Hamburg . Hamburg und Daimler vereinbaren Kooperation. Stadt baut 1150 E-Ladesäulen. Busflotte soll ab 2030 rein elektrisch fahren.

Nun sind alle großen deutschen Autohersteller an Bord. Nach Abkommen mit VW und BMW unterzeichnete Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) am Freitag im Kaisersaal des Rathauses auch mit Daimler ein Kooperationsabkommen. Ziel ist es, die Elektro-Mobilität in der Stadt zu stärken und rasch auszubauen — auch um Luft- und Lärmbelastung für die Bürger zu senken.

In dem „Memorandum of Understanding“ verpflichtet sich Daimler mit der Unterschrift von Finanzvorstand Klaus Entenmann, bis Ende 2019 mindestens die Hälfte der in Hamburg betriebenen Fahrzeuge seines Sharing-Anbieters Car2go auf Elektroantrieb umzustellen. Das entspricht nach aktuellem Stand einer Zahl von mindestens 400 Fahrzeugen, die in zweieinhalb Jahren rein elektrisch betrieben werden sollen. Zugleich sollen die Angebote noch besser in die städtische Plattform switchh integriert werden, über die man auf seinem Weg von A nach B einfach den Verkehrsträger wechseln, also etwa von der U-Bahn aufs Leihrad oder das Auto eines CarSharing-Anbieters umsteigen kann.

Mehr als 1000 Ladestationen für E-Mobile

Zudem sichert Daimler zu, intensiv an E-Bus-Modellen zu arbeiten, um so das Hamburger Ziel zu unterstützen, von 2020 nur noch emissionsfreie Busse anschaffen zu können. Bisher ist noch unklar, ob die Industrie in der Lage sein wird, rechtzeitig und im nötigen Umfang die nötigen Fahrzeuge zur Verfügung zu stellen. In Hamburg betreiben Hochbahn und VHH zusammen rund 1500 Busse. Daimler-Finanzvorstand Klaus Entenmann betonte, sein Unternehmen arbeite „mit Hochdruck“ an dem Vorhaben.

Die Stadt Hamburg sichert in dem Memorandum ihrerseits zu, bis Ende 2019 insgesamt 1150 Ladestationen für E-Mobile zur Verfügung stellen zu lassen, davon 600 öffentliche Ladestationen bis Oktober 2017, 400 weiter bis Ende 2018 und 150 Ladestellen auf switchh-Flächen bis Ende 2019.

„Wir brauchen zukunftsweisende Innovationen und ein kundenorientiertes Angebot an nachhaltigen Mobilitätsdienstleistungen, um die urbane Mobilität von morgen gestalten zu können“, sagte Bürgermeister Scholz vor der Unterzeichnung. „Wenn wir mit den Herausforderungen der Zukunft zurechtkommen wollen, müssen wir den dringend erforderlichen Ausbau der Elektromobilität fördern und die Einführung alternativer Antriebsarten wie Brennstoffzellen unterstützen. Und wir wollen auch sicherstellen, dass die Nutzung ganz unterschiedlicher Verkehrsmittel, von Bus, Fahrrad über E-Carsharing gut funktioniert. Daimler bietet ein umfassendes Know-how, wenn es um Nachhaltigkeit im urbanen Verkehr geht.“

Daimler betont Bedeutung von Carsharing

Daimler-Vorstand Entenmann betonte, dass bereits zehn Millionen Menschen die neuen Mobilitätsdienste des Unternehmens nutzten, etwa Carsharing, die mytaxi-App oder das mobile Bezahlmodell moovel. „Wir sind überzeugt, dass Carsharing beim Durchbruch der Elektromobilität eine entscheidende Rolle spielt“, so Entenmann. „Mit Hamburg haben wir neben Stuttgart, Madrid und Amsterdam einen weiteren starken Partner für die Elektrifizierung urbaner Mobilität.“

Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof (SPD) betonte ebenfalls die Bedeutung des Carsharings. Dieses lasse sich schon daraus ableiten, dass Car2Go bereits rund 150.000 registrierte Nutzer im Großraum Hamburg habe - und dass diese Zahl allein seit 2016 um rund 50.000 angestiegen sei. Auch für die Luftreinhaltung sei der Austausch der Flotten hin zu emissionsfreien oder ärmeren Modellen wesentlich. Anders seien die Grenzwerte kaum einzuhalten. „Wir wollen selbst gestalten und uns den Takt nicht von den Gerichten vorgeben lassen“, so Rieckhof.

Hochbahn-Chef Henrik Falk gab sich optimistisch, was die Umstellung des gesamten Bussystems auf abgasfreie Elektro-Fahrzeuge betrifft. Er gehe davon aus, dass man von 2020 an jedes Jahr 150 Busse austausche, so Falk. Dann würden 2030 auf Hamburger Straßen nur noch elektrisch betriebene Busse von Hochbahn und VHH unterwegs sein.