Hamburg. Der Überblick: Kinderärzte unterstützen Rabe. Corona-Ausbruch bei Rettungsdienst. Immer mehr Klinikpatienten. Verschärfungen im Norden.

Angesichts der wieder drastisch steigenden Zahlen in der Corona-Krise (das RKI meldete zum zweiten Mal in dieser Woche einen traurigen Rekordwert bei den Corona-Toten) scheint ein harter Lockdown unausweichlich – während der Senat in Hamburg noch die wahrscheinlich am Sonntag geplanten Bund-Länder-Gespräche abwarten will, hat Daniel Günther für Schleswig-Holstein bereits drastische Verschärfungen schon ab kommender Woche angekündigt.

In Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen werden gleichzeitig zunächst geplante Lockerungen wieder zurückgenommen, Ministerpräsidentin Manuela Schwesig will ebenfalls in Beratungen mit der Kanzlerin einen harten Lockdown erreichen – pauschale Schulschließungen lehnt sie jedoch ab. Die niedersächsische Landesregierung hält sich bislang bedeckt, will weitere Verschärfungen lediglich nicht ausschließen.

Die wichtigsten Corona-Nachrichten für Hamburg und den Norden am Freitag, 11. Dezember 2020:

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 418 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemiebeginn: 28.624), 402 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon 88 auf Intensivstationen), insgesamt 382 Todesfälle (Stand vom 8.12.). Sieben-Tage-Wert: 123,6 (Stand: Freitag)
  • Schleswig-Holstein: 384 neue Corona-Fälle (17.478), 133 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 25), 290 Todesfälle (+7), Sieben-Tage-Wert: 71,7 (Stand: Freitag)
  • Niedersachsen: 1537 neue Corona-Fälle (82.984), 1386 Todesfälle (+29). Sieben-Tage-Wert: 87,8 (Stand: Freitag, Niedersachsen meldet auf Landesebene keine Klinik-Belegungszahlen)
  • Mecklenburg-Vorpommern: 242 neue Corona-Fälle (7598), 153 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39), 94 Todesfälle (+6). Sieben-Tage-Wert: 70,8 (Stand: Donnerstag)
  • Bremen: 125 neue Corona-Fälle (11.498), 160 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 33), 150 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 130,7 / Stadt Bremerhaven: 94,3 (Stand: Freitag, Bremen gibt den Inzidenzwert nur getrennt nach beiden Städten an)

Schleswig-Holstein: Corona-Inzidenz steigt leicht

In Schleswig-Holstein sind nach Angaben der Landesregierung von Freitag innerhalb eines Tages 384 neue Corona-Fälle gemeldet worden. Das waren weniger als am Vortag (529). Seit Sonntag gilt das Land als Corona-Risikogebiet, weil der Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen auf über 50 gestiegen war. Nach aktuellen Zahlen vom Freitagabend stieg dieser Wert leicht auf nun 71,7.

In den Krankenhäusern in Schleswig-Holstein wurden den Angaben zufolge 133 Covid-19-Patienten behandelt. 25 von ihnen befinden sich auf Intensivstationen, 14 müssen beatmet werden. Die Zahl der Genesenen wird auf 13.400 geschätzt.

Bremen nimmt Lockerungen für Weihnachten zurück

Wegen der steigenden Zahl an Corona-Infektionen und Toten nimmt auch das Bundesland Bremen die geplanten Lockerungen für Weihnachten und Silvester zurück. Damit dürfen sich auch an den Festtagen höchstens fünf Menschen aus zwei Haushalten treffen, zuzüglich Kindern. „Wir müssen eine Überlastung unseres Gesundheitssystems verhindern“, sagte Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) nach einer Sondersitzung des Senats.

Die Schulen sollen offen bleiben, allerdings wird ab kommenden Mittwoch bis zum 23. Dezember die Präsenzpflicht aufgehoben. Schülerinnen und Schüler können so bis zu den Weihnachtsferien zu Hause lernen. Der Verkauf von alkoholischen Getränken zum Mitnehmen wie etwa ein Becher Glühwein wird von Montag an vorerst verboten.

