Hamburg. Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard stellte den 3-Punkte-Plan für Corona-Booster-Impfungen vor. Ausweitung der Angebote.

Hamburg setzt jetzt auf Booster-Impfungen – Grund sind die rasant steigenden Corona-Zahlen, die von Höchstwert zu Höchstwert klettern. Im Kampf gegen die Pandemie informierte Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) am Freitag über den Fortgang der Impfkampagne in Hamburg und die Planungen zur Ausweitung der Impfkapazitäten. Dabei stellte sie den 3-Punkte-Plan für Corona-Booster-Impfungen vor.

Laut Sozialbehörde steigt die Nachfrage nach den Booster-Impfungen. Bisher hätten mehr als 13 Prozent der Menschen ab 60 Jahren eine dritte Spritze erhalten. Nach Angaben der Behörde ist davon auszugehen, dass in den kommenden Monaten für rund 75.000 Personen pro Woche die Auffrischungsimpfung ansteht.

Coronavirus: Hamburgs Impfstellen

Booster-Impfung – was Hamburger wissen müssen:

Grundsätzlich gilt die Regel, dass die Booster-Impfung sechs Monate nach der zweiten Impfung in Frage kommt. "Dieser Abstand ist medizinisch sinnvoll und entspricht der Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde", teilte die Gesundheitsbehörde am Freitag mit. Bei Impfungen mit dem Janssen-Vakzin von Johnson & Johnson kann eine Auffrischung bereits vier Wochen nach der Impfung erfolgen. "Ausnahmen oder Abweichungen sind im ärztlichen Ermessen möglich", heißt es vonseiten der Behörde.

Hamburger über 60 Jahren, für die eine Auffrischung zeitlich zuerst in Frage kommt, werden durch die Stadt Hamburg schriftlich informiert. Die Bewohner von stationären Einrichtungen der Altenpflege werden vor Ort mit einer Booster-Impfung versorgt. Die Gesundheitsbehörde kündigte an: Bis zur ersten Dezemberwoche werden alle Einrichtungen ein entsprechendes Angebot erhalten haben.

Die Booster-Impfungen werden in Arztpraxen angeboten. Zudem werden die städtischen Angebote ausgeweitet und bieten Impfungen in zusätzlichen Impfzentren in allen Bezirken sowie durch mobile Impfteams im gesamten Stadtgebiet an.

Booster-Impfung in Hamburg – der 3-Punkte-Plan:

  • Booster-Impfung Schritt 1: Vereinbaren Sie einen Impftermin bei Ihrem Haus- oder Facharzt. Melden Sie sich dafür direkt in der Praxis. Möglicherweise steht Ihnen auch eine Auffrischungsimpfung durch Ihren betriebsärztlichen Dienst zur Verfügung.
  • Booster-Impfung Schritt 2: Sofern in Ihrer Praxis keine Kapazitäten bestehen oder keine Impfungen angeboten werden, prüfen Sie, welche andere Praxis in Ihrem Stadtteil freie Kapazitäten hat. Dafür bieten über einhundert weitere Praxen eine (Auffrischungs-) Impfung auch für alle an, die üblicherweise nicht Patientin oder Patient in dieser Praxis sind. Die Aufstellung der Kassenärztlichen Vereinigung ist nach Stadtteilen sortiert. Melden Sie sich für eine Terminvereinbarung direkt in der in Frage kommenden Praxis.
  • Booster-Impfung Schritt 3: Wer die Auffrischungsimpfung nach Ablauf von sechs Monaten seit der Grundimmunisierung benötigt, aber nicht in einer Arztpraxis erhalten kann, kann auf die zusätzlichen Angebote der Stadt Hamburg zurückgreifen. Die städtischen Impfangebote werden erheblich ausgeweitet. Um Wartezeiten zu vermeiden, wird empfohlen, einen Termin online zu buchen. Alternativ können kurzfristig auch die Angebote der mobilen Teams aufgesucht werden, hier kann es jedoch bei hoher Nachfrage zu Wartezeiten kommen. Welches Angebot spontan zur Verfügung steht, kann täglich aktuell unter www.hamburg.de/corona-impfstationen abgerufen werden.

