krankenhäusern und Pflegeheimen zur Corona-Impfung verpflichten.

Am Vormittag hatte der Bundestag bereits die von SPD, Grünen und FDP geplanten Corona-Neuregelungen beschlossen. Der Bundesrat muss noch zustimmen, die Union droht aber mit Ablehnung. Vorgesehen sind neben der Ausweitung von Maßnahmen am Arbeitsplatz, in Verkehrsmitteln oder Pflegeheimen auf der anderen Seite, dass besonders scharfe Maßnahmen wie Schul- oder Geschäftsschließungen nicht mehr möglich sein sollen. Tschentscher kündigte an, Hamburg werde im Bundesrat den Gesetzesvorlagen zustimmen. Mit den Änderungen blieben „die rechtlichen Grundlagen für die Länder erhalten, um wichtige Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie umzusetzen“, betonte Tschentscher.

Entscheidend für die Pandemiebekämpfung bleibt laut Tschentscher eine hohe Impfquote. "Wir müssen die noch bestehenden Impflücken schließen und den Immunschutz bereits geimpfter Personen durch sogenannte Boosterimpfungen aufrechterhalten", so der Bürgermeister weiter. "Die Ständige Impfkommission hat hierzu heute eine entsprechende Empfehlung beschlossen, die für alle Ärztinnen und Ärzte eine gute wissenschaftlich-fachliche Grundlage für ihr ärztliches Handeln bietet. Vor allem in Krankenhäusern, Senioren- und Pflegeeinrichtungen müssen alle Beschäftigten geimpft werden, um Infektionen vulnerabler Personen und größere Ausbrüche wirksamer zu verhindern."

Hamburg hat laut Tschentscher die entsprechenden Vorbereitungen getroffen, um jetzt gemeinsam mit den Hausärzten sowie der Betriebsmedizin allen Personen zeitnah eine Auffrischungsimpfung anzubieten, deren letzte Impfung der Grundimmunisierung 6 Monate beziehungsweise im Einzelfall 5 Monate zurückliegt. Einzelheiten hierzu wollen Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard, die Hamburger Ärztekammer und Asklepios am Freitag vorstellen.

Europa Passage bietet Corona-Tests und Booster-Impfungen an

Die Europa-Passage rüstet auf: Ab Montag, den 22. November, werden in einem mobilen Testzentrum im Erdgeschoss wieder kostenfreie Corona-Schnelltests angeboten. Außerdem werden vor Ort auch Booster-Impfungen und kostenpflichtige PCR-Tests durchgeführt. Betreiber der Einrichtung ist die Gemeinschaftspraxis für Dermatologie und Allgemeinmedizin von Horst-Eckard Mausch und Kersten Magdalena Mausch.

Termine für Schnell- sowie PCR-Tests und Booster-Impfungen können vorab online vereinbart werden.

Die mobile Test- und Impfstation in der Europa Passage öffnet am Montag.
Die mobile Test- und Impfstation in der Europa Passage öffnet am Montag. © Europa Passage Hamburg

Pinneberger Weihnachtsdorf nur für Geimpfte und Genesene

Nachdem die Landesregierung in Schleswig-Holstein allen Kommunen empfohlen hat, ihre Weihnachtsmärkte als 2G-Veranstaltung durchzuführen, kommt prompt die Reaktion aus Pinneberg: Das Weihnachtsdorf in der Kreisstadt wird demnach am kommenden Mittwoch, 24. November, unter Wahrung der 2G-Regel eröffnet. Zugang erhalten laut Unternehmerfamilie Stacklies und dem Citymanagement nur Genesene und Geimpfte mit Nachweis und Ausweis.

Lage auf Bremens Intensivstationen ist angespannt

Die Lage bei den Intensivbetten für Corona-Patienten im Land Bremen ist nach Angaben des Gesundheitsressorts angespannt. Zugleich stellte Sprecher Lukas Fuhrmann klar: "Es ist nicht so, dass wir keine neuen Patienten aufnehmen können." Die Intensivmedizinervereinigung Divi wies am Donnerstag einen Anteil von zwei Prozent freier Intensivbetten in Bremen aus - der niedrigste Wert aller Länder. Demnach gab es im kleinsten Bundesland noch vier freie Betten zur Intensivpflege, davon zwei mit Beatmungsmöglichkeit für Covid-Patienten.