Ältere Menschen müssen aus Sicht der Bremer Landesregierung dringend besser geschützt werden. „Es muss flächendeckend getestet werden“, so Bovenschulte. Für das Personal sowie für Besucherinnen und Besucher brauche es Schnelltests. Für den Einzelhandel zeichnet sich dem Regierungschef zufolge eine Schließung an. Dafür brauche es allerdings eine bundesweite Regelung. Wenn Geschäfte geschlossen würden, müsse es eine wirtschaftliche Entschädigung geben.

Zahl der Corona-Fälle an Hamburgs Schulen steigt rasant

Die Zahl der Corona-Fälle an Hamburgs Schulen steigt deutlich schneller als die in der Gesamtbevölkerung. Nach Angaben der Schulbehörde wurden für Donnerstag 72 Neuinfektionen gemeldet, die sich auf 53 Schulen verteilen. Betroffen seien 59 Schülerinnen und Schüler sowie 13 Schulbeschäftigte. Damit sei die Zahl der Neuinfektionen binnen einer Woche um 47 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Die Sieben-Tage-Inzidenz in Hamburg stieg vom vergangenen zum heutigen Freitag von 103,8 auf 123,6, das entspricht einem Zuwachs von 19 Prozent.

Allein an der Stadtteil Stübenhofer Weg wurden bei einer Reihentestung zehn Corona-Infektionen festgestellt. Die Gesundheitsämter versetzten weitere sechs Klassen in präventive Quarantäne. Insgesamt werden damit 107 der etwa 9500 Klassen in Hamburg derzeit nicht beschult. Betroffen seien 3381 Schülerinnen und Schüler, etwa 1,3 Prozent der gesamten Schülerschaft. Zudem befinden sich 274 Beschäftigte in Isolation.

Aktuell sind an 189 Hamburger Schulen insgesamt 452 Menschen infiziert, 32 mehr als am Vortag. 358 der Infektionen entfallen auf Schülerinnen und Schüler. Seit Ende der Herbstferien haben Hamburgs Schulen 2697 Neuinfektionen gemeldet.

Präsenzunterricht: Kinder- und Jugendärzte unterstützen Rabe

Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) tritt vehement für die Aufrechterhaltung des Präsenzunterrichts in der Corona-Krise ein. In einem Beratungsgespräch mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Hamburg (BVKJ) bekommt er nun Unterstützung für seinen Kurs.

Seit 2011 Schulsenator in Hamburg: Ties Rabe.
Seit 2011 Schulsenator in Hamburg: Ties Rabe. © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Dr. Stefan Renz, der Landesvorsitzende des Verbands, sagt: „Wir Hamburger Kinderärztinnen und -ärzte unterstützen den Beschluss der Kultusministerkonferenz und der Schulbehörde, die Schulen offen zu halten, denn wir sehen gravierende Folgen der Schulschließungen im Frühjahr und der Einschränkungen von Freizeitangeboten bei einem Teil unserer Patienten. Wir sehen vermehrt Kinder mit psychischen Belastungen und Kinder mit neu aufgetretenen oder verstärkten Verhaltensauffälligkeiten. Wir sehen eine deutliche Verschlechterung der Sprachkompetenz Deutsch und ein Aufgehen der Bildungsschere.“

Schulbehörde und Ärzteverband wiesen auf die hohe Bedeutung des Präsenzunterrichts hin, insbesondere für Schüler mit besonderem Förderbedarf und "für jene, deren Sorgeberechtigte keine ausreichende Betreuung gewährleisten können". Die bereits getroffenen Maßnahmen wie eine Maskenpflicht ab Klasse fünf und die Bereitstellung von Masken für Lehrkräfte werden vom BVKJ ebenfalls unterstützt.

Corona-Ausbruch beim Rettungsdienst in Norderstedt

Wie die Rettungsdienst-Kooperation in Schleswig-Holstein (RKiSH) am Freitag mitteilt, gibt es an der Rettungswache in Norderstedt einen größeren Corona-Ausbruch. Nachdem am Dienstag zunächst drei Mitarbeiter positiv getestet worden waren, kamen bis Donnerstagabend insgesamt 20 weitere Corona-Fälle hinzu. Zum Gesundheitszustand der Infizierten machte die RKiSH keine Angaben, betonte aber, dass "die rettungsdienstliche Versorgung der Stadt Norderstedt allerdings in keiner Weise beeinträchtigt" würde.

