Hamburg. Senat entscheidet Dienstag. Zahl der Neuinfektionen steigt stark. Zwei Ausbrüche in Kliniken mit sieben Toten.

Auch in Hamburg dürfte es während der Weihnachtsferien zu einem deutlich härteren Lockdown zur Eindämmung der Corona-Pandemie kommen. Wie hart dieser wird, welche Maßnahmen er also umfassen wird, wann er beginnen und wie lange er dauern wird – das ist alles noch offen.

Als sicher gilt nur, dass die Kontaktbeschränkungen direkt nach den Weihnachtstagen deutlich verschärft werden. Wahrscheinlich ist zudem, dass Geschäfte schließen müssen, die nicht zur Abdeckung des täglichen Bedarfs notwendig sind.

Senat wird am Dienstag über härteren Lockdown entscheidne

„Wie angekündigt, wird der Senat am Dienstag entscheiden“, sagte Senatssprecher Marcel Schweitzer. Man wolle zunächst die Beratungen mit den anderen Ländern und der Bundeskanzlerin abwarten, die vermutlich am Sonntag stattfinden werden. Angesichts der gegenwärtigen Entwicklung der Zahlen sei „mit einer strengeren Auslegung“ der zuletzt gefassten Beschlüsse zu rechnen.

Am Donnerstag gab es erneut einen Rückschlag: Mit 506 Neuinfektionen wurden 200 mehr als am Donnerstag zuvor vermeldet, die Inzidenz (Zahl der Infektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen) stieg kräftig von 117,2 auf 127,7.

Nachdem Hamburg diese durch den Teil-Lockdown bereits von 168 auf 90 gedrückt hatte, bewegt sie sich nun wieder in großen Schritten vom Zielwert 50 weg. Ebenfalls besorgniserregend: Die Zahl der Corona-Todesfälle stieg nach Angaben des Robert-Koch-Instituts erneut um acht auf 443. Im Gegenzug ging die Zahl der Covid-19-Patienten in den Kliniken um zehn auf 391 zurück. 86 von ihnen müssen intensivmedizinisch betreut werden.

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Dass gehandelt werden muss, ist daher unstrittig. „Die Entwicklung der aktuellen Infektionszahlen wie auch der Anstieg der Todesopfer und Krankenhausaufnahmen besorgt uns zutiefst“, sagte Jennifer Jasberg, Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Bürgerschaft, dem Abendblatt. Es sei „dringend nötig“, dass die Ministerpräsidenten zügig über die Lage beraten und sie neu bewerten. „Dem vorgreifend befinden wir uns in Hamburg aktuell in einem intensiven Austausch zwischen Fraktion und Senat zur Frage der Terminierung verschärfender Maßnahmen. Die bisherigen Maßnahmen scheinen nicht auszureichen, und die Inkaufnahme weiterer zahlreicher Todesfälle ist keine Option.“

Kienscherf fordert gemeinsame Haltung und weitreichende Entscheidungen

Auch SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf forderte: „Wenn die Ministerpräsidenten sich zusammensetzen, muss dabei etwas herauskommen – eine gemeinsame Haltung und weitreichende Entscheidungen. Wir brauchen ein harten Schnitt, um die Infektionsketten zu durchbrechen.“

Ebenso wie auf der Senatsebene herrschte auch bei Kienscherf Unverständnis darüber, dass etliche Länder schon vor den Beratungen öffentlich klarstellten, was aus ihrer Sicht auf jeden Fall zu geschehen habe: „Was wir nicht brauchen, ist der hektische Aktionismus einzelner Ministerpräsidenten“, sagte der SPD-Fraktionschef.

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61 Corona-Fälle im Amalie Sieveking Krankenhaus

Unterdessen ist nun klar, in welchen zwei Krankenhäusern es zu Häufungen von Corona-Fällen gekommen ist: im Evangelischen Amalie Sieveking Krankenhaus und in der Asklepios Klinik Hamburg-Nord. Dabei ist der Ausbruch im Amalie Sieveking deutlich massiver: 61 Patienten, vor allem auf der Geriatrie, wurden positiv getestet. Sieben von ihnen sind verstorben.

Da auch 62 der insgesamt rund 800 Mitarbeiter aufgrund von positiven Tests oder Quarantänebestimmungen derzeit ausfallen, ist die Klinik im Hamburger Stadtteil Volksdorf nach eigenen Angaben bereits seit Freitag von der rettungsdienstlichen Not- und Unfallversorgung abgemeldet. Alle aufschiebbaren Behandlungen wurden bis zum Jahresende abgesagt.

Klinikbetreiber: „Eine außerordentlich hohe Belastung“

Wie der Klinikbetreiber, die Immanuel Albertinen Diakonie, auf Abendblatt-Anfrage mitteilte, erlebe man einerseits „eine außerordentlich hohe Belastung“ durch die Versorgung von Covid-19-Patienten. Am Donnerstag befanden sich 47 Corona-Patienten in der Klinik, davon vier in intensivmedizinischer Behandlung.

Darüber hinaus sei es in den vergangenen Wochen zu einer Häufung von positiv getesteten Patienten und Mitarbeitern in der Klinik gekommen. Seit dem 14. November seien 61 Patienten, vor allem in der Geriatrie, die bei ihrer Aufnahme noch negativ auf Corona getestet worden waren, nunmehr positiv getestet, teilte die Diakonie mit. Aus dieser Gruppe seien mehrere Patienten bereits wieder genesen in die häusliche Quarantäne entlassen worden. Man sei in enger Absprache mit dem Gesundheitsamt.

Sieben Patienten sind bereits verstorben

„Leider sind sieben Patienten*innen, bei denen das Virus während des Krankenhausaufenthaltes nachgewiesen wurde, verstorben“, so die Mitteilung. „Sie waren in einem sehr hohen Lebensalter, litten unter schweren Grunderkrankungen und hatten teils im Vorfeld eine Begrenzung der möglichen medizinischen Maßnahmen verfügt.“

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„Wir bedauern, dass es zu diesen Infektionen gekommen ist“, sagte Sascha Altendorf, Geschäftsführer des Krankenhauses. „Der Schutz der uns anvertrauten Patientinnen und Patienten ist für uns ein besonderes Anliegen.“ Daher führe man bei allen Aufnahmen sowohl einen PCR-Test als auch zusätzlich einen Antigen-Test durch.

Kleine Corona-Ausbrücke im AK Nord

Im deutlich größeren AK Nord (3000 Mitarbeiter und 1800 Betten an drei Standorten) gab es mehrere kleinere Ausbrüche: Auf vier Stationen seien Ende vergangener Woche Patienten, die bei Aufnahme noch negativ waren, plötzlich positiv getestet worden, erklärte Asklepios-Sprecher Rune Hoffmann auf Abendblatt-Anfrage. Daraufhin seien alle Patienten und Mitarbeiter getestet worden. Ergebnis: 30 Patienten und 14 Mitarbeiter waren positiv. Unklar sei aber, wo die Infektionen stattgefunden haben.

Die vier betroffenen Stationen seien daraufhin sofort gesperrt worden, nehmen derzeit also keine Patienten auf. Ansonsten sei die Klinik aber weiter in Betrieb, so Hoffmann. „Wir haben die Situation im Griff und sind in engem Austausch mit dem Gesundheitsamt.“ Das zuständige Bezirksamt Hamburg-Nord bestätigte das: „Eine weitere Bearbeitung, Überwachung des Ausbruchsgeschehens und die Kontaktnachverfolgung laufen.“