Fuhrmann verwies aber darauf, dass es in Bremen nur wenige Intensivstationen mit einer entsprechend kleinen Bettenzahl gebe. Deshalb fielen statistische Schwankungen besonders groß aus. Es gebe eine Notfallreserve von 116 Betten.

Die Lage auf den Intensivstationen verschärft sich auch in Hamburg zusehends (Symbolbild).
Die Lage auf den Intensivstationen verschärft sich auch in Bremen zusehends (Symbolbild). © imago images/Reichwein

Insgesamt kommt das Zweistädteland mit Bremen und Bremerhaven derzeit vergleichsweise gut durch die Pandemie. Die Sieben-Tages-Inzidenz bestätigter Neuinfektionen lag am Donnerstag dem Robert Koch-Institut zufolge bei 133,5. Deutschlandweit betrug der Wert 336,9 - so viele Menschen von 100 000 Bewohnern haben sich in einer Woche infiziert. Mit 79,4 Prozent vollständig Geimpfter war das kleinste Bundesland weiter Spitzenreiter aller Länder, ebenso mit 8,1 Prozent bei den Auffrischungsimpfungen.

Mehrere hundert Menschen bei Impfaktion in den Bücherhallen

So viel Andrang ist in den Hamburger Bücherhallen selten: Bei einer Impfaktion in der Zentralbibliothek der Bücherhallen in der Innenstadt am Donnerstag standen gegen Mittag mehrere hundert Menschen an. Die Schlange zog sich über den Vorplatz etwa 200 Meter in eine Seitenstraße hinein.

Vor der Zentrale der Bücherhallen bildete sich am Donnerstag eine lange Schlange.
Vor der Zentrale der Bücherhallen bildete sich am Donnerstag eine lange Schlange. © Bücherhallen Hamburg

Es seien viele Menschen dabei, die eine Erstimpfung wollten, sagten Mitarbeiter des Impfteams. Andere seien für Auffrischungsimpfungen gekommen. Die Impfungen sollten noch bis 18.30 Uhr gehen. Bei der letzten Impfaktion Ende Oktober waren nur knapp 250 Menschen in die Bücherhallen gekommen.

Inzidenz in Hamburg auf neuem Höchststand

Die Inzidenz in Hamburg liegt weiter auf "Rekordkurs" und erreicht zum dritten Mal in Folge einen neuen Höchststand: Nach 180,9 am Dienstag und 185,5 am Mittwoch meldete die Stadt am Donnerstag einen Sieben-Tage-Wert von 189,6 – dieser entspricht 594 neuen Corona-Fällen. Das sind zwar 127 weniger als am Mittwoch, aber auch 78 mehr als am Donnerstag der Vorwoche.

Auch die Lage in den Krankenhäusern entspannt sich nicht: Derzeit werden 179 Covid-19-Patienten in Hamburg behandelt, 49 von ihnen auf Intensivstationen (Vorwoche: 175/43). Die Zahl der Corona-Toten steigt um zwei auf nun 1856 seit Pandemiebeginn.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Ties Rabe: "Ohne Impfung kein normales Leben"

Mehr als die Hälfte der 12-17-Jährigen in Hamburg haben laut Schulbehörde mindestens eine Impfdosis gegen das Coronavirus erhalten: Derzeit liege die Quote bei 50,8 Prozent. Um weitere Impfanreize zu schaffen, bieten viele Schulen Impfaktionen an, bei diesen seien bislang rund 7500 Impfdosen verabreicht worden.

Schulsenator Ties Rabe (SPD) appelliert dringend an Ungeimpfte (Archivbild).
Schulsenator Ties Rabe (SPD) appelliert dringend an Ungeimpfte (Archivbild). © HA | Michael Rauhe

Schulsenator Ties Rabe (SPD) richtete einen dringenden Appell an alle Ungeimpften: "Ich bitte alle, die noch nicht geimpft sind, die Chance zur Impfung in den Schulen ernsthaft zu prüfen. Ohne eine Schutzimpfung werden wir unser normales Leben nicht zurückbekommen."