An der Rettungswache Norderstedt (Archivbild) hat es einen Corona-Ausbruch mit bisher 23 bekannten Fällen gegeben.
An der Rettungswache Norderstedt (Archivbild) hat es einen Corona-Ausbruch mit bisher 23 bekannten Fällen gegeben. © HA | Andreas Burgmayer

Alle Infizierten befinden sich in Quarantäne, die RKiSH habe ihr "sehr strenges" Hygienekonzept weiter "intensiviert". Es werde nun zusammen mit dem Gesundheitsamt versucht, die Infektionswege nachzuvollziehen.

Niedersachse wegen absichtlichen Anhustens verurteilt

Für das absichtliche Anhusten eines Ordners auf dem Braunschweiger Wochenmarkt ist ein Mann zur 250 Euro Schmerzensgeld verurteilt worden. „Die Bagatellgrenze wurde hier deutlich überschritten“, teilte das Amtsgericht der Stadt am Freitag mit. In der beginnenden Corona-Pandemie im April dieses Jahres sei das Verhalten des Beklagten als eine vorsätzliche Gesundheits- und Körperverletzung zu qualifizieren, hieß es zu Begründung.

Der Vorfall ereignete sich nach Angaben des Gerichts auf dem Altstadtmarkt in Braunschweig. Der Kläger war dort als Angestellter der Stadt zuständig für die Sicherheit. Er ermahnte den Beklagten, in einer Warteschlange den Sicherheitsabstand einzuhalten. Es kam zu einem Streit. Aus Verärgerung trat der Beklagte nah an den Kläger heran und hustete ihm bewusst ins Gesicht.

Den Anspruch auf Schmerzensgeld in dem Zivilverfahren sah das Gericht als begründet an. Es habe eine hohe Gefahr einer Infektion mit einer möglicherweise schweren bis potenziell tödlich verlaufenden Krankheit gegeben. Ob die Beteiligten infiziert waren, sei wegen mangelnder Testkapazitäten nicht bekannt. Dem Kläger blieb nur, sich für zwei Wochen in Quarantäne zu begeben. Das Urteil von Ende Oktober ist nach Angaben eines Gerichtssprechers rechtskräftig.

Zu kalt: Corona-Schnelltests liefern falsche Ergebnisse

Ein Corona-Test wird bearbeitet (Symbolbild).
Ein Corona-Test wird bearbeitet (Symbolbild). © dpa/Expa/APA | Johann Groder

Bei Corona-Schnelltests hat es am Freitag in Kiel diverse falsche Positiv-Ergebnisse gegeben. Weil es im Testzelt hinter dem Landtagsgebäude zu kalt war, seien einige Ergebnisse fehlerhaft gewesen, sagte eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Deshalb wurde das Testen vor der Plenarsitzung des Parlaments in das Landeshaus verlegt - in den „Raum der Stille“, einem Andachtsraum.

Am Landeshaus lassen sich Abgeordnete, Regierungsmitglieder, Journalisten und Verwaltungsmitarbeiter auf Corona testen. Wegen der Probleme am Freitag begann die Landtagssitzung mit halbstündiger Verspätung.

Lesen Sie auch: Corona-Tests für jedermann – welche Angebote es in Hamburg gibt

Gesundheitsamt untersagt Radcross auf dem Schwarzenberg

Die Weihnachts-Radcross-Premiere auf dem Gelände des Schwarzenbergs in Harburg ist abgesagt worden. Das Harburger Gesundheitsamt habe mitgeteilt, dass das am 26. Dezember geplante Sportereignis „nach aktueller Eindämmungsverordnung“ nicht zulässig sei, erklärte Organisator Frank Plambeck von der Harburger RG am Freitag. Bei der Veranstaltung war mit 200 Teilnehmern und 100 Betreuern gerechnet worden. Plambeck: „Das war der Behörde zu viel.“

Der Weihnachts-Radcross hatte in den Vorjahren im Appelbütteler Forst stattgefunden. Plambeck sagte mit Blick auf den Ortswechsel: „Da uns das Gelände wegen fehlender Infrastruktur und zu weiter Entfernung zur City nie gefallen hat, suchten wir nach anderen Orten. Auf unsere Nachfrage im Frühjahr beim Bezirksamt Harburg wegen einer neuen Veranstaltungsfläche auf dem gesamten Gelände des Schwarzenbergs erhielten wir nach mehrmaliger Begehung die mündliche Zusage.“

Die Corona-Pandemie machte den Veranstaltern nun einen Strich durch die Rechnung. „Wir hoffen jetzt mal, dass wir Weihnachten 2021 dort dann endlich an den Start gehen können“, sagte Plambeck dazu weiter.

