Hamburg. Hamburger Anbieter versprechen „sorgenfreie Weihnachten“ und eine „Rückkehr zur Normalität“. Gesundheitsbehörde ist skeptisch.

Weihnachten rückt näher. Und seitdem die Regierung Lockerungen in Aussicht gestellt hat, sind in vielen Familien die Planungen für das Fest in vollem Gange. Aber auch wenn aus Vernunft oder durch neue Einschränkungen nur in kleinerem Rahmen gefeiert wird: Letzte Zweifel, ob nicht doch jemand das Coronavirus in sich tragen und weitergeben könnte, bleiben.

Corona-Tests "to go" in Hamburg

Da kommen die Corona-Tests, die symptomfreie Menschen jetzt in Hamburg quasi „to go“ machen können, gerade recht. „Wir können zu einem sorgenfreieren Weihnachtsfest und generell einer Rückkehr zur Normalität beitragen“, verspricht etwa Frank-Thomas Sippel, der seit Anfang Dezember mit seinem Unternehmen Sanovia Healthcare gegenüber dem Alstertal-Einkaufszentrum (AEZ) Antigen-Schnelltests durchführt (www.sanovia-coronatest.de).

Auch der Clubbetreiber und Gastronom Axel Strehlitz, der auf dem Spielbudenplatz einen Gurgel-Test anbietet (www.coronafreepass.de), sagt: „Wir wollen für unsere Kunden Stück für Stück das Leben zurückerobern. Wirtschaftlich, kulturell und sozial.“ Und Sportunternehmer Moritz Fürste, der mit einem mobilen Team Corona-Tests bei den Kunden vor Ort anbietet, glaubt, dass in den Schnelltests die Zukunft liegt: „Man kann das Pandemie-Geschehen nur eindämmen, wenn viel getestet wird.“ (www.schnelltest-hamburg.de).

Preise liegen zwischen 24,95 und 49 Euro

Für alle Tests muss man im Internet einen festen Termin buchen, gezahlt wird vorab: Der Test von Sanovia kostet 49 Euro, der von Moritz Fürste 39 Euro und der Gurgel-Test 24,95 Euro. Unterschiede gibt es auch im Testverfahren.

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Bei dem Antigen-Schnelltests von Sanovia nehmen Mitarbeiter des Malteser Hilfsdiensts einen Abstrich aus dem Rachenraum. Dieser wird von einem Gerät, dem ichroma II, ausgewertet. „Das bietet größtmögliche Sicherheit“, sagt Frank-Thomas Sippel. Das gerätebasierende Testverfahren werde erstmals in Deutschland angewendet und sei von dem südkoreanischen Unternehmen Boditech entwickelt worden, das seit 20 Jahren führendend in der In-vitro-Diagnostik sei.

Dabei werden fluoreszierende Kartuschen mit Körperflüssigkeiten von dem Gerät namens ichroma II auf Erkrankungen wie Diabetes, Rheuma, Krebs oder Infektionen untersucht. Das bewährtes Verfahren sei jetzt einfach um eine Funktion erweitert worden, so Sippel. Es biete insbesondere bei Patienten mit einer normalen oder geringen Viruslast Sicherheit, da Sars-CoV-2 dann nicht einfach zu erkennen sei.

Corona-Schnelltests bis zum 24. Dezember auf Parkplatz des AEZ

Getestet wird bis zum 24. Dezember auf dem Parkplatz Ost gegenüber dem AEZ-Haupteingang (täglich außer sonntags). Das Ergebnis liegt nach etwa 15 Minuten vor, die Genauigkeit des Tests gibt Sippel mit 95 Prozent an.

„Unser gerätebasierter Antigentest entdeckt mit allergrößter Sicherheit die Infektiösen, also jene Menschen, die andere anstecken, und hat sich bereits millionenfach in der Realität bewährt“, betont Sippel. So habe die italienische Regierung nach dem Vergleichen verschiedener Anbieter fünf Millionen Tests der Firma Boditech bestellt.

Unternehmen von Hockeyprofi Fürste bietet ebenfalls Tests an

Auch das Unternehmen von Moritz Fürste bietet das gerätebasierende Testverfahren von Boditech an – hier kommt das medizinische Personal jedoch zu den Kunden nach Hause oder in die Firma. „Wir beschäftigen uns mit den Schnelltests seit dem Sommer. Denn schon da war klar, dass größere Veranstaltungen erst mal nur noch durchgeführt werden können, wenn alle Teilnehmer getestet wurden“, sagt Fürste, ein ehemaliger Hockeyprofi.