Auch die Erwachsenen nahm der Senator gezielt in die Pflicht. Kinder und Jugendliche hätten "einen hohen Preis gezahlt", um die Erwachsenen vor Ansteckung zu schützen: "Jetzt ist es an der Zeit, dass nun wiederum die Erwachsenen sich solidarisch gegenüber ihren Kindern verhalten und sich impfen lassen, damit die Krankheit zurückgeht und auch die Kinder endlich wieder ein normales Leben führen können."

Von 122 weiterführenden Schulen in Hamburg haben bisher 81 eigene Impfaktionen angeboten, bei weiteren 13 steht ein Termin fest. 14 der 28 fehlenden sind laut Behörde in Gesprächen mit Arztpraxen, um Termine zu vereinbaren.

Corona-Zahlen steigen auch in Niedersachsen weiter

Auch wenn Niedersachsen von einem dramatischen Corona-Infektionsgeschehen wie in Bayern noch weit entfernt ist, steigt die Zahl der Neuinfektionen im Land. Die Sieben-Tages-Inzidenz kletterte am Donnerstag auf einen Höchststand von 147,9 - so viele Menschen pro 100 000 Einwohner infizierten sich nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) neu mit dem Virus. Am Mittwoch hatte der Wert noch bei 139,2 gelegen. Bayern zum Beispiel verzeichnete am Donnerstag einen Inzidenzwert von 609,5. Die Inzidenz im Bundesland Bremen lag bei 133,5.

Neue Corona-Zahlen für Hamburg: Die Sozialbehörde meldete am Montag 332 Neuinfektionen (Symbolbild).
Die Corona-Zahlen steigen auch in Niedersachsen immer weiter (Symbolbild). © picture alliance / ANP

Maßgeblich für die Bewertung der Pandemie-Situation sind in Niedersachsen die Krankenhaus-Einweisungen von Covid-Patienten. Die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz lag am Donnerstag bei 4,7 nach 4,6 am Vortag. Sie gibt die Neuaufnahmen von Covid-Patienten in Kliniken pro 100 000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage an. Auf den Intensivstationen der Krankenhäuser waren am Donnerstag wie bereits am Mittwoch 6,6 Prozent der zur Verfügung stehenden Betten mit Covid-Patienten belegt.

Eine Corona-Warnstufe wird in Niedersachsen erreicht, wenn der Hospitalisierungswert (Krankenhausaufnahmen) und mindestens eine der beiden anderen Maßzahlen (Neuinfizierte, Intensivbetten) die in der Verordnung definierten Schwellenwerte überschreiten. So muss beim Leitindikator Hospitalisierung der Wert 6,0 überschritten werden, damit möglicherweise Warnstufe eins ausgerufen werden kann. Die Warnstufen werden teils vom Land, teils von den Kreisen beziehungsweise kreisfreien Städten ausgerufen. Voraussetzung dafür ist, dass die jeweiligen Werte die Schwellen fünf Tage hintereinander übersteigen.

13 Prozent der Intensivbetten in Hamburg frei

In Hamburgs Kliniken sind derzeit gut 15 Prozent der Intensivbetten für Erwachsene frei. Das geht aus aktuellen Zahlen der Intensivmedizinervereinigung Divi vom Donnerstag (Stand 12.30 Uhr) hervor. 429 Betten sind demnach belegt, 76 sind noch frei. 54 Corona-Patienten müssen den Zahlen zufolge in der Hansestadt intensivmedizinisch betreut werden.

37 Corona-Patienten werden derzeit auf den Intensivstationen der Hamburger Krankenhäuser behandelt (Symbolfoto).
37 Corona-Patienten werden derzeit auf den Intensivstationen der Hamburger Krankenhäuser behandelt (Symbolfoto). © dpa | Waltraud Grubitzsch

In den Krankenhäusern Schleswig-Holsteins sind aktuell etwa 83 Prozent der Intensivbetten für Erwachsene belegt und dementsprechend nur noch 17 Prozent frei. 599 von 727 Betten sind belegt und 128 frei, wie aus aktuellen Zahlen der Intensivmedizinervereinigung Divi vom Donnerstag (Stand 12.30 Uhr) hervorgeht. 31 Corona-Patienten werden im nördlichsten Bundesland intensivmedizinisch behandelt, 18 von ihnen invasiv beatmet.