Wieder mehr als 400 Fälle in Hamburg – Inzidenz sinkt leicht

Am Freitag meldet die Sozialbehörde 418 neue Corona-Fälle in Hamburg, das sind rund 80 weniger als vor einer Woche (496), damit sinkt die Sieben-Tage-Inzidenz leicht auf 123,6.

Wieder deutlich angestiegen ist die Zahl der Covid-19-Patienten in Krankenhäusern. Nachdem die Zahl am Donnerstag unter die 400er-Marke gesunken war, stieg sie am Freitag wieder darüber und liegt nun bei 402. 88 Menschen müssen auf Intensivstationen behandelt werden, zwei mehr als am Donnerstag.

Die Zahl der an einer Covid-19-Erkrankung gestorbenen Menschen wird von der Behörde weiter mit 382 angegeben, das entspricht dem Stand vom 8. Dezember, als die Zahl letztmalig aktualisiert worden war.

Mehr als 100.000 Hamburger in höchster Impfkategorie

In Hamburg müssten 108.000 Menschen im Alter über 80 Jahren gegen das Coronavirus geimpft werden, wenn der Vorschlag der Ständigen Impfkommission umgesetzt wird. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts vom Freitag waren das im vergangenen Jahr 5,8 Prozent der Bevölkerung. Die Kommission des Robert-Koch-Institutes hat eine Priorisierung vorgeschlagen, wer in welcher Reihenfolge geimpft werden soll. Für die erste Gruppe sind demnach unter anderem Menschen im Alter von 80 Jahren und älter vorgesehen, außerdem mehrere Gruppen von medizinischem und Pflegepersonal.

In der Altersgruppe 75 bis 80 gibt es in Hamburg 76.055 Menschen, 70 bis 75 Jahre alt sind 71.865 Menschen, 65 bis 70 Jahre alt sind 80.730 Menschen und 60 bis 65 Jahre alt sind 97.844 Menschen. Insgesamt sind damit in Hamburg 23,5 Prozent der Menschen über 60 Jahre alt, das entspricht 434.203. Bundesweit liegt der Bevölkerungsanteil der über 60-Jährigen bei 29 Prozent. Sie fallen damit in eine der fünf Kategorien, die laut Kommission eine höhere Priorität für die Schutzimpfung haben.

Das in den Messehallen entstehende Impfzentrum soll eine Kapazität für bis zu 7000 Impfungen am Tag haben: Um allein den Anteil der mehr als 80-Jährigen an der höchsten Kategorie dort zu impfen, wäre es mehr als zwei Wochen vollständig ausgelastet – bei einer Impfdosis. Allerdings sind zum Beispiel beim von der deutschen Firma Biontech entwickelten Impfstoff zwei Impfdosen notwendig, um eine Immunität zu erreichen.

Zusätzlich zu dem Impfzentrum sind mobile Teams geplant, die den Impfstoff speziell mobilitätseingeschränkten Personen verabreichen sollen.

Lesen Sie auch: Wer wird wann geimpft? Die Prioritätenliste im Überblick

Niedersachsen: Corona-Fälle "im ganzen Land verteilt"

Die Neuansteckungen mit dem Coronavirus nehmen auch in Niedersachsen wieder zu. Das Landesgesundheitsamt meldete am Freitagmorgen im Vergleich zum Vortag 1536 zusätzliche Fälle. Das sind 311 mehr als am Freitag vor einer Woche. Die Zahl der gemeldeten Todesfälle stieg um 29 auf 1386. Der Sieben-Tage-Wert für Niedersachsen lag bei 87,8 Infektionen pro 100 000 Einwohner.

„Was wir beobachten, ist, dass sich das Infektionsgeschehen im Land weniger auf Hotspots konzentriert, sondern im ganzen Land verteilt“, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Hannover.

