Hamburg. Stadt wird den ITS-Weltkongress 2021 ausrichten. Hamburg arbeitet schon lange an Projekten für die Mobilität von morgen. Eine Auswahl.
Hamburg soll für Deutschland im Jahr 2021 den internationalen Weltkongress für Mobilität und Logistik ausrichten. Die Hansestadt setzte sich in einem internationalen Wettbewerb gegen vier andere Städte durch, wie Verkehrssenator Frank Horch (parteilos) in der Nacht zum Mittwoch aus Montreal (Kanada) mitteilte.
"Damit wird Hamburg zum Testfeld für die Verkehre der Zukunft", twitterte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) am Mittwochmittag und teilte gleich den passenden Werbespot zum ITS-Weltkongress 2021. An den jährlichen Kongressen nehmen rund 10.000 Vertreter aus den Bereichen Verkehr, Telekommunikation, Informationstechnologie, Wissenschaft und Politik teil. Sie werden vom 11. bis 15. Oktober 2021 im neugestalteten Hamburger Congress Centrum (CCH), in den Messenhallen sowie bei Präsentationen im Stadtgebiet zusammenkommen.
Die Hansestadt hat ein ehrgeiziges Ziel ausgegeben: „Hamburg wird in den nächsten Jahren Deutschlands Modellstadt für urbane Mobilitäts- und Logistiklösungen“, kündigte Olaf Scholz an. Der Verkehr, so der Anspruch, solle mithilfe neuer Technologien und breit gefächertem Wissen für die Bürger „effizienter, umweltfreundlicher und komfortabler“ werden.
Die Stadt arbeitet schon lange an verschiedenen Projekten für die Mobilität von morgen. Beim Mobilitätskongress in vier Jahren können sich Besucher in Hamburg viele Einzelprojekte ansehen, die in die Zukunft weisen. Eine Auswahl:
HVV
Der HVV will „Check in/Be out“ testen. Ein Fahrgast kann am Tag so viele Strecken mit Bus und Bahn im HVV zurücklegen wie er will. Sie sollen automatisch über die Smartphone-App erfasst und zum Monatsende abgerechnet werden. Der Kunde bezahlt nur den günstigsten Tarif. Zunächst wird derzeit die elektronische HVV-Card eingeführt, über die alle Tickets – inklusive Monatskarten – am Automaten gekauft werden können. Bei dieser gab es jedoch Ende September Startprobleme.
Autonomes Fahren
Die Deutsche Bahn will in Hamburg autonome Shuttlebusse, also Fahrzeuge ohne Fahrer, testen. Das Elektro-Fahrzeug hat sechs Sitz- und Stehplätze, soll zunächst auf kurzen Strecken eingesetzt werden und wie ein Sammeltaxi die Passagiere zum Ziel bringen. Ab dem kommenden Jahr soll eine Flotte von 100 kleinen Elektrobussen durch die Stadt rollen, die fahrerlos kleinere Ansammlungen von Pendlern aus den Wohnquartieren zu größeren Knotenpunkten des Nahverkehrs bringen. Die Teststrecke wird noch festgelegt. Außerdem soll eine Machbarkeitsstudie zeigen, ob die S-Bahn-Verbindung Hamburg-Bergedorf (teil)-automatisiert werden kann.
Digitales Parken
Eine Anfang Oktober gestartete Smartphone-App „Park and Joy“ soll bei der Parkplatzsuche helfen. Autofahrern werden freie Stellplätze auf einer Übersichtskarte angezeigt und auf kürzestem Weg zum gewünschten Ziel navigiert. Per Klick wird digital ein Parkschein erstellt, der minutengenau abgerechnet wird. Für die benötigten Echtzeitinformationen sollten innerhalb von drei Jahren bis zu 11.000 öffentliche Parkplätze sowie Parkhäuser und private Stellplätze vernetzt werden.
Switchh
Dieses Mobilitätskonzept wird in Hamburg bereits seit mehr als vier Jahren angewendet und beständig ausgebaut. Es handelt sich um eine Mobilitäts-App, die mehrere Verkehrsträger miteinander verbindet und dem Nutzer vorschlägt, wie er mit Bus und Bahn, mit Leihfahrrädern, Car-Sharing und Mietautos am besten an sein Ziel gelangt. Die Teilnahme an dem Programm kostet 8,90 Euro im Monat und umfasst Rabatte und Vergünstigungen bei verschiedenen Partnern. Switchh ist auch im Straßenbild sichtbar: An mehreren großen U-Bahn-Stationen sind spezielle, grün gekennzeichnete Parkplätze für Car-Sharing und Mietwagen ausgewiesen.
Elektro-Shuttle
Mit den großen deutschen Autoherstellern wie VW, Daimler und BMW hat Hamburg Kooperationsverträge abgeschlossen, um neue Wege vor allem in Richtung Elektro-Mobilität zu suchen. Unter anderem wollen die Hochbahn und das VW-Mobilitätsunternehmen Moia mit einem neuen umweltfreundlichen Mobilitätsangebot eine weitere Alternative zum privaten Pkw bieten. Schon im kommenden Jahr sollen in Hamburg Elektro-Shuttle-Fahrzeuge erprobt werden, in denen jeweils bis zu sechs Passagiere Platz finden. Geplant ist, die Shuttle-Wagen in die Mobilitäts-Plattform Switchh der Hochbahn zu integrieren. „Shuttle on demand“ (Pendelverkehr auf Anfrage), so nennt Moia den neuen Service, der per Smartphone-App funktioniert.
Sonstiges
Geplant ist, dass die Deutsche Bahn an 50 Bahnhöfen in der Hansestadt Schließfächer einrichtet, wo Kunden online bestellte Waren abholen können. In der Metropolregion läuft zudem eine längerfristige Untersuchung über die Einrichtung von Radschnellwegen von der Peripherie in die City, ebenso wie in der Stadt selbst das Radwege-Netz ausgebaut werden soll.