Die Situation in den Kreisen und kreisfreien Städten ist dabei sehr unterschiedlich. Der Anteil freier Intensivbetten reicht von jeweils nur noch einem freien Bett in den Kreisen Steinburg und Pinneberg sowie den Städten Flensburg und Neumünster bis zu 32 freien Betten in Kiel und 27 im Kreis Segeberg.

Im Bundesdurchschnitt sind derzeit etwa 11 Prozent aller betreibbaren Intensivbetten für Erwachsene frei, wie aus den Divi-Zahlen hervorgeht.

Zur Einordnung: Laut Divi sind 15 Prozent freie Betten „regional in einzelnen Intensivbereichen zu bestimmten Zeitpunkten nichts Ungewöhnliches“. Problematisch werde jedoch ein freier Bettenanteil von unter 15 Prozent oder sogar unter 10 Prozent. „Insbesondere wenn dies in mehreren Regionen und Häusern gehäuft und über längere Zeiträume auftritt. Standardmäßige Verlegungsmöglichkeiten, die manchmal als Puffer dienen können, sind dann in aller Regel aufgrund vieler schwerer Fälle oft nur noch sehr eingeschränkt möglich.“

Corona-Zahlen in Schleswig-Holstein steigen dramatisch

Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt nun auch in Schleswig-Holstein rapide an: Innerhalb von einer Woche ist der Wert um 26 Punkte auf nun 116,1 gestiegen (Stand: Mittwoch). Das Land meldete 825 Neuinfektionen, den mit Abstand höchsten Wert seit Pandemiebeginn. Die Spanne zwischen höchstem und niedrigstem Wert unter den Kreisen und Städten klafft dabei weit auseinander.

Eine Fachkraft entnimmt einen Abstrich für den Corona-Test (Archivbild).
Eine Fachkraft entnimmt einen Abstrich für den Corona-Test (Archivbild). © picture alliance

Während in Neumünster der Wert innerhalb von einer Woche von etwas mehr als 60 auf aktuell 247,8 in die Höhe geschossen ist, hat sich die Lage im Landkreis Nordfriesland, zu dem auch die Insel Sylt gehört, deutlich entspannt: Mit einem Sieben-Tage-Wert von 70,0 verzeichnet der Kreis die landesweit niedrigste Inzidenz.

Ebenfalls besorgniserregend: die steigende Belegung der Krankenhäuser. Vor einer Woche lag die Zahl der Covid-19-Patienten landesweit noch bei 108 (davon 26 auf Intensivstationen). Aktuell werden 127 Menschen stationär behandelt (Intensiv: 30), die Hospitalisierungsinzidenz liegt nun bei 3,09. Zwei weitere Todesfäle lassen die Zahl der Corona-Toten seit Pandemiebeginn auf 1760 ansteigen.

Prostituierte sehen 2G-Pflicht gelassen entgegen

Die Gruppe Sexy Aufstand Reeperbahn sieht dem ab Sonnabend geltenden 2G-Modell gelassen entgegen. „Für uns macht das keinen Unterschied“, sagte eine Sprecherin der Initiative. Es seien fast alle Gäste dort auch jetzt schon geimpft oder genesen. „Denn auf der Reeperbahn ist ja eh überall 2G. Dementsprechend laufen da nur welche lang, die genesen oder geimpft sind.“ In der Gruppe Sexy Aufstand Reeperbahn sind Prostituierte und Bordellbetreiber vertreten.

Der rot-grüne Senat streicht ab Sonnabend für etliche Bereiche das 3G-Modell und macht stattdessen das 2G-Modell zur Pflicht - so auch in Bordellen. Beim 2G-Modell dürfen nur Geimpfte und Genesene eingelassen werden, beim 3G-Modell auch Ungeimpfte, sofern sie einen negativen Corona-Test vorlegen können. Davon betroffen sind auch körpernahe Dienstleistungen mit der Ausnahme von Friseuren, Fußpflege und medizinischen Behandlungen.

