Hamburg . Ermittlungen gegen den Hamburger SPD-Mann wurden eingestellt. Aber noch Dutzende Personen im Visier der Staatsanwaltschaft.

Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen wegen Vorteilsannahme gegen den Hamburger Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof (SPD) eingestellt, nachdem dieser eine Geldauflage von 3000 Euro gezahlt hat. Das bestätigte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Nana Frombach, dem Abendblatt auf Nachfrage. Gegen Rieckhof war ermittelt worden, weil dieser Vorzugskarten für das Konzert der Rolling Stones im Hamburger Stadtpark im Sommer 2017 gekauft hatte.

Hintergrund: Der damalige Bezirksamtsleiter von Hamburg-Nord, Harald Rösler (SPD), hatte 100 Gratiskarten und 300 Vorzugs-Kaufkarten vom Konzertveranstalter FKP Scorpio bzw. Zugänge dazu bekommen und diese unter Mitarbeitern, Parteifreunden, Abgeordneten und anderen verteilt. Die Kaufkarten hatten, anders als die Gratiskarten, laut Staatsanwaltschaft für die Nutzer dabei den "immateriellen Vorteil" eines erleichterten Zugangs.

Nach Stones-Affäre: Weitere Ermittlungen eingestellt

Staatsrat Andreas Rieckhof
Staatsrat Andreas Rieckhof © Roland Magunia/Hamburger Abendblatt | Roland Magunia/Hamburger Abendblatt

Nach Paragraf 153a des Strafgesetzbuches kann die Staatsanwaltschaft „bei einem Vergehen vorläufig von der Erhebung der öffentlichen Klage absehen und zugleich dem Beschuldigten Auflagen und Weisungen erteilen, wenn diese geeignet sind, das öffentliche Interesse an der Strafverfolgung zu beseitigen, und die Schwere der Schuld nicht entgegensteht“. So ist es nun auch im Falle von Verkehrsstaatsrat Rieckhof geschehen. Die Höhe einer Geldauflage bemisst sich dabei laut Staatsanwaltschaft jeweils an Einkommen und Verantwortung der Betroffenen. Die Geldzahlung ist dabei kein Schuldeingeständnis, die Zahlenden sind nicht vorbestraft, es gilt weiter die Unschuldsvermutung. Allerdings ist die Einstellung auch nicht gleichbedeutend mit einer Einstellung mangels hinreichenden Tatverdachts, wie die Staatsanwaltschaft betont.

"Zwecks Beendigung der seit Monaten u.a. auch gegen mich geführten Ermittlungen wegen des Kaufs von zwei Stehplatzkarten für das Rolling-Stones-Konzert habe ich mich mit der Zahlung einer Geldauflage einverstanden erklärt, obwohl ich mir weder eine Straftat noch eine Dienstpflichtverletzung vorwerfen muss", sagte Rieckhof dem Abendblatt. "Ich meinte, jede Vorsorge getroffen zu haben, habe die beiden Karten beim Veranstalter gekauft und ordentlich bezahlt, muss aber heute erkennen, dass dies - aus Sicht der Staatsanwaltschaft - nicht ausreichend war."

Vorläufig eingestellt wurde auch das Verfahren gegen den Staatsrat der Stadtentwicklungsbehörde, Matthias Kock. Sobald er die Geldauflage zahlt, wird es laut Staatsanwaltschaft vollständig eingestellt. Auf dieselbe Weise, also gegen Geldzahlung, wurden auch Ermittlungen gegen drei weitere Beschuldigte eingestellt.

Offene Fragen zur Genehmigung des Stones-Konzert

In dem gesamten Verfahren wird noch immer gegen Dutzende Personen ermittelt, darunter gegen viele Mitarbeiter des Bezirksamtes, Abgeordnete, Mitarbeiter des Veranstalters und andere – wegen Vorteilsannahme, Vorteilsgewährung, Bestechung, Bestechlichkeit oder Abgeordnetenbestechung. Es gibt auch bereits sieben Anklagen, etwa gegen die frühere Finanzstaatsrätin Elke Badde (SPD) oder die zeitweilige Bezirksamtsleiterin Yvonne Nische (SPD). Nur gegen Badde ist das Verfahren auch bereits vom Gericht offiziell eröffnet worden.

Es geht bei dem Ganzen vor allem um die Frage, ob das Konzert womöglich nur gegen die Zuteilung einer hohen Zahl von Frei- und Vorzugskarten im Stadtpark genehmigt wurde – oder ob die letztlich kassierten Gebühren von 255.000 Euro womöglich deswegen besonders niedrig ausfielen.

