Hamburg. Senat will 145 neue Stationen bauen und Zahl der Leihräder fast verdoppeln. Erstmals auch elektrisch betriebene Lastenfahrräder.

Das Hamburger Fahrradleihsystem StadtRad soll massiv ausgebaut werden. Im Juli 2009 startete es mit 67 Leihstationen und 800 Fahrrädern, mittlerweile gibt es bereits 205 Stationen und 2450 Räder. Weil das StadtRad mit mehr als drei Millionen Ausleihen im Jahr 2016 sehr gut angenommen wird, soll es deutlich erweitert werden. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage der Verkehrspolitiker Martin Bill (Grüne) und Lars Pochnicht (SPD) hervor.

Demnach sollen bis zum Jahr 2028 bis zu 145 weitere Stationen entstehen, sodass es dann hamburgweit 350 Leihstellen gibt. Die Zahl der Leihräder soll auf 4500 steigen. „Vorgesehen ist eine Erweiterung des Bedienungsgebiets mit dem Ziel, das gesamte Gebiet der Freien und Hansestadt Hamburg vollständig abzudecken, basierend auf der zu erwartenden Nachfrage in den Stadtteilen“, heißt es in der Senatsantwort. Derzeit werde untersucht, wo neue Stationen besonders sinnvoll seien.

Lastenräder sollen nicht teurer sein

Hintergrund der neuen Planung ist die europaweite Neuausschreibung des StadtRad-Betriebs. Bisher wird das Leihsystem von der Deutsche Bahn Connect GmbH (früher: DB Rent) betrieben. Der Vertrag läuft allerdings zum 31. Dezember 2018 aus, sodass die Neuausschreibung nötig wurde. In dieser wurden nun die Kriterien festgelegt, nach denen das System in den folgenden zehn Jahren betrieben werden soll. Es gilt als wahrscheinlich, dass sich die Bahn erneut um den Vertrag bewirbt.

Was StadtRad kostet

Demnach soll die Flotte der knallroten Leihräder nicht nur aufgestockt, sondern auch um neue Radtypen erweitert werden. Vom Frühjahr 2019 an sollen 20 elektrisch unterstützte Leihlastenräder an ausgewählten Stationen zur Verfügung stehen. Falls sie gut von den Nutzern angenommen werden, soll die Zahl dieser sogenannten Lasten-Pedelecs, mit denen auch Kinder transportiert werden können, später auf 70 steigen.

Elektroantrieb ist teuer

„Als Fahrradtyp ist ein einspuriges bzw. zweirädriges Lastenrad mit im Blickfeld der Fahrerin bzw. des Fahrers positionierter Ladebox vorgesehen“, heißt es in der Senatsantwort. „Dabei soll für die Entleihe derselbe Tarif gelten wie für die normalen Leihräder. Um den Aufwand für die Stationsinfrastruktur ... zu begrenzen, sollen die elektrisch unterstützten Leihlastenräder an derselben Station zurückgegeben werden, an der sie ausgeliehen wurden.“ Die Lastenräder eignen sich laut Senat „für Fahrten zum Großeinkauf, zum Baumarkt oder zum Ausflug in den Park“.

Konventionelle Pedelecs, also Räder, bei denen der Fahrer beim Treten von einem Elektroantrieb unterstützt wird, soll es allerdings nicht geben. Deren Anschaffung wäre zu teuer, zudem müssten dann alle Leihstationen mit Ladevorrichtungen ausgerüstet werden, so der Senat. Da Hamburg außerdem eher flach sei, „stünde der finanzielle Aufwand in keinem Verhältnis zum Nutzen“. Laut Senatsantwort auf die Anfrage der beiden Abgeordneten sollen die ersten 30 Minuten der Radnutzung weiterhin kostenfrei bleiben. In der Ausschreibung heißt es, auch künftig solle es ein „attraktives und kostengünstiges Tarifsystem“ geben.

Tarifvergünstigungen für HVV-Abonnenten

Ein Ziel ist die bessere Kombination mit dem öffentlichen Personennahverkehr. So soll es nicht nur weitere Stationen an Fern-, U- und S-Bahn-Stationen geben, sondern auch weiter Tarifvergünstigungen für HVV-Abonnenten. Außerdem soll man Räder mit e-Tickets des HVV ausleihen und über das Switchh-System bezahlen können. „Das StadtRad ist fester Bestandteil der Mobilität der Bürgerinnen und Bürger sowie der Besucher unserer Stadt“, sagt Wirtschafts- und Verkehrssenator Frank Horch (parteilos). „Mit der Ausschreibung wollen wir das Angebot weiter verbessern und noch attraktiver machen.“

SPD-Radverkehrspolitiker Pochnicht betonte, dass StadtRad mit derzeit mehr als 350.000 Kunden und rund 2500 Rädern „europaweit eines der erfolgreichsten Fahrradleihsysteme“ sei. Künftig solle „der Weg zur nächsten Leihstation für alle Hamburgerinnen und Hamburger noch kürzer“ werden. „Gerade in Innenstadtlagen mit wenigen Parkplätzen und kürzeren Entfernungen kann das Rad hier eine echte Alternative zum Auto darstellen.“

Nachfrage weiter ankurbeln

Grünen-Verkehrspolitiker Bill ist sicher, dass die Ausweitung des Stationsnetzes auch die Nachfrage weiter ankurbeln werde. „Bisher war das lokale Interesse nach einer Anbindung an das StadtRad-System höher als die Anzahl der zur Verfügung stehenden Stationen“, so Bill. Die Erweiterung des Flottenangebots um Lastenräder, in denen auch Kinder transportiert werden können, mache das Leihsystem noch attraktiver, so der Grünen-Politiker. „Diese Ausschreibung macht einmal mehr deutlich: Hamburg wird Fahrradstadt.“