Ärzte dämpfen Hoffnung auf schnelle Booster-Impfung

Viele Impfwillige müssen sich nach Einschätzung der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) noch länger bis zur Auffrischung ihres Corona-Schutzes gedulden. Trotz politischer Aussagen, wonach die bisherigen Voraussetzungen für den sogenannten Booster bald fallen könnten, werde es „nicht möglich sein, die damit geweckten Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger auf kurzfristige Impfungen zu erfüllen“, erklärte KVN-Vorstand Mark Barjenbruch am Donnerstag. Er rief dazu auf, „Ruhe zu bewahren und nicht auf Ad-hoc-Terminen in Praxen zu bestehen“. Der Impfschutz verschwinde nicht automatisch nach sechs Monaten.

Geleerte Impfstoffampullen liegen in einer Schale (Symbolbild).
Geleerte Impfstoffampullen liegen in einer Schale (Symbolbild). © picture alliance

Barjenbruch erklärte, dass die Arztpraxen die Impfstoffe eine Woche im Voraus bestellen müssten. Die Termine würden dann entsprechend der vorhandenen Impfstoffmenge unter Berücksichtigung der medizinischen Priorisierung vergeben.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Auffrischungsspritzen, Booster genannt, bisher vor allem für über 70-Jährige und Vorerkrankte. Stiko-Chef Thomas Mertens hatte am Dienstag allerdings angedeutet, dass die Empfehlung bald auf alle Erwachsenen ausgeweitet werden könnte. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte sich ebenfalls dafür ausgesprochen, allen Menschen ab 18 Jahren eine Corona-Auffrischungsimpfung zu ermöglichen - auch wenn die letzte Impfung noch nicht sechs Monate her ist.

Keine strengeren Besuchsregeln in Hamburger Kliniken

Trotz steigender Corona-Zahlen in Hamburg sollen die Besuchsmöglichkeiten in den Krankenhäusern der Stadt vorerst nicht weiter eingeschränkt werden. Aktuell gilt die Regel, dass ein Patient pro Tag nur einen Besucher empfangen darf, und das für maximal eine Stunde. Eine Verschärfung dieser Regelung sei aktuell nicht geplant, teilte die Hamburgische Krankenhausgesellschaft (HKG) mit.

Zudem gilt laut HKG die 3G-Regel. Das heißt, dass Besucher geimpft, von einer Covid-Erkrankung genesen oder negativ auf das Virus getestet sein müssen.In einigen Fällen können die Kliniken auch von geimpften und genesenen Besuchern einen Test verlangen. Dies gelte etwa, wenn sie besonders schutzbedürftige Patienten besuchen.

Das Universitätsklinikum Eppendorf (Archivbild).
Das Universitätsklinikum Eppendorf (Archivbild). © Michael Rauhe

Die Hamburgische Krankenhausgesellschaft ist der Dachverband der Krankenhausträger und ihrer Spitzenverbände in der Hansestadt. Sie vertritt die Interessen von 35 Krankenhäusern in und um Hamburg. Dazu zählen etwa das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) oder die sieben Asklepios-Kliniken in der Stadt.

In Schleswig-Holstein hatten in den vergangenen Tagen hingegen immer mehr Kliniken die Besuchsregeln eingeschränkt. In den Sana Kliniken in Lübeck gilt wegen der steigenden Corona-Zahlen etwa seit Mittwoch ein komplettes Besuchsverbot. Der Zutritt für Besucher ist seitdem nur noch in Ausnahmefällen, etwa bei sterbenden Angehörigen, möglich.

Stephan Weil: Impfpflicht für Pflegekräfte vorstellbar

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil schließt eine Impfpflicht für Pflegekräfte nicht aus. Allgemein setzte die Impfpflicht einige verfassungsrechtliche Hürden voraus, sagte der SPD-Politiker im Interview mit „OM-online“, dem Nachrichtenportal von „Münsterländischer Tageszeitung“ und „Oldenburgischer Volkszeitung“. Es müsse dargelegt werden, dass es das mildeste Mittel der Wahl sei für bundesweit 15 Millionen ungeimpfte Menschen. „Durchaus vorstellbar und unter Umständen auch durchsetzbar halte ich dagegen eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen, wie beispielsweise das Pflegepersonal“, sagte Weil.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD).
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). © dpa | Moritz Frankenberg