Die niedersächsische Landesregierung schließt weitere Verschärfungen der Corona-Beschränkungen über Weihnachten und den Jahreswechsel nicht aus. Dies könne auch die Silvesterfeiern selber sowie die Frage des Abbrennens von Böllern betreffen, sagte Regierungssprecherin Anke Pörksen am Freitag in Hannover. Ausschlaggebend seien das weitere Infektionsgeschehen und die Ergebnisse der neuerlichen Bund-Länder-Beratungen über den Corona-Kurs am Wochenende.

Die bereits angekündigte Rücknahme der meisten Lockerungen zum Jahresende einschließlich eines Verbots des Alkoholverkaufs zum Sofortkonsum wird in einer neuen Corona-Verordnung fixiert, die am Freitag oder Sonnabend veröffentlicht werden soll. Sie wird den Zeitraum bis zum 10. Januar abdecken. Nach dem Bund-Länder-Treffen soll es erneut eine angepasste Corona-Verordnung geben, die auch die Frage möglicher Ladenschließungen beinhalten soll, sagte die Regierungssprecherin.

Schleswig-Holstein: Kein Präsenzunterricht mehr ab Klasse acht

Schleswig-Holstein stellt den Präsenzunterricht an Schulen teilweise ein. Er gilt ab Montag nur noch für die Klassenstufen 1 bis 7. Allerdings können Schüler dieser Klassenstufen zu Hause bleiben, wenn die Eltern das für richtig halten. Ab den achten Klassen gibt es in der letzten Schulwoche vor den Weihnachtsferien keinen Präsenzunterricht mehr. Die Schulen sind angehalten, entsprechende Distanz-Lernangebote zu machen. Diese und weitere Einschrängungen kündigte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Vormittag im Landtag an.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) spricht im Kieler Landtag.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) spricht im Kieler Landtag. © dpa | Gregor Fischer

Wein als "Impfstoff"? Landesstelle für Suchtfragen reicht Beschwerde ein

Die Hamburger Landesstelle für Suchtfragen (HLS) reicht Beschwerde beim Deutschen Werberat gegen einen Winzer ein, der seinen Wein als "Impfstoff" und "Lösung für alles" bewirbt. Aus Sicht der HLS verstößt der Hersteller Feinmund mit der Kampagne für seinen Spätburgunder gegen diverse Richtlinien für Alkoholwerbung. Zudem sei sie "an Zynismus – gerade für alkoholkranke Menschen in der Coronakrise – kaum zu überbieten".

Auf der Webseite des Winzers heißt es über den Rotwein: "Hilft garantiert nicht gegen das Virus. Macht die Lage aber etwas erträglicher. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie unsere Winzer oder Kellermeister."

Der HLS-Vorsitzende Andreas Koch weist darauf hin, dass es bei suchtkranken Menschen "seit Beginn der Corona-Krise zu zahlreichen Rückfällen kommt. Und auch der gestiegene Umsatz mit alkoholischen Getränken im Einzelhandel zeigt, dass der Suchtstoff vermehrt zu Hause konsumiert wird."

Onkologe: Höhere Impf-Priorität für Krebspatienten

Wer an Krebs erkrankt ist, gehört zur Corona-Hochrisikogruppe: „Krebspatienten haben im Falle einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 ein Sterblichkeitsrisiko von 30 bis 40 Prozent“, sagt Dr. Erik Engel, Vorstandschef des Hamburger Berufsverbandes der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen in Deutschland (BNHO).

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt für Krebspatienten eine „moderate Priorisierung“. In einem Schreiben an Gesundheits-Staatsrätin Melanie Schlotzhauer plädiert Engel dafür, Patienten und Mitarbeiter onkologischer Praxen vorrangig zu impfen. Engel ist wichtig, dass er mit seiner Warnung keine Panik schüren will. Stattdessen geht es ihm vor allem um Hilfsangebote wie die Identifikation der Betroffenen: „Das Einwohnermeldeamt kann hier keine Hilfe leisten, weil die Behörde die Menschen nur nach ihrem Alter in Impfkategorien einteilen kann.“

Zudem würden gerade in Hamburg viele Krebserkrankte in Schwerpunktpraxen therapiert. Da die Krankenkassen diese Daten nicht weitergeben dürfen, befürchtet Engel, dass viele seiner Patienten unter dem Radar der Impfstrategie bleiben. Die Impfungen könnten, so Engel, direkt in den Praxen erfolgen. „Dies erspart auch den Patienten unter Chemotherapie den belastenden Weg in eine Impfstation und bannt die auf diese Weise zusätzliche entstehende Ansteckungsgefahr“, sagt Engel.

