Hamburg. Der Überblick: Grüne, CDU und Linke fordern Impfzentren in Bezirken. Hamburg meldet so viele Neuinfektionen wie nie zuvor.

Die Corona-Infektionszahlen im Norden steigen weiter dramatisch. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Hamburg hat am Mittwoch einen neuen Höchstwert erreicht. Die Sozialbehörde meldete zudem so viele Neuinfektionen an einem Tag wie nie zuvor. Bereits am Dienstag reagierte der Senat: Die 2G-Regel wird von Sonnabend an ausgeweitet.

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Auch Schleswig-Holstein verschärft die Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus drastisch: Am Mittwoch informierte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) über die nächsten Schritte. Die neuen Regeln betreffen nicht nur Schleswig-Holsteiner. Weitere Infos dazu in unserem Newsblog.

Corona News für Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen am 17. November:

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

Elbphilharmonie zieht 2G-Modell vor

Die Hamburger Elbphilharmonie zieht das 2G-Modell um zehn Tage vor und startet damit schon an diesem Sonnabend. Beim 2G-Prinzip dürfen nur Corona-Geimpfte und -Genesene zu Gast sein. Das Publikum in dem berühmten Konzerthaus sei ohnehin zu mehr als 95 Prozent geimpft, teilte die Elbphilharmonie am Mittwochabend mit. 2G solle in Zukunft die Regel sein. Die Veranstalter in der Laeiszhalle könnten sich dagegen aussuchen, ob sie in 3G (ohne Pausengastronomie) oder in 2G (wie bisher mit Pausengastronomie) veranstalten wollen, hieß es. Beim 3G-Modell haben auch Getestete Zutritt.

Konzerte in der Elbphilharmonie werden ab sofort konsequent nach dem 2G-Modell stattfinden.
Konzerte in der Elbphilharmonie werden ab sofort konsequent nach dem 2G-Modell stattfinden. © HA | Andreas Laible

Der rot-grüne Senat hatte am Dienstag die Corona-Regeln für die Hansestadt verschärft und das bestehende 2G-Modell ausgeweitet. Es gilt von Sonnabend an verpflichtend für Gastronomie, Bars, Clubs, Discos, körpernahe Dienstleister, Sport in geschlossenen Räumen sowie Freizeitchöre und Orchester.

Auch das Thalia Theater kündigte am Mittwochabend an, die Umstellung auf 2G auf Samstag vorzuziehen. Eigentlich war das erst für den 11. Dezember geplant. „Die neue Regel betrifft die Kulturbetriebe, wenn diese eine Foyergastronomie anbieten“, erklärte das Theater. 3G-Veranstaltungen seien nur noch zulässig, wenn auf dieses Angebot verzichtet werde. „Da das Publikum des Thalia Theaters zu einem sehr hohen Prozentsatz vollständig geimpft ist, möchten wir diesen Gästen auch weiterhin einen umfassenden Service mit gastronomischen Angeboten vor der Vorstellung und in der Pause anbieten.“

Grüne, Linke und CDU fordern Impfzentren in den Bezirken

Die Grünen-Regierungsfraktion und die Linken- und CDU-Opposition in der Hamburgischen Bürgerschaft haben angesichts des hohen Bedarfs an Corona-Drittimpfungen zentrale Impfstellen in den Bezirken gefordert. „Der Impfturbo muss wieder laufen in den kommenden Wochen“, sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Jennifer Jasberg am Mittwoch in einer Aktuellen Stunde des Parlaments zu den Folgen der Corona-Pandemie. Der Linken-Gesundheitsexperte Deniz Celik betonte: „Es müssen dezentrale Impfzentren in allen Bezirken sieben Tage die Woche geöffnet werden.“ Zudem müssten unter anderem alle Impfberechtigten angeschrieben und ein Impfangebot gemacht werden.

Der CDU-Gesundheitsexperte Stephan Gamm betonte, es sei spätestens jetzt an der Zeit den Knopf zu drücken und die Standby-Impfzentren in den Bezirken zu öffnen. Jasberg verwies darauf, dass nun die geburtenstarken Jahrgänge folgten und die Hausärzte das nicht stemmen könnten. „Hinzu kommt die Impfung der Kinder, auf die viele Eltern bereits sehnsüchtig warten.“ Die zuständige Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) äußerte sich nicht im Parlament.