Hamburg: Kapazität von bis zu 160.000 Impfungen pro Woche

Nach Angaben der Gesundheitsbehörde können in den Arztpraxen pro Woche rund 100.000 Impfungen angeboten werden. "Damit der Nachfrage nach Auffrischungsimpfungen entsprochen werden kann, werden auch die städtischen Angebote kurzfristig umfassend ausgeweitet", so die Behörde.

Damit ergibt sich in Hamburg kurzfristig eine Kapazität von bis zu 160.000 Impfungen pro Woche. Hierfür wurden Impfzentren in allen Bezirken eingerichtet, die gut erreichbar sind und laut Behörde ab sofort zur Verfügung stehen:

  • Altona: AK Altona (vorherige Terminvereinbarung), Asklepios Westklinikum Rissen (vorherige Terminvereinbarung), Impfzentrum Kühnehöfe
  • Bergedorf: Bethesda-Krankenhaus
  • Eimsbüttel: Agaplesion Diakonieklinikum (vorherige Terminvereinbarung), Albertinen-Krankenhaus (vorherige Terminvereinbarung)
  • Hamburg-Mitte: AK St. Georg (vorherige Terminvereinbarung), Zentrum für Impfmedizin des Instituts für Hygiene und Umwelt (vorherige Terminvereinbarung)
  • Hamburg-Nord: AK Nord – Heidberg (vorherige Terminvereinbarung), AK Barmbek (vorherige Terminvereinbarung), Israelitisches Krankenhaus (vorherige Terminvereinbarung), Impfzentrum im EKZ Hamburger Meile
  • Harburg: AK Harburg (vorherige Terminvereinbarung), Impfzentrum im EKZ Phoenix-Center
  • Wandsbek: AK Wandsbek (vorherige Terminvereinbarung), Bundeswehr-Krankenhaus (vorherige Terminvereinbarung), Impfzentrum am Friedrich-Ebert-Damm

Booster-Impfung: 21 dezentrale Impfzentren in Hamburg

Zudem sollen kurzfristig weitere Standorte in Hamburg-Mitte, Hamburg-Nord, Bergedorf und Eimsbüttel hinzukommen, sodass dann 21 dezentrale Impfzentren zur Verfügung stehen werden. "Ergänzend kommen weiterhin Angebote durch mobile Impfteams hinzu, die an wechselnden Standorten im gesamten Stadtgebiet Erst-, Zweit- und Auffrischungsimpfungen anbieten, um möglichst kurze Wege zu einem Impfangebot zu ermöglichen", teilte die Behörde mit.

„Wir haben nun fast ein Jahr Erfahrung mit der Corona-Schutzimpfung", sagte Sozialsenatorin Melanie Leonhard am Freitag. "Sie ist ein wirksamer Schutz und zugleich der sicherste Weg, die Einschränkungen dieser Pandemie hinter uns zu lassen." Nun würden die Impfangebote noch mal ausgeweitet, "um die Ärztinnen und Ärzte in unserer Stadt durch Impfzentren in allen Bezirken bei den Auffrischungsimpfungen zu unterstützen".

Leonhard: Erst den über 70-Jährigen Booster-Impfung anbieten

Leonhard betonte, dass es zuerst darum gehe, älteren Menschen über 70 Jahren eine Booster-Impfung anzubieten. "Dass wir uns dabei auf den Beitrag vieler Krankenhäuser verlassen können, ist eine große Hilfe – sie sind ein im wahrsten Sinne des Wortes naheliegender Standort für unsere dezentralen Impfstellen.“

Der Präsident der Ärztekammer Hamburg, Dr. Pedram Emami, appellierte an bisher nicht geimpfte Personen: "Informieren Sie sich! Vielleicht überdenken sie dann Ihre Entscheidung und lassen sich impfen." Es sei klar, dass die Booster-Impfung für jeden wichtig sei. "Ich möchte dennoch darum werben, dass ältere Menschen und die besonders verletzlichen kranken Personen vorrangig geboostert werden", so Emami.