Manuela Schwesig lehnt pauschale Schulschließungen ab

Trotz hoher Infektionszahlen ist Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) gegen eine pauschale Schulschließung vor Weihnachten. Vor allem Grundschulen, aber auch Kitas, müssten bis zum Ferienbeginn offen bleiben, sagte Schwesig am Freitag im Deutschlandfunk. Das sei vor allem für Eltern, die in der Pflege oder in Krankenhäusern arbeiteten, eine große Entlastung. „Wenn man jetzt dort in die Notfallbetreuung geht, mischt man die Gruppen wieder neu“, so die SPD-Politikerin weiter.

Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) am Donnerstag im Schweriner Landtag.
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) im Schweriner Landtag. © dpa | Jens Büttner

Außerdem sprach sich Schwesig dafür aus, die Kontakte „maximal“ einzuschränken - an Weihnachten sollten daher nur Besuche der Kernfamilie erlaubt sein. „Die Eltern, die Großeltern und Kinder, aber eben nicht die Cousins und Cousinen. Da können wir nicht bundesweit zu Weihnachten umherreisen“, sagte sie. Auch eine Schließung des Einzelhandels - Lebensmittelgeschäfte ausgenommen - müsse her. Dazu sei eine Schalte der Regierungschefs mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) dringend nötig.

Corona-Tests: Wo man sie machen kann, welche Verfahren es gibt

Verschiedene Anbieter in Hamburg bieten vor Weihnachten Corona-Tests für "eine Rückkehr zur Normalität" an. Welche Verfahren es gibt und wie diese eingeschätzt werden, lesen Sie hier.

Schleswig-Holstein: Auch Opposition für harten Lockdown vor Weihnachten

Schleswig-Holsteins SPD-Landtagsfraktionschef Ralf Stegner hat am Freitag die Notwendigkeit eines kurzfristigen Lockdowns unterstrichen. „Wir werden kurzfristig einen Lockdown brauchen, um die Infektionswelle zu brechen“, twitterte Stegner am Freitagmorgen - wenige Stunden vor Beginn der Landtagssitzung, auf der Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) seine Vorstellungen für einen Lockdown noch vor Weihnachten konkretisieren wollte. Günther will erläutern, mit welchen Positionen zur Bewältigung der Corona-Krise die Landesregierung in die nächste Ministerpräsidentenkonferenz gehen will.

In Schleswig-Holstein ist die Sieben-Tage-Inzidenz zwar derzeit noch deutlich niedriger als in den meisten anderen Bundesländern. Aber die Infektionszahlen sind hoch. Nach Angaben der Landesregierung von Donnerstag wurden innerhalb eines Tages 529 neue Corona-Fälle gemeldet. Das waren deutlich mehr als am Vortag (297). In den Krankenhäusern in Schleswig-Holstein wurden den Angaben zufolge 132 Covid-19-Patienten behandelt. 25 von ihnen befinden sich auf Intensivstationen, 13 müssen beatmet werden.

Lesen Sie auch: Der harte Lockdown in Hamburg rückt näher

Frauen werden in der Corona-Krise benachteiligt

Seit Beginn der Corona-Pandemie werden Frauen in traditionelle Rollenbilder zurückgedrängt – im Haushalt, in der Kindererziehung und der Pflege. Diese Aussage haben am Mittwochabend vier Stimmen aus Hamburgs Politik, der Wissenschaft und dem Journalismus getroffen, darunter Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank. An der Podiumsdiskussion zum Thema „Gender Corona Gap“ in der Hochschule für Angewandte Wissenschaft (HAW) beteiligten sich auch die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Katja Karger, „Zeit“-Journalistin Katharina Menne sowie von der HAW die Vizepräsidentin für Digitalisierung Hamburg, Olga Burkova, und die Leiterin der Stabstelle Gleichstellung, Isabel Collien.