Niedersachsens Regierungschef sprach sich außerdem für eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen aus. „Wir müssen vorbeugenden Brandschutz in Niedersachsen betreiben. Es hat sich etwas verändert im Vergleich zum vorangegangenen Jahr“, sagte Weil in dem Interview. „Weil noch zu viele Menschen ungeimpft sind, müssen wir jetzt auf die Bremse treten, damit die Infektionszahlen nicht weiter stark steigen. Es soll in Niedersachsen nicht so kommen wie in Süd- und Ostdeutschland, denn das halten am Ende die Intensivstationen nicht aus.“

Grüne in Schleswig-Holstein für Impfungen in Apotheken

Zur Beschleunigung der Impfkampagne sollte nach Ansicht der Grünen in Schleswig-Holstein auch in Apotheken gegen Corona geimpft werden. „Wir müssen im Wettlauf gegen das Coronavirus schneller beim Impfen werden und dafür brauchen wir die Apotheken als zusätzliche Impfstellen“, sagte der Landesvorsitzende Steffen Regis im Blick auf die Beratungen von Bund und Ländern an diesem Donnerstag.

Steffen Regis, Landesvorsitzender der Grünen in Schleswig-Holstein (Archivbild).
Steffen Regis, Landesvorsitzender der Grünen in Schleswig-Holstein (Archivbild). © picture alliance

„In dieser schlimmen Lage der Pandemie muss im Bund schnell entschieden werden, um Apotheken mit niedrigschwelligen Angeboten in die Impfkampagne einzubinden, sowohl für die Grundimmunisierung wie auch für die Booster-Impfungen“, so Regis. Die Grundlagen dafür seien mit Modellprojekten von Grippeschutzimpfungen in Apotheken gelegt. „Die Hürden für eine Impfung würden so deutlich gesenkt, da die Apotheken für viele Menschen ohnehin Anlaufstellen bei Gesundheitsfragen sind und sie leicht zu erreichen sind.“

Elbphilharmonie zieht 2G-Modell vor

Die Hamburger Elbphilharmonie zieht das 2G-Modell um zehn Tage vor und startet damit schon an diesem Sonnabend. Beim 2G-Prinzip dürfen nur Corona-Geimpfte und -Genesene zu Gast sein. Das Publikum in dem berühmten Konzerthaus sei ohnehin zu mehr als 95 Prozent geimpft, teilte die Elbphilharmonie am Mittwochabend mit. 2G solle in Zukunft die Regel sein. Die Veranstalter in der Laeiszhalle könnten sich dagegen aussuchen, ob sie in 3G (ohne Pausengastronomie) oder in 2G (wie bisher mit Pausengastronomie) veranstalten wollen, hieß es. Beim 3G-Modell haben auch Getestete Zutritt.

Konzerte in der Elbphilharmonie werden ab sofort konsequent nach dem 2G-Modell stattfinden.
Konzerte in der Elbphilharmonie werden ab sofort konsequent nach dem 2G-Modell stattfinden. © HA | Andreas Laible

Der rot-grüne Senat hatte am Dienstag die Corona-Regeln für die Hansestadt verschärft und das bestehende 2G-Modell ausgeweitet. Es gilt von Sonnabend an verpflichtend für Gastronomie, Bars, Clubs, Discos, körpernahe Dienstleister, Sport in geschlossenen Räumen sowie Freizeitchöre und Orchester.

Auch das Thalia Theater kündigte am Mittwochabend an, die Umstellung auf 2G auf Samstag vorzuziehen. Eigentlich war das erst für den 11. Dezember geplant. „Die neue Regel betrifft die Kulturbetriebe, wenn diese eine Foyergastronomie anbieten“, erklärte das Theater. 3G-Veranstaltungen seien nur noch zulässig, wenn auf dieses Angebot verzichtet werde. „Da das Publikum des Thalia Theaters zu einem sehr hohen Prozentsatz vollständig geimpft ist, möchten wir diesen Gästen auch weiterhin einen umfassenden Service mit gastronomischen Angeboten vor der Vorstellung und in der Pause anbieten.“

Lesen Sie hier die Corona-News für Hamburg und den Norden vom Mittwoch