Ein Behördensprecher sagte jedoch auf Anfrage, aktuell reichten die Kapazitäten aus. Sollte die Ständige Impfkommission (Stiko) nun jedoch eine Booster-Impfung für alle ab 18 Jahren empfehlen, sei mit einer gesteigerten Nachfrage zu rechnen. Entsprechend werde die städtische Impf-Infrastruktur mit zusätzlichen Standorten, einem ausgeweiteten Angebot an dezentralen Impfmöglichkeiten und einer höheren Zahl an Terminen ausgebaut. Doch auch die niedergelassenen Ärzt sollten sich vorbereiten. „Durch die Umstellung auf wöchentliche Belieferung der Praxen mit Impfstoff, eine Anhebung der Vergütung und entsprechende Organisation in den Praxen ist das zu leisten.“

Jasberg widersprach der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH), die keine Notwendigkeit für eine Ausweitung der Kapazitäten sieht. Der frühere Leiter des inzwischen geschlossenen Impfzentrums und Vorsitzende der KVH-Vertreterversammlung, Dirk Heinrich, hatte zuvor gesagt: „Unsere Angebote in Hamburg mit den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, den Impfstellen in den Krankenhäusern und den mobilen Teams der Sozialbehörde sind völlig ausreichend.“

Grünen-Fraktionschefin schließt Impfpflicht nicht mehr aus

Hamburgs Grünen-Fraktionsvorsitzende Jennifer Jasberg schließt eine allgemeine Impfpflicht gegen das Coronavirus nicht mehr aus. „Es gab ausreichend Informationsmöglichkeiten, Impfangebote und die Lage ist dramatisch genug, um auch eine Impfpflicht zu diskutieren“, sagte Jasberg in einer Aktuellen Stunde der Bürgerschaft.

Hamburgs Grünen-Fraktionsvorsitzende Jennifer Jasberg spricht sich inzwischen für eine allgemeine Corona-Impfpflicht aus (Archivbild).
Hamburgs Grünen-Fraktionsvorsitzende Jennifer Jasberg schließt eine allgemeine Corona-Impfpflicht nicht mehr aus (Archivbild). © picture alliance/dpa/Christian Charisius

Wer jetzt noch nicht verstanden habe, dass eine Infektion ohne Impfung unvermeidbar sei, werde womöglich nicht mehr zu erreichen sein. „Eine bundespolitische Impfpflicht für bestimmte Bereiche begrüße ich daher außerordentlich. Sollte diese Situation nicht in den Griff zu bekommen sein mit 2G und Impfkampagnen, müssen wir über eine allgemeine Impfpflicht reden“, betonte Jasberg.

Mit Blick auf die Drittimpfungen forderte sie eine schnelle Zentralisierung der Impfangebote in den Bezirken, so dass jeder wisse, wo und wann er eine Booster-Impfung erhalten könne. Denn nun folgten die geburtenstarken Jahrgänge und das könnten die Hausärzte nicht stemmen. „Hinzu kommt die Impfung der Kinder, auf die viele Eltern bereits sehnsüchtig warten.“ Der Impfturbo müsse in den kommenden Wochen wieder laufen, sagte die Grünen-Politikerin.

UKE-Chefarzt warnt vor Überlastung der Intensivstationen

Angesichts der hohen Corona-Neuinfektionen haben Mediziner vor einer Überlastung von Intensivstationen gewarnt und konsequente Auffrischungsimpfungen sowie eine erneute Intensivierung der Impfkampagne gefordert. „Wir sehen gerade in den Bundesländern mit hohen Inzidenzen, in Bayern, Thüringen und Sachsen, dass die Notfallversorgung und Intensivversorgung teilweise nicht mehr gewährleistet werden kann, dass einzelne Krankenhäuser Notfälle nicht mehr versorgen können“, sagte Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin an der Uniklinik Hamburg-Eppendorf (UKE), bei einem Expertenbriefing des Science Media Centers Germany zur Lage auf den Intensivstationen.