Fegebank kritisierte, dass Frauen im Zuge der Pandemie zunehmend unsichtbar werden: „Frauen verschwinden einfach.“ Sie nehmen seltener an Gremienveranstaltungen und Videokonferenzen teil. Stattdessen kümmern sie sich vermehrt um die Care-Arbeit. Darunter fallen Tätigkeiten des Pflegens und die Kinderbetreuung. Aus diesem Grund sei es richtig, dass Schulen und Kitas offen geblieben sind. „Ich glaube, das ist ein ganz wesentlicher Beitrag für Vereinbarkeiten und auch zur Stärkung der Rolle von Frauen und Müttern in den Familien“, sagte sie. Fegebank sprach auch darüber, dass Hamburgs Wissenschaftlerinnen seit Ausbruch der Pandemie weniger Fachbeiträge veröffentlicht haben, und führt diese Beobachtung auf dasselbe Problem zurück.

Für DGB-Vorsitzende Karger liegt das Problem tiefer. Corona wirke allenfalls wie ein Brennglas. „Wir haben ein strukturelles Problem. Es gibt immer noch eine Kultur, die bestimmte Verhaltensformen als normal beschreibt.“ Zum Beispiel, dass die Frau zu Hause bleibt, weil sie weniger verdient als der Mann. Im Zuge der Corona-Pandemie seien Probleme bei der Gleichstellung der Geschlechter verschärft worden.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Wehrbeauftragte lobt Bundeswehr für Einsatz

Die Wehrbeauftragte des Bundestags hat in Hamburg die Bundeswehr für ihre Leistung zur Eindämmung der Corona-Pandemie gelobt. „Wir alle können sehr dankbar sein und auch sehr stolz sein, dass die Bundeswehr an vielen Stellen in unserer Gesellschaft hilft“, sagte Eva Högl (SPD) am Donnerstag auf einem Pressetermin in der Führungsakademie der Bundeswehr. Dabei rette die Bundeswehr jeden Tag Leben.

Bundesweit sind nach jüngsten Angaben von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) mehr als 9000 Soldaten im Einsatz gegen die Pandemie. Ein Großteil von ihnen verfolgt am Telefon die Kontaktlisten von Corona-Infizierten nach - aber auch Ärzte und Sanitäter der Bundeswehr werden eingesetzt. „Wenn das dazu führt, dass wir ein Stück mehr zusammenrücken, Bundeswehr und Gesellschaft, (...) dann ist das ein guter Aspekt in dieser doch so schweren Corona-Zeit“, sagte Högl.

Lesen Sie auch: Mehrere Corona-Ausbrüche in Hamburger Klinik

Corona: Diese Testverfahren gibt es

  • PCR-Test: Weist das Virus direkt nach, muss im Labor bearbeitet werden – hat die höchste Genauigkeit aller Testmethoden, ist aber auch die aufwendigste
  • PCR-Schnelltest: Vereinfachtes Verfahren, das ohne Labor auskommt – gilt als weniger zuverlässig als das Laborverfahren
  • Antigen-Test: weniger genau als PCR-(Schnell)Tests, dafür zumeist schneller und günstiger. Laut RKI muss ein positives Testergebnis durch einen PCR-Test überprüft werden, ein negatives Ergebnis schließt eine Infektion nicht aus, insbesondere, wenn die Viruskonzentration noch gering ist.
  • Antikörper-Test: Weist keine akute, sondern eine überstandene Infektion nach – kann erst mehrere Wochen nach einer Erkrankung sinnvoll angewandt werden
  • Insgesamt stellt ein negatives Testergebnis immer eine Momentaufnahme dar und trifft keine Aussagen über die Zukunft

Paketfirmen begrüßen Homeoffice – Massen von Paketen bereiten aber Probleme

Homeoffice in Corona-Zeiten hat Deutschlands Paketzustellern das Geschäft wesentlich erleichtert. Denn die Paketboten trafen häufiger die Adressaten in ihren Wohnungen an und mussten dadurch nicht zeitraubend beim Nachbarn klingeln oder die Pakete wieder mitnehmen, wie die deutschen Paketdienstleister auf Anfrage mitteilten. Ein Grund für schnellere Zustellabläufe ist auch die sogenannte kontaktlose Zustellung: Empfänger müssen den Erhalt des Pakets nicht mehr mit einer Unterschrift quittieren, zudem willigen sie deutlich häufiger als früher in die Ablage vor der Tür oder anderswo auf ihrem Grundstück ein.