"Booster-Impfung extrem wichtig – vor allem für Ältere"

Die meisten Arztpraxen in Hamburg würden das auch so handhaben. "Alle anderen werden die Booster-Impfung nach sechs Monaten bekommen können", sagte der Ärztekammer-Präsident. "Die Pandemie fordert, dass wir alle an einem Strang ziehen.“

Auch Prof. Dr. Christoph U. Herborn, Chief Medical Officer der Asklepios Kliniken Gruppe, betonte, dass das Impfen "die wichtigste Maßnahme" sei und bleibe. "Und aktuell ist die Booster-Impfung extrem wichtig, damit vor allem ältere, vorerkrankte immungeschwächte Menschen gut durch den Winter kommen." Er warnte davor, dass bei vielen Anfang und Mitte des Jahres Geimpften der Schutz durch die ersten beiden Impfungen inzwischen nachlasse und es zu Impfdurchbrüchen kommen könne.

FDP kritisiert: Senat agiert unambitioniert beim Impfprogramm

Der FDP-Landesvorsitzende Michael Kruse kritisiert das Impfprogramm des Hamburger Senats jedoch als "zu unambitioniert". Der Senat bleibe mit seinem Programm für Auffrischungsimpfungen hinter den Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz zurück. "Der MPK-Beschluss sieht die Möglichkeit von Booster-Impfungen bereits nach fünf Monaten vor, spätestens jedoch nach sechs Monaten", so Kruse. Der Senat hingegen stelle Impfungen erst nach Ablauf von sechs Monaten zur Verfügung.

Der FDP-Bundestagsabgeordnete moniert, dass Hamburg so wichtige Zeit dabei verliere, mehr Menschen vor Weihnachten zu boostern. "Das ist besonders dramatisch, da Hamburg aktuell bei den Auffrischungsimpfungen unter dem Bundesschnitt liegt", sagte Kruse. "Bürgermeister Tschentscher muss nicht nur öffentlichkeitswirksam beteuern, dass Impfungen wichtig sind, sondern auch die notwendigen Maßnahmen ergreifen, dass alle Impfwilligen in Hamburg geimpft oder geboostert werden können." Seiner Ansicht nach sei es völlig unverständlich, warum der Senat bei dem wichtigen Impfprogramm "so unambitioniert" agiere.

Booster-Impfung: Krankenkasse schaltet Hotline

Die Barmer-Krankenkasse hat zu den Booster-Impfungen eine eigene Hotline geschaltet, die alle Fragen zu dem Thema beantwortet. Die kostenlose Hotline steht allen Bürgern rund um die Uhr unter der Telefonnummer 0800-84 84 111 zur Verfügung.

„Mit der Ausweitung des Personenkreises für die Booster-Impfungen steigt der Informationsbedarf in der Bevölkerung", sagt Dr. Susanne Klein, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Hamburg. "Wir wollen mit unserer Hotline die Menschen fachkundig informieren und einen Beitrag leisten, damit mit zusätzlichen Impfungen der sich verschärfenden Corona-Pandemie wirkungsvoll entgegengetreten werden kann.“

Stiko: Ab 18 Jahren sollen alle Booster-Impfung erhalten können

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte sich am Donnerstag für ein deutlich breiteres Auffrischen ausgesprochen. Alle Menschen ab 18 Jahren sollen künftig eine Booster-Impfung erhalten können. Auch ein flexiblerer Umgang mit dem Zeitabstand war demnach vorgesehen: „Die Auffrischimpfungen sollen in der Regel im Abstand von sechs Monaten zur letzten Impfstoffdosis der Grundimmunisierung erfolgen. Eine Verkürzung des Impfabstandes auf fünf Monate kann im Einzelfall oder wenn genügend Kapazitäten vorhanden sind erwogen werden.“

Bislang empfiehlt das Gremium eine Auffrischungsimpfung unter anderem Menschen ab 70 Jahren, Bewohnern von Pflegeheimen oder medizinischem Personal. Bei der Ausweitung handelt sich demnach aber noch nicht um eine finale Stiko-Empfehlung. Es sei allerdings ein entsprechender Beschlussentwurf zur Abstimmung an Fachkreise und die Bundesländer gegangen. Änderungen seien noch möglich, hieß es.