Ein Grund für die angespannte Situation auf den Intensivstationen sei neben der niedrigen Impfquote unter anderem auch der Personalmangel in den Krankenhäusern. „Uns stehen insgesamt leider weniger Intensivbetten zur Verfügung als noch im letzten Jahr. Wie kommt das? Das ist einfach das Nadelöhr Personal, insbesondere Pflegepersonal“, sagte Kluge. Bis zu 30 Prozent der deutschen Intensivbetten könnten nicht betrieben werden können, weil das Personal fehle.

Auch Prof. Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin am UKE, kritisiert die zögerliche Corona-Politik. Er und 34 weitere Wissenschaftler mahnten in einem Appell an Bund und Länder ein konsequentes Vorgehen an.
Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin am UKE, fordert eine erneute Intensivierung der Impfkampagne (Archivbild). © picture alliance/dpa/Axel Heimken

Kritik übten die Mediziner an der schleppenden Impfkampagne und den vielerorts niedrigen Impfquoten. „Ohne die Impfung wäre unser Gesundheitssystem jetzt kollabiert. Das muss man ganz klar sagen mit dieser Delta-Variante“, sagte Kluge. Dennoch seien zu viele Menschen nicht erreicht worden. „Ich glaube hier hätte man mehr tun müssen, wenn ich mir diese doch wirklich sehr schlechten Quoten angucke in vielen Bundesländern“. Die Mediziner forderten die Politik auf, die Impfkampagne erneut zu intensivieren – noch sei es nicht zu spät.

Prien appelliert an Schüler: Masken am besten sofort tragen

Für die schleswig-holsteinischen Schulen wurde angesichts des aktuellen Infektionsgeschehens bei Kindern und Jugendlichen eine Rückkehr zur Maskenpflicht auch im Unterricht vereinbart. Die neue Regeln gelten von Montag an. Bildungsministerin Karin Prien (CDU) rief jedoch dazu auf, ab sofort wieder im gesamten Schulgebäude Masken zu tragen.

Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) äußerte sich am Mittwoch zu den neuen Corona-Regeln an Schulen.
Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) äußerte sich am Mittwoch zu den neuen Corona-Regeln an Schulen. © picture alliance/dpa/ Axel Heimken

"Die Situation in Schleswig-Holstein ist nicht dramatisch, sondern beherrschbar und wir wollen alle gemeinsam dafür sorgen, dass es so bleibt", so Prien. "Wir haben die höchsten Impfquoten im Land, gerade die Jugendlichen ab zwölf sind hier Vorreiter in Deutschland. Die Schulen in Schleswig-Holstein müssen geöffnet bleiben. Lassen Sie uns, lasst uns auch deshalb gemeinsam gegen das Virus kämpfen.“

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Sütterlin-Waack positiv auf Corona getestet

Bei der schleswig-holsteinischen Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) ist ein PCR-Test auf das Coronavirus am Mittwoch positiv ausgegangen. Die Ressortchefin habe sich deshalb nach Hause in die Isolation begeben, sagte ein Sprecher.

Bei der schleswig-holsteinischen Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) ist ein PCR-Test auf das Coronavirus am Mittwoch positiv ausgegangen.
Bei der schleswig-holsteinischen Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) ist ein PCR-Test auf das Coronavirus am Mittwoch positiv ausgegangen. © picture alliance/dpa/Frank Molter

Sütterlin-Waack sei symptomfrei. Die 63-Jährige hatte sich wegen eines Kontakts mit einer corona-infizierten Person schon am Freitag ins Homeoffice verabschiedet. Sie habe seitdem täglich Antigentests mit durchweg negativem Ergebnis gemacht, sagte der Sprecher.

Booster-Andrang im Norden – neue Impfstellen im Aufbau

Mit neuen Impfstellen im ganzen Land rüstet sich Schleswig-Holstein für den großen Andrang nach Auffrischungsimpfungen zum Schutz vor dem Coronavirus. Wie das Gesundheitsministerium mitteilte, würden derzeit an 24 Standorten solche Stellen eingerichtet.

Darunter sind fast alle größeren Städte, aber auch kleinere Orte. In den Stationen werden nicht nur sogenannte Booster-Impfungen verabreicht, sondern auch erste und zweite. Terminbuchungen starten am Donnerstag nächster Woche. Fast alle Impfstellen sollen Anfang Dezember einsatzbereit sein.