Da Sportveranstaltungen aber erst einmal nicht stattfinden werden, entstand die Idee, die Tests jetzt vor Weihnachten erstmals anzubieten. Das mobile Team rückt für Tests an mindestens vier Personen an. Getestet wird per Rachen- oder Nasenabstrich, an sieben Tagen pro Woche. Geplant ist, die Tests künftig freitags auch an einem festen Standort anzubieten – wahrscheinlich im Raum Altona.

Hamburger Gurgel-Test statt Rachen-Nasen-Abstrich

Das oft unangenehme Verfahren mit dem Rachen-Nasen-Abstrich bleibt den Kunden bei dem von Axel Strehlitz angebotenen PCR-Gurgel-Test erspart. „Bei uns gurgelt man mit einer Kochsalzlösung und spuckt diese dann in ein Behältnis, das anschließend in ein Labor geschickt wird“, sagt er. „Die Wartezeit auf das Ergebnis beträgt maximal 24 Stunden.“ Getestet wird bis zum 23. Dezember, vielleicht auch über die Weihnachtsfeiertage. Danach will Strehlitz bis März weitertesten, weil es auch von Reisenden genutzt werden kann.

Dass er den derzeit günstigsten PCR-Test Deutschlands anbieten kann, erklärt er mit dem ressourcensparenden Verfahren. Da es bei der Probenentnahme nicht zu Körperkontakt zwischen der getesteten Person und Aufsichtspersonal komme, benötige man keine teure Schutzausrüstung. Außerdem untersuche das Labor die Proben kostensparend in einem Pool von etwa zehn Stück gleichzeitig – einzeln nachgetestet werde nur bei einem positiven Ergebnis aus zurückgestelltem Probenmaterial.

Der PCR-Test gilt als so gut wie 100-prozentig sicher. Der von der Universität Wien entwickelte Gurgel-Test wird laut Strehlitz bereits in ganz Österreich angewendet; auch in Köln seien bereits 62.000 Menschen damit getestet worden.

Auch bei negativem Test Schutzmaßnahmen beachten

Da im Falle eines positiven Testergebnisses sofort das zuständige Gesundheitsamt informiert werden muss, werden in allen Testzentren bei der Buchung die Meldedaten angefordert. Doch auch ein negatives Test-Ergebnis sei kein Freifahrtschein, mahnen Ärzte und die Gesundheitsbehörde. Dr. Dirk Heinrich, Vorsitzender der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg und HNO-Arzt, spricht von „trügerischer Sicherheit“, in der sich Getestete beim Weihnachtsfest mit der Familie wiegen könnten: „Zum Zeitpunkt eines Schnelltestes kann man positiv sein und eine geringe Viruslast haben, aber negativ getestet werden.“ Eine Erkrankung oder Symptome zeigten sich dann unter Umständen nur Stunden später.

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Ein negativer Test erlaube keinesfalls eine Ausnahme von der Rechtsverordnung, der Maskenpflicht oder dem Abstandsgebot, betont Anja Segert von der Gesundheitsbehörde. Insbesondere der Gurgel-Test wird dort kritisch gesehen. Die nach wie vor limitierten Testkapazitäten für die PCR-Diagnostik sollten dort eingesetzt werden, wo sie unbedingt benötigt würden: etwa in Pflegeeinrichtungen oder bei Verdachtsfällen in Kitas und Schulen, betont Segert.

Behörde hat Bedenken bei Schnelltests

In der nationalen Teststrategie des RKI sei ein Test wegen Familienbesuchen nicht vorgesehen. Hinsichtlich der Schnelltests gibt die Behörde zu bedenken, dass die Qualität des Abstrichs hoch sein müsse, damit die Aussagekraft des Tests gegeben ist. Und beim PCR-Gurgel-Test bestehe nach aktuellem Stand „für die Verlässlichkeit dieser Testmethode keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz“.

Professor Dr. Jonas Schmidt-Chanasit, Virologe am Bernhard-Nocht-Institut, hält das Angebot vom Spielbudenplatz dagegen für seriös. Er sagt: „Der Anbieter hat sich mit einem akkreditierten und sehr erfahrenen Labor zusammengetan.“