Die Rolling Stones im Stadtpark:

Die Rolling Stones im Stadtpark

Die Rolling Stones, Ron Wood (v.l.), Mick Jagger, Charlie Watts (verdeckt) und Keith Richards bei ihrem Tournee-Auftakt im Hamburger Stadtpark
Die Rolling Stones, Ron Wood (v.l.), Mick Jagger, Charlie Watts (verdeckt) und Keith Richards bei ihrem Tournee-Auftakt im Hamburger Stadtpark © dpa | Carsten Rehder
Mick Jagger begeisterte die Fans mit seiner Energie
Mick Jagger begeisterte die Fans mit seiner Energie © HA | Marcelo Hernandez
Von Sierichs Biergarten aus konnten Stones-Fans die Bühne nur von hinten sehen
Von Sierichs Biergarten aus konnten Stones-Fans die Bühne nur von hinten sehen © HA | Klaus Bodig
In Sierichs Biergarten am Stadtparksee: Stones-Fans Lorenz Winkler (v.l.n.r.), Elena Gärte und Benedikt Schütt
In Sierichs Biergarten am Stadtparksee: Stones-Fans Lorenz Winkler (v.l.n.r.), Elena Gärte und Benedikt Schütt
Die Rolling Stones auf der Bühne
Die Rolling Stones auf der Bühne © HA | Marcelo Hernandez
Stones-Fans schipperten mit rund 100 Booten auf dem Stadtparksee
Stones-Fans schipperten mit rund 100 Booten auf dem Stadtparksee © HA | Marcelo Hernandez
Am Sonntag startete der Abbau der riesigen Bühne
Am Sonntag startete der Abbau der riesigen Bühne © HA | Klaus Bodig
Auf der Wiese vor dem Planetarium zeugen noch leere Flaschen und Plastikbecher von dem Stones-Konzert gestern Abend
Auf der Wiese vor dem Planetarium zeugen noch leere Flaschen und Plastikbecher von dem Stones-Konzert gestern Abend © Genevieve Wood
Der Morgen nach dem Stones-Konzert
Der Morgen nach dem Stones-Konzert © HA | Genevieve Wood
Der Morgen nach dem Stones-Konzert
Der Morgen nach dem Stones-Konzert © HA | Genevieve Wood
Mick Jagger auf der Bühne: Los ging es mit
Mick Jagger auf der Bühne: Los ging es mit "Sympathy for the Devil" © Reuters
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Viermal in Über-, einmal in Lebensgröße: Mick Jagger auf der Bühne im Stadtpark
Viermal in Über-, einmal in Lebensgröße: Mick Jagger auf der Bühne im Stadtpark © Reuters | Morris MacMatzen
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Einer der vier Videotürme
Einer der vier Videotürme © HA | Marcelo Hernandez
Die Bühne in ihrer ganzen Pracht – noch ohne die britischen Alt-Rocker
Die Bühne in ihrer ganzen Pracht – noch ohne die britischen Alt-Rocker © HA | Marcelo Hernandez
Noch ein Stones-Fan, der ganz sicher geht, dass man ihn als solchen erkennt
Noch ein Stones-Fan, der ganz sicher geht, dass man ihn als solchen erkennt © HA | Marcelo Hernandez
JJ Julius Son von der Band Koleo steht am Sonnabend auf der Bühne im Stadtpark – die Isländer eröffnen das Open-Air-Konzert der Rolling Stones
JJ Julius Son von der Band Koleo steht am Sonnabend auf der Bühne im Stadtpark – die Isländer eröffnen das Open-Air-Konzert der Rolling Stones © Reuters | Morris MacMatzen
Vorfreudige Stones-Fans im Publikum
Vorfreudige Stones-Fans im Publikum © HA | Marcelo Hernandez
Die riesige Bühne des Open-Air-Konzerts der Rolling Stones
Die riesige Bühne des Open-Air-Konzerts der Rolling Stones © HA | Marcelo Hernandez
Einige Fans haben sich mächtig in Schale geworfen für die Stones
Einige Fans haben sich mächtig in Schale geworfen für die Stones © HA | Marcelo Hernandez
Schon am späten Nachmittag waren die Zugänge zum Konzertareal gut gefüllt
Schon am späten Nachmittag waren die Zugänge zum Konzertareal gut gefüllt © HA | Marcelo Hernandez
Fans auf dem Weg zum Konzert
Fans auf dem Weg zum Konzert © HA | Marcelo Hernandez
Ein mutmaßlich ironisch gemeintes Shirt an einem Stones-Gast
Ein mutmaßlich ironisch gemeintes Shirt an einem Stones-Gast © HA | Marcelo Hernandez