Mit neuen Impfstellen im ganzen Land rüstet sich Schleswig-Holstein für den großen Andrang nach Auffrischungsimpfungen zum Schutz vor dem Coronavirus (Symbolbild).
Diese Spritze ist heiß begehrt: Auch in Schleswig-Holstein wollen immer mehr Menschen einen Termin für ihre Booster-Impfung (Symbolbild). © picture alliance/KEYSTONE | MICHAEL BUHOLZER

Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) rief die Schleswig-Holsteiner auf, die Impfangebote in den neuen Stationen zu nutzen. Darüber hinaus gebe es zahlreiche Impfaktionen an vielen weiteren Orten (Termine unter www.impfen-sh.de). Niedergelassene Ärzte impfen ebenfalls gegen das Coronavirus, wobei momentan viele Praxen dem Bedarf an Booster-Impfungen nicht entsprechen können.

Wirtschaft in Niedersachsen für strengere Corona-Regeln

Viele Arbeitgeber in Niedersachsen befürworten einen wieder deutlich strikteren Corona-Schutz. Politik und Behörden müssten dann allerdings auch so schnell wie möglich die Voraussetzungen schaffen – schließlich seien etliche Einrichtungen für Tests und Impfungen vorschnell abgebaut worden. „Die regionale Wirtschaft steht mehrheitlich hinter strengeren Regeln, um die vierte Welle zu brechen“, sagte Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hannover.

Bielfeldt, die auch die niedersächsische Kammer-Dachorganisation mit leitet, sieht Defizite aus der Zeit, in der die Inzidenzen geringer waren: Fehlende Möglichkeiten für rasche Tests bildeten nun „eine erhebliche Hürde sowohl für das 3G-Modell am Arbeitsplatz als auch für die geplanten 3G- oder 2G-plus-Modelle für den Zutritt von Kunden. Hier besteht akuter Handlungsbedarf.“

Betriebe versuchten, einen neuen Lockdown unbedingt zu verhindern. Denn dieser dürfte für viele das Aus bedeuten, schätzt Bielfeldt. 3G im Job könne „zeitnah pragmatisch umgesetzt werden, vorausgesetzt die Regelung wird nicht mit bürokratischen Auflagen überfrachtet“. Dann müsse man auch den Schutzstatus der Beschäftigten abfragen dürfen.

Hotelverband hat 2G-Regelung im Norden nicht überrascht

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Schleswig-Holstein hat wenig überrascht auf die Ankündigung der 2G-Regelung im Gastgewerbe reagiert. Man habe die 3G-Regelung präferiert, sagte Hauptgeschäftsführer Stefan Scholtis. „Unsere Aufgabe ist es ja, Gäste zu empfangen und nicht abzuweisen.“

In den vergangenen Wochen hätten die Betriebe ganz überwiegend festgestellt, dass ihre Gäste in sehr hohem Maße geimpft seien. Daher seien keine großen wirtschaftlichen Folgen der neuen Regelung zu erwarten. „Vor diesem Hintergrund können wir eben auch mit einer 2G-Regelung leben, warten natürlich sehnsüchtig auf den Tag, an dem das wieder aufgehoben wird.“

Booster-Impfung in Hamburg: Plassmann warnt vor Panikmache

Die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (KVH) reagiert mit Sorge auf die aktuelle Diskussion um die Auffrischung der Corona-Schutzimpfung ("Booster"). Der Vorsitzender der KVH warnt vor Panikmache. „Es ist niemandem damit geholfen, wenn jetzt völlig unnötigerweise die Menschen in Sorge und Angst versetzt werden“, sagt Walter Plassmann, „wir werden allen Menschen, die eine Auffrischungsimpfung haben möchten, diese auch geben können – vorausgesetzt, es halten sich alle an die Regeln.“

Walter Plassmann, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH), spricht sich für weniger PCR-Testungen aus, um die Labore zu entlasten.
Walter Plassmann, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH), warnt vor einem Impfchaos. © Roland Magunia/Funke Foto Services | Roland Magunia

Die wichtigste Regel sei, die Karenzzeit von sechs Monaten einzuhalten. „Die sechs Monate zwischen zweiter und dritter Impfung sind ein vorsichtig gewählter Richtwert, es ist keine fixe Grenze.“ Es sei nicht so, dass nach sechs Monaten keinerlei Impfschutz mehr bestehe, so Plassmann: „Deshalb ist es auch kein Problem, wenn der Boostertermin ein paar Tage oder Wochen nach dieser Frist liegt.“