Marktführer bei Paketen ist die Deutsche Post DHL, zu den Konkurrenten gehören Hermes, DPD und GLS. Von GLS hieß es, durch Homeoffice sei die Wahrscheinlichkeit „wesentlich höher“, die Adressaten anzutreffen. Ein DPD-Sprecher verwies auf positive Effekte durch das „Abstell-Okay“, das Kunden vor der Paketzustellung im Internet geben. „Viel mehr Menschen als früher nutzen das, auch um den direkten Kontakt mit dem Paketboten zu vermeiden – die Anzahl der Abstell-Einwilligungen hat sich seit Beginn der Pandemie bei uns vervielfacht.“

Hier können Sie den täglichen Corona-Newsletter kostenlos abonnieren

In der Corona-Pandemie boomt der Paketversand: Viel mehr Menschen als früher bestellen Waren im Internet, anstatt in Geschäfte zu gehen. Nach Angaben des Bundesverbandes Paket und Expresslogistik kletterte das Paketvolumen im ersten Halbjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,9 Prozent in die Höhe. Im Weihnachtsgeschäft – also im November und Dezember – rechnet der Verband sogar mit einem Plus von 20 Prozent. DHL beförderte unlängst in einer Woche 56 Millionen Paketsendungen und damit so viele wie noch nie. Der bisherige Wochen-Höchstwert aus der Weihnachtszeit 2019 lag nur bei 47 Millionen Paketen.

Die Sendungsmassen bringen Pro­bleme mit sich. Laut einem Bericht von „Business Insider“ konnte die Deutsche Post DHL Pakete dieses Jahr nicht so rechtzeitig zustellen wie geplant, die Firma liege zehn Prozent unter ihrem Zielwert. Dabei beruft sich das Wirtschaftsmagazin auf eine interne Post-Analyse. DHL teilt hierzu mit, es sei in der Hochsaison nicht ungewöhnlich, dass es tageweise an einzelnen Standorten Rückstände geben könne.

Weihnachtspost für Senioren gegen Corona-Einsamkeit

„An eine liebe Oma“ ist mit kindlicher Schrift auf einen weißen Umschlag inmitten eines Berges von Weihnachtspost geschrieben. Mehr als 620 Briefe, Karten und auch kleine Päckchen aus dem gesamten Bundesgebiet gingen bis Donnerstag in Lüneburg zur Unterstützung älterer Menschen ein. Das Anfang November gestartete Projekt „Briefe für Senioren“ übertraf alle Erwartungen, bis zum Einsendeschluss am Sonntag rechnen die Initiatoren mit 1000 Schreiben. „Es macht sehr viel Spaß und ist inzwischen Vorbild für andere geworden“, erzählt Sabine Wölk von der Stadtteilorientierten Seniorenarbeit der Hansestadt. Die Verbreitung in den sozialen Medien habe sogar Interesse in Liechtenstein und der Schweiz geweckt.

Die Projektleiterin „Dabeisein im Alter“ sichtet mit ihren Kolleginnen alle Eingänge, darunter viele Zeichnungen von Schulklassen. Etliche schreiben nicht anonym, sondern mit Absender, so dass die Senioren sogar antworten können. „Das Ganze hat sich zu einer nachhaltigen Geschichte entwickelt, die dann auch weitergeht“, sagt Wölk, die die Post an Menschen weiterleitet, die sich in dieser pandemiebedingt schwierigen Adventszeit besonders einsam fühlen.

„Wir haben ja alle geselligen Veranstaltungen abgesagt und dann überlegt, wie können wir die Menschen erreichen“, erzählt Wölk, wie das Projekt zustande kam. Offizieller Schluss für die liebevollen Einsendungen ist am Wochenende. „Bis Mitte der Woche sichten wir aber noch, wir werden keinen Brief ignorieren.“ Und danach werde ihr Team zufrieden in die Weihnachtszeit gehen: „Wenn wir das gewuppt haben, hat man ein gutes Gefühl“.

Lesen Sie hier die wichtigsten Corona-Nachrichten für Hamburg und den Norden vom Donnerstag