Lastwagen blockieren die Straße: Eine Sicherheitsmaßnahme
Lastwagen blockieren die Straße: Eine Sicherheitsmaßnahme © HA | Marcelo Hernandez
Die Fans der Stones auf dem Weg zur Arena im Stadtpark.
Die Fans der Stones auf dem Weg zur Arena im Stadtpark. © Marcelo Hernandez
Die Fans der Stones auf dem Weg zur Arena im Stadtpark.
Die Fans der Stones auf dem Weg zur Arena im Stadtpark. © Marcelo Hernandez
Manche Besucher rocken gleich selbst, so wie dieser Stones-Fan.
Manche Besucher rocken gleich selbst, so wie dieser Stones-Fan. © Marcelo Hernandez
Noch gibt es die ein oder andere Karte vor dem Gelände.
Noch gibt es die ein oder andere Karte vor dem Gelände. © Marcelo Hernandez
Auch für dringende Bedürfnisse ist im Stadtpark gesorgt.
Auch für dringende Bedürfnisse ist im Stadtpark gesorgt. © Marcelo Hernandez
Die Sicherheitskräfte sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Die Bestimmungen werden penibel eingehalten.
Die Sicherheitskräfte sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Die Bestimmungen werden penibel eingehalten. © Marcelo Hernandez
Die Fans der Stones auf dem Weg zur Arena im Stadtpark.
Die Fans der Stones auf dem Weg zur Arena im Stadtpark. © Marcelo Hernandez
Die Fans der Stones auf dem Weg zur Arena im Stadtpark.
Die Fans der Stones auf dem Weg zur Arena im Stadtpark. © Marcelo Hernandez
Das passende Outfit darf bei vielen Fans in Arena im Stadtpark nicht fehlen.
Das passende Outfit darf bei vielen Fans in Arena im Stadtpark nicht fehlen. © Marcelo Hernandez
Die Fans der Stones auf dem Weg zur Arena im Stadtpark.
Die Fans der Stones auf dem Weg zur Arena im Stadtpark. © Marcelo Hernandez
Die Fans der Stones auf dem Weg zur Arena im Stadtpark.
Die Fans der Stones auf dem Weg zur Arena im Stadtpark. © Marcelo Hernandez
Auf dem Gelände wird es langsam voller.
Auf dem Gelände wird es langsam voller. © Alexander Schuller
Trotz des schlechten Wetters ist die Stimmung gut..
Trotz des schlechten Wetters ist die Stimmung gut.. © Alexander Schuller
Die Rückansicht der Bühne.
Die Rückansicht der Bühne. © HA | Genevieve Wood
Vom Café aus gibt es zumindest ein Stück der Stones zu sehen.
Vom Café aus gibt es zumindest ein Stück der Stones zu sehen. © HA | Genevieve Wood
Lange Schlangen haben sich an den Cateringständen gebildet
Lange Schlangen haben sich an den Cateringständen gebildet © HA | Alexander Schuller
Lange Schlangen haben sich an den Cateringständen gebildet
Lange Schlangen haben sich an den Cateringständen gebildet © HA | Alexander Schuller
Gute Stimmung auch im Biergarten hinter der Bühne
Gute Stimmung auch im Biergarten hinter der Bühne © HA | Genevieve Wood
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CDU fordert Transparenz beim Rolling-Stones-Konzert

Es heißt bisweilen, die Stadt hätte gemäß Gebührenordnung ein deutlich höheres Nutzungsentgelt verlangen können. Auch diese Frage wird derzeit noch von der Staatsanwaltschaft geprüft. Die Stadt hat zwar den Vertrag mit dem Konzertveranstalter mittlerweile im Transparenzportal online veröffentlicht. Weitere schriftliche Absprachen, etwa den Letter of Intent (LOI), hält man allerdings unter Verschluss.

Die CDU forderte zuletzt die Veröffentlichung aller Unterlagen. Über die Zuteilung der Gratis- und Freikarten hat es laut Bezirksamt keinerlei schriftliche Vereinbarung gegeben – obwohl deren Gesamtwert deutlich über 10.000 Euro gelegen haben dürfte. Die Staatsanwaltschaft hatte zuletzt angekündigt, das gesamte Verfahren möglichst bis zum Sommer abschließen zu wollen. Da es jedoch immer neue Erkenntnisse gebe, sei nicht sicher zu sagen, ob man dieses Ziel erreiche.