Wichtiger sei es vielmehr, dass sich diejenigen ohne Impfschutz impfen lassen. Dr. Dirk Heinrich, Vorsitzender der Vertreterversammlung der KVV: „Wir sollten uns darum bemühen, die noch nicht Geimpften zur Impfung zu bewegen, das hätte einen viel größeren Effekt auf das Infektgeschehen als die Booster-Impfung.“ Heinrich betont, dass alle Impfwilligen versorgt werden könnten: „Unsere Angebote in Hamburg mit den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, den Impfstellen in den Krankenhäusern und den mobilen Teams der Sozialbehörde sind völlig ausreichend.“

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    Inzidenz in Hamburg überschreitet erneut Höchstwert

    Am Mittwoch meldete die Hamburger Sozialbehörde 721 Corona-Neuinfektionen. Das sind 372 Fälle mehr als am Vortag (349) und 87 mehr als am Mittwoch vor einer Woche (634). Hamburg meldet damit so viele Neuinfektionen wie nie zuvor. Der bislang höchste Wert der an einem Tag registrierten Neuinfektionen war am 5. Januar mit 697 gemeldet worden.

    Die Inzidenz steigt noch einmal deutlich an und liegt nun bei 185,5 (Vortag 180,9). Es ist der höchste Sieben-Tage-Wert in Hamburg seit Beginn der Pandemie. Am 24. Dezember hatte der bisherige Höchstwert 179,6 betragen, am Dienstag war er erstmals überschritten worden. Bundesweit gab das Robert Koch-Institut (RKI) die Inzidenz am Dienstag mit 319,5 an.

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    Seit Beginn der Pandemie wurden in der Hansestadt 106.353 bestätigte Corona-Infektionen registriert. Von ihnen gelten nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts 95.500 als genesen. Dem Institut zufolge haben in Hamburg bislang 1.392.050 Menschen zumindest eine Erstimpfung erhalten, 1.355.593 Personen sind vollständig geimpft.

    In Hamburger Krankenhäusern werden 176 Corona-Patienten behandelt. 47 Menschen sind so schwer erkrankt, dass sie intensivmedizinisch betreut werden müssen. Die Behörde meldete zudem fünf weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus. Bislang sind 1854 Menschen gestorben.

    Am Mittwoch meldete die Sozialbehörde wieder Hunderte Corona-Neuinfektionen (Symbolbild).
    Am Mittwoch meldete die Sozialbehörde wieder Hunderte Corona-Neuinfektionen (Symbolbild). © picture alliance/dpa/Moritz Frankenberg

    Günther informiert über schärfere Corona-Regeln im Norden

    Auch auf Schleswig-Holstein kommen jetzt verschärfte Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus zu. Über die nächsten Schritte informierte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) gemeinsam mit seinen Stellvertretern Monika Heinold (Grüne) und Heiner Garg (FDP). "In Schleswig-Holstein haben wir weiterhin die niedrigste Infektionsrate in ganz Deutschland", so Günther.

    Auch auf Schleswig-Holstein kommen verschärfte Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus zu. Über die nächsten Schritte informiert Ministerpräsident Daniel Günther.
    Auch auf Schleswig-Holstein kommen verschärfte Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus zu. Über die nächsten Schritte informiert Ministerpräsident Daniel Günther (Archivbild). © picture alliance/dpa | Gregor Fischer

    "Wir wollen achtsam sein und umsichtig handeln", so der Ministerpräsident weiter. Auch in Schleswig-Holstein sollen daher in vielen Bereichen die 2G-Regeln von Montag an in fast allen Innenbereichen gelten. Ungeimpfte haben dann keinen Zutritt mehr zu Gaststätten, zum Sport in Innenräumen und zu Dienstleistungen mit Körperkontakt. Ausnahmen gelten laut Günther für Friseure und medizinische und pflegerische Dienstleistungen.

