Hamburg/Montreal. Die Stadt setzte sich bei der Vergabe des Weltkongresses für Mobilität und Logistik 2021 gegen vier Mitbewerber durch.

Die Überraschung hielt sich in Grenzen, die Freude war aber nicht weniger groß: In der Nacht zu Mittwoch gab ein internationales Gremium in Montreal bekannt, dass Hamburg den Welt-Verkehrskongress ITS 2021 ausrichten wird. Die Hansestadt hat sich in einem internationalen Wettbewerb gegen zahlreiche andere Städte durchgesetzt. Rund 10.000 Experten aus den Bereichen Verkehr, Informationstechnologie, aus Firmen, Universitäten und der Politik, werden an der Elbe erwartet.

Die Entscheidung war freilich früher gefallen: Wie das Abendblatt berichtete, hatte die Organisation der EU für die Entwicklung von Zukunftsprojekten im Bereich intelligenter Transportsysteme (ERTICO) in Brüssel bereits Mitte Oktober für Hamburg votiert. Da Europa das Vorschlagsrecht hatte war der Ausgang klar.

Horch war extra zur Verkündung nach Montreal gereist

ITS steht für Intelligent Transport Systems. Der Weltkongress ist also die weltgrößte Fachmesse für intelligente Verkehrssysteme, die vom 11. bis 15. Oktober 2021 im bis dahin sanierten Congress Center Hamburg (CCH) stattfinden wird. Alle großen Unternehmen der Branche werden dort, in den Messehallen und auf ausgewählten Straßen in der Stadt ihre Produkte präsentieren. Dabei geht es um eine bessere Vernetzung der einzelnen Transportsysteme (Auto, Bus, Bahn und Flugzeug), aber auch um Fortschritte beim autonomen Fahren.

„Hamburg wird in den nächsten Jahren Deutschlands Modellstadt für urbane Mobilitäts- und Logistiklösungen. Der Einsatz von modernsten Technologien und breit gefächertem Know-how wird den Verkehr für die Bürger effizienter, umweltfreundlicher und komfortabler machen“, sagte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), der zusammen mit Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) dafür gekämpft hatte, den Kongress an die Elbe zu holen. Horch war extra zur Verkündung nach Montreal gereist.

S-Bahn nach Bergedorf soll schrittweise automatisiert werden

Im April 2016 hatten die beiden die Bewerbung auf den Weg gebracht. In der Hansestadt laufen seitdem eine Reihe von Planungen, deren Ergebnisse beim Kongress präsentiert werden sollen. Dazu hat der Bürgermeister mit zahlreichen Firmen Vereinbarungen für neue Mobilitätskonzepte geschlossen. So will die Bahn fahrerlose Kleinbusse testen, die nicht im Linienverkehr, aber auf Abruf Fahrgäste von bestimmten Punkten zu Bahnhöfen bringen können.

Zudem soll die S-Bahn nach Bergedorf bis 2021 schrittweise automatisiert werden. Dazu läuft derzeit eine Machbarkeitsstudie, deren Ergebnis bis Jahresende vorliegen soll. Erst danach wird entschieden, ob die Züge voll- oder nur teilautomatisiert fahren. Hamburg will jedenfalls die rechtlichen Genehmigungen besorgen, die für einen Zug ohne Lokführer notwendig sind.

Handelskammer mahnte eine ambitionierte Projektplanung an

Mit Daimler und BMW hat sich Scholz auf den Ausbau und die Elektrifizierung ihrer Car-Sharing-Angebote Car2go sowie DriveNow verständigt. Mit VW wird der Einsatz von Bussen mit Elektroantrieb in Hamburgs Straßennetz getestet. Zudem will das Wolfsburger Unternehmen im Hafen automatisch fahrende Lkw ausprobieren.

Die Handelskammer gratulierte Hamburg zum Bewerbungserfolg, mahnte aber eine ambitionierte Projektplanung an und forderte die Bereitstellung entsprechender finanzieller Mittel durch die Stadt. Der Vorsitzende des Ausschusses für Hafen und Schifffahrt der Handelskammer, Willem van der Schalk, der Horch nach Montreal begleitet hatte, sagte: „Gerade die Logistikwirtschaft ist in einer wachsenden Stadt zwingend auf eine leistungsfähige Infrastruktur angewiesen. Mit dem Impuls durch die Ausrichtung des Kongresses sind große Chancen für eine bessere Mobilität verbunden.“

Der Kongress sei eine große Chance für Hamburg, sich als weltoffener und leistungsstarker Wirtschaftsstandort zu präsentieren, sagte die Vorstandsvorsitzende der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), Angela Titzrath. „Als einer der größten Arbeitgeber in Hamburg ist es unser Anspruch, Motor des digitalen Wandels im Hafen zu sein. Entsprechend wird sich die HHLA in vier Jahren als ein digital-innovativer Knotenpunkt auf der maritimen Seidenstraße auf dem ITS-Kongress präsentieren“, so Titzrath.