Hamburg. Das umstrittene Projekt „Firstmover“ startet zunächst an vier Standorten – mit Autos, Rollern und Rädern zum Leihen.

Trotz eher mäßiger Beteiligung hält die Verkehrsbehörde an ihren neuen Carsharing-Stationen in Wohngebieten fest. Das im vergangenen Jahr gestartete Mobilitäts-Projekt „firstmover.hamburg“ in den Stadtteilen Ottensen und Eimsbüttel wird nun zunächst in Ottensen umgesetzt.

Aus 15 Standortvorschlägen wurden vier ausgewählt. Demnach hat sich die Projektgruppe aus Verkehrsbehörde, den zuständigen Bezirksämtern sowie Hochbahn, BMW und steg für den Standort Nernstweg mit zwei Carsharing-Stellplätzen und die Planckstraße mit drei Carsharing-Stellplätzen sowie Lastenräder- oder E-Roller-Plätze entschieden.

Auch an der Holländischen Reihe entstehen vier Carsharing-Stellplätze und Stellplätzen für Lastenräder sowie E-Roller. Der vierte Standort wurde für die Straße Bei der Reitbahn festgelegt. Der erste Mini-Switchh-Punkt soll noch in diesem Jahr an den Start gehen. Federführend bei der Planung ist die Hamburger Hochbahn.

Mäßige Beteiligung hatte zu Kritik geführt

Dem Projekt vorangegangen waren eine Befragungen von rund 560 Eimsbütteler und Ottensener Anwohnern durch das Karlsruher Institut für Technologie sowie Bürgerworkshops in den beiden Stadtteilen. Demnach konnten sich in beiden Testquartieren nur 15 von 272 „Auto-Haushalten“ vorstellen, den eigenen Pkw zugunsten neuer Leihwagenstellplätze abzuschaffen. 237 Haushalte besitzen schon jetzt keinen Pkw.

Die mäßige Beteiligung hatte für Kritik an dem Projekt und dessen Legitimierung gesorgt. Dennoch haben Projektpartner und Experten die Ergebnisse in konkrete Projekte übertragen. Laut Senat werden in Ottensen erstmals mehrere, kleinere switchh-Punkte mitten in Wohngebieten geplant. Das entspräche dem ermittelten Bedarf der Anwohner.

Neu sind Elektro-Roller zum Leihen

Ziel beim Projekt ist, die Elektromobilität voranzutreiben. Deshalb werden so viele Standorte wie möglich mit Elektro-Ladesäulen ausgestattet. An größeren Standorten sollen auch Elektro-Roller-Sharing sowie Platz für Lastenräder integriert werden. Dazu werde eine Kooperation mit dem Betreiber von „emmy“ vorbereitet, der bereits 150 E-Roller in Hamburg anbietet.

Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof (SPD) ist guter Dinge: „Wir wollen die Parkplatznot in dicht bebauten Quartieren lindern. Dafür bietet dieses Projekt eine Lösung an. Mit switchh bleibt die Anzahl der Parkplätze wie sie ist, weil sich aber mehrere Nutzer ein Auto teilen, ist der Bedarf auch geringer.“ Davon würden sogar Autobesitzer profitieren, die weiterhin aufs eigene Gefährt setzen.

Zahl der Leihwagennutzer hoch

Ganz Ottensen gewinne Mobilitätsangebote und Flexibilität direkt in den Wohngebieten. „Nah am Puls der Bewohner“, nennt Jens Brückner, Leiter der Stabsstelle Komplementäre Mobilität der Hamburger Hochbahn AG, das Projekt.

Vorteilhaft bewertet auch Bezirksamtsleiterin Liane Melzer diesen Schritt: „Den Bürgern im dicht bebauten Ottensen eröffnet sich damit absehbar die Möglichkeit zur Nutzung dieses zukunftsfähigen Mobilitätskonzeptes.“

Schon heute ist die Zahl der Leihwagennutzer in den Untersuchungsgebieten mit ihren 16.000 Einwohnern (Eimsbüttel) und 18.000 (Ottensen) hoch. Allein mehr als 3200 Kunden des Carsharing-Dienstes DriveNow leben in Eimsbüttel, in Ottensen knapp 2000. Die Pläne für die Firstmover-Stationen in Eimsbüttel sollen nach der Sommerpause im Kerngebietsausschuss der dortigen Bezirksversammlung zur Entscheidung vorgestellt werden.