    Auch im privaten Bereich gelten von Montag an verschärfte Regeln: Private Zusammenkünfte innerhalb geschlossener Räume sind dann nur noch mit bis zu zehn ungeimpften Personen zulässig. Von den neuen Regeln ausgenommen sind Kinder bis sieben Jahre sowie Jugendliche bis 18 Jahre, die in der Schule regelmäßig auf Corona getestet werden. Für die schleswig-holsteinischen Schulen wurde jedoch angesichts des aktuellen Infektionsgeschehens bei Kindern und Jugendlichen eine Rückkehr zur Maskenpflicht auch im Unterricht vereinbart.

    Doch nicht nur Einwohnerinnen und Einwohner sind von der neuen Verordnung betroffen – auch für Touristen gelten von Montag an neue Regeln: Urlaub im Norden können künftig nur noch Geimpfte und Genesene machen.

    "Damit bekommen wir in Schleswig-Holstein mit die schärfsten Regeln bundesweit", so Günther. Er appellierte zugleich auch an bereits geimpfte Bürgerinnen und Bürgern, sich im Zweifel trotzdem lieber vorsichtig zu verhalten. Dies gelte gerade bei Treffen im privaten Bereich, wo nicht immer klar sei, ob alle anderen geimpft seien oder nicht. Auch Vizeministerpräsidentin Monika Heinold (Grüne) rief dazu auf, sich unabhängig vom Impfstatus lieber vorsichtig zu verhalten. „Masken sind ein guter Schutz“, sagte sie. Auch seien Zusammenkünfte draußen weniger riskant als drinnen.

    Auch Niedersachsen will 2G-Regeln ausweiten

    Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen weitet auch Niedersachsen die 2G-Regeln aus. „Überall da, wo Menschen zusammenkommen bei öffentlichen Angeboten, da werden wir nur noch mit 2G arbeiten können, das heißt nur noch Zugang für Menschen, die entweder geimpft oder genesen sind“, sagte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) im ZDF-„Morgenmagazin“.

    Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) kündigte Verschärfungen der Corona-Regeln an.
    Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) kündigte Verschärfungen der Corona-Regeln an. © picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte

    Die Maßnahmen seien notwendig, da es sich bei den Corona-Patienten in Krankenhäusern in großen Teilen um Ungeimpfte handele, erklärte Weil. Auch für geimpfte Menschen machten Ungeimpfte „das Leben ein Stück weit unsicherer“. Eine Erhöhung der Impfquote sei daher der Schlüssel zur Eindämmung der Pandemie. Mit Blick auf die mögliche Einführung einer berufsbezogenen Impfpflicht äußerte sich der SPD-Politiker jedoch zurückhaltend.

    Weil kritisierte die Schließung der Impfzentren Ende September. Die Bundesregierung habe die Länder gezwungen, die Zentren zu schließen, „sie hat uns schlichtweg den Stecker gezogen“. Niedersachsen sei derzeit dabei, neue Impfzentren aufzubauen, die kleiner und mobiler sein würden als die Vorgänger.

    Abgefahrenes Angebot: Mit dem Bentley zur Corona-Impfung

    Ein im wahrsten Sinne abgefahrenes Impfangebot hat sich das Unternehmen David Finest Sports Cars ausgedacht. Am kommenden Mittwoch werden impfwillige Männer und Frauen mit einem Luxuswagen, zum Beispiel einem Bentley, zu Hause abgeholt und in die Skyline Bar 20up im Empire Riverside Hotel gefahren. Dort bekommen sie dann ihre Impfung und gleich einen alkoholfreien Cocktail oben drauf.

    Ein im wahrsten Sinne abgefahrenes Impfangebot haben sich Benjamin David und sein Unternehmen David Finest Sports Cars ausgedacht.
    Ein im wahrsten Sinne abgefahrenes Impfangebot hat sich Benjamin David, Inhaber von David Finest Sports Cars, ausgedacht (Archivbild).

    „Wir haben uns gefragt, was wir zur Verbesserung der aktuellen Situation beitragen können und so ist die Idee mit dem Luxus-Shuttle-Service entstanden“, sagt Benjamin David, Geschäftsführer von David Finest Sports Cars, der zusammen mit dem Unternehmen Kamps Sportwagen AG die Fahrzeuge und Fahrer für die Aktion stellt. Arne Sörensen, Geschäftsführer der Kamps Niederlassung in Hamburg, ergänzt: „Für diesen guten Zweck lohnt es sich, die Kräfte zu bündeln.“

    Abgefahrenes Impfangebot: Hamburger werden jetzt mit einem Luxuswagen zu Hause abgeholt und in die Skyline Bar 20up im Empire Riverside Hotel gefahren.
    Abgefahrenes Impfangebot: Hamburger werden jetzt mit einem Luxuswagen zu Hause abgeholt und in die Skyline Bar 20up im Empire Riverside Hotel gefahren. Direktor Enrico Ungermann war von der Idee sofort begeistert. © Andreas Laible

    Das Empire Riverside war von der Idee sofort begeistert: „Die Hotellerie hat die Folgen der Pandemie besonders zu spüren bekommen. Je mehr Menschen sich impfen lassen, desto besser ist es für die gesamte Branche und natürlich auch für den Betrieb in unseren hauseigenen Bars und Restaurants. Deshalb waren wir sofort bereit zu unterstützen, als wir von der Idee gehört haben“, so Direktor Enrico Ungermann. Die Plätze waren schnell ausgebucht – im Sportwagen vergessen anscheinend so einige ihre Skepsis vor dem Piks.

    Booster-Empfehlung für alle: Hamburg ist „bestens aufgestellt"

    Für den Fall einer Ausweitung der Stiko-Empfehlung zum Boostern ist Hamburg nach Einschätzung der KVHH mit etwa 1000 impfenden Praxen, zwölf öffentlichen Impfstellen sowie mobilen Teams „bestens aufgestellt und vorbereitet, um die notwendigen Impfungen schnell und unkompliziert durchzuführen“. Das Bestellprozedere für den Impfstoff sei von 14 Tagen wieder auf eine Woche verkürzt worden, sodass die impfenden Praxen „kurzfristig“ mit Impfstoffdosen versorgt werden könnten.

    Die Gesundheitsbehörde erklärte, wegen des empfohlenen Abstands von mindestens sechs Monaten zwischen Zweit- und Drittimpfung sei davon auszugehen, dass derzeit in Hamburg für etwa 75.000 Menschen pro Woche eine Booster-Impfung infrage komme. Bei den niedergelassenen Ärzten könnten nach Auskünften der Ärzteschaft rund 100.000 Impfungen pro Woche durchgeführt werden. Hinzu kommen die Impfangebote der Stadt. Mit einer Impfstoffknappheit für Hamburg sei nicht zu rechnen, so die Behörde.

    Chefin der Nord-SPD befürwortet bundesweite 2G-Regel

    Angesichts der stark gestiegenen Corona-Zahlen fordert die schleswig-holsteinische SPD-Landesvorsitzende Serpil Midyatli schärfere Maßnahmen. „Ohne Impfung darf künftig keine Teilnahme mehr am öffentlichen Leben möglich sein“, sagte sie. „Das heißt, dass wir eine bundesweite 2G-Regelung in allen Bereichen inklusive des ÖPNV brauchen.“ Dies würde bedeuten, dass nur gegen das Virus geimpfte und von Covid-19 genesene Personen Zugang hätten.

    „Für öffentliche Veranstaltungen sollte grundsätzlich 2G-plus gelten“, sagte SPD-Bundesvize Midyatli mit Blick auf den Corona-Gipfel von Bund und Ländern am Donnerstag. Zutritt hätten dann nur Geimpfte und Genesene, die auch einen aktuellen Negativtest vorweisen. „Ausgenommen sind natürlich Kinder unter zwölf Jahren und Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen können.“

    „Gleichzeitig sollten wir die Impfzentren wieder öffnen“, sagte Midyatli. „So können wir allen, die wollen, ein schnelles Impfangebot machen und auch die Booster-Impfungen lassen sich so möglichst schnell umsetzen.“ Von einer generellen Impfpflicht halte sie indes nichts. Sie lasse sich nicht kontrollieren und durchsetzen. Eine Impfpflicht für einzelne Gruppen, die beispielsweise bei der Arbeit kontrollierbar sind, wäre richtig. „Sie löst aber nicht das Problem der niedrigen Impfquote.“

    Prozess in Hamburg: Nach Maskenstreit auf Lkw-Fahrer eingestochen

    In der kommenden Woche wird in Hamburg der Prozess um einen versuchten Totschlag mit Corona-Bezug fortgesetzt. Ein 27-Jähriger soll im Mai auf einen Lkw-Fahrer eingestochen haben, weil dieser ihn dazu aufgefordert hatte, in Zeiten von Corona einen Mund-Nasen-Schutz aufzusetzen.

    Zunächst sei der 27-Jährige an den Transporter des späteren Opfers herangetreten, heißt es. Als der Kraftfahrer den jungen Mann forderte, eine Corona-Maske zu benutzten, habe Kevin H. zunächst die Fahrertür zweimal so heftig zugeschlagen, dass der Fuß des 52-Jährigen eingeklemmt wurde. Zudem soll er mit einem Klappmesser mindestens zweimal auf den Rücken des Lastwagenfahrers eingestochen haben.

    Stiko-Chef bei Lanz: allgemeine Booster-Empfehlung kommt

    Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Prof. Dr. Thomas Mertens, hat am Abend bei Markus Lanz angekündigt, dass die Stiko schon am Mittwoch eine Booster-Impfung für alle Volljährigen in Deutschland empfehlen werde.

    Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission, Prof. Dr. Thomas Mertens (Archivbild).
    Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission, Prof. Dr. Thomas Mertens (Archivbild). © imago images/IPON

    Eine gute Nachricht vor allem für alle, die in Hamburg auf eine Auffrischungsimpfung warten: Hier wird streng nach offizieller Empfehlung der Stiko geimpft, das heißt, dass derzeit nur Ältere und mit dem Einmal-Impfstoff von Johnson & Johnson Geimpfte Anrecht auf eine weitere Dosis haben – alle anderen sind von der Einschätzung ihres Hausarztes abhängig.

    Der Senat hatte angekündigt, die Auffrischungsimpfungen für alle verfügbar zu machen, sobald eine Empfehlung der Stiko vorliege – nach Mertens' Ankündigung könnten theoretisch dann alle Erwachsenen in Hamburg Termine für eine Auffrischungimpfung bekommen. Unklar ist allerdings noch, ob die Stiko eine Frist von sechs Monaten oder eine kürzere Zeitspanne seit der zweiten Impfung an ihre Empfehlung koppeln wird.

    Schleswig-Holstein: Inzidenz steigt weiter

    In Schleswig-Holstein ist die Sieben-Tage-Inzidenz in der Corona-Pandemie erneut nach oben gegangen. Am Dienstag betrug die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche 107,1 nach 105,2 am Montag. Vor einer Woche lag dieser Wert noch bei 77,0. Es wurden 662 neue Ansteckungen innerhalb eines Tages registriert (Montag: 488).

    Die Zahl der mit oder an Corona gestorbenen Menschen stieg um 4 auf 1758. Rund 81 400 Menschen sind laut Statistik inzwischen genesen. Die Zahl der Patientinnen und Patienten, die mit einer Corona-Infektion im Krankenhaus liegen, stieg am Dienstag auf 124; 28 von ihnen wurden auf Intensivstationen behandelt, 18 mussten beatmet werden.

    Die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz stieg ebenfalls an und lag am Dienstag bei 2,95.

    Günther informiert über schärfere Corona-Regeln

    Auch auf Schleswig-Holstein kommen verschärfte Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus zu. Über die nächsten Schritte will Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Mittwoch in Kiel gemeinsam mit seinen Stellvertretern Monika Heinold (Grüne) und Heiner Garg (FDP) informieren.

    Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) informiert über schärfere Corona-Maßnahmen.
    Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) informiert über schärfere Corona-Maßnahmen. © Axel Heimken/dpa

    Schleswig-Holstein hat zwar die niedrigste Sieben-Tage-Inzidenz aller Bundesländer, aber auch hier sind die Infektionszahlen zuletzt deutlich gestiegen. Günther hatte bereits am Donnerstag vergangener Woche neue Entscheidungen in Aussicht gestellt. So könnte ab Monatsende für Veranstaltungen in Innenräumen die sogenannte 2G-Regel eingeführt werden. Das würde bedeuten, dass nur noch Geimpfte und Genesene Zutritt hätten.

    Lesen Sie hier die Corona-News für Hamburg und den Norden vom Vortag