Tag zwei bei den Streiks der Lufthansa-Piloten: Auch am Donnerstag fallen zahlreiche Flüge von und nach Hamburg aus. Die Lage am Flughafen ist aber sehr ruhig.

Hamburg. Der Pilotenstreik bei der Lufthansa ist in die zweite Runde gegangen. Einem Sonderflugplan zufolge werden am Donnerstag am Hamburger Flughafen in der Folge 110 von 420 Flugverbindungen der Airline sowie ihrer Tochterfirma Germanwings gestrichen. Am Flughafen blieb es dennoch ruhig. Reisende in Hamburg haben sich auf den Streik eingestellt. „Es ist sehr sehr ruhig und überschaubar“, sagte die Sprecherin Karin Stein vom Hamburger Flughafen. Bereits am Mittwoch war das Chaos am Flughafen ausgeblieben.

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Am ersten Streiktag am Mittwoch hatte der Ausfall von 112 Flügen rund 10.000 Passagiere betroffen, die daraufhin umbuchen oder auf alternative Verkehrsmittel ausweichen mussten.

Es ist einer der größten Pilotenstreiks in der Geschichte der Lufthansa. Insgesamt strich die Fluggesellschaft von Mittwoch bis Freitag 3800 Flüge. Der Sonderflugplan kann auch über die Internetseite des Airports erreicht werden.

Lesen Sie hier das Pro und Contra im Hamburger Abendblatt zum Pilotenstreik

Der Lufthansa-Konzernsprecher für Norddeutschland, Wolfgang Weber, sagte, der Pilotenstreik führe trotzdem nicht zum „Chaos“. Alle Reisenden seien frühzeitig über die Änderungen informiert worden. „Bislang ist es sehr viel ruhiger als an einem normalen Betriebstag“, bestätigte Flughafensprecherin Harder. Um Reisenden bei Fragen zu helfen, setzt der Flughafen auch am Donnerstag und Freitag mehr Mitarbeiter ein als sonst.

Am Freitag sollen 70 von 434 Verbindungen ausfallen. Damit bleiben Donnerstag und Freitag insgesamt etwa 19.000 Passagiere auf der Strecke.

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Hier ist die Liste von Germanwings

Viele Reisende tauschten ihre Flugtickets gegen Gutscheine der Deutschen Bahn um. Die Zahl der Fahrgäste, die ab Hamburg den Fernverkehr nutzten, sei höher als üblich, sagte ein Sprecher der Bahn. Schwierigkeiten, das Aufkommen zu bewältigen, gebe es aber nicht. Sonderzüge stünden auf Abruf bereit, mussten aber noch nicht eingesetzt werden. Lufthansa und Germanwings haben für Flugausfälle mit der Deutschen Bahn ein Kooperationsabkommen geschlossen.

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit hatte die Lufthansa-Piloten zu dem dreitägigen Streik aufgerufen. Anlass sind einseitig gekündigte Übergangsrenten, die den Piloten bislang ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Beruf ermöglichten. Offen ist zudem der Tarifvertrag zu den Gehältern, bei dem die Gewerkschaft ein Plus von knapp zehn Prozent verlangt.

Die Piloten gehören im Lufthansa-Konzern zu den Spitzenverdienern. Das Einstiegsgehalt liegt bei 55.000 Euro plus Zulagen, etwa für Mehr-, Wochenend- und Nachtarbeit. Damit kommt ein junger Co-Pilot auf rund 73.000 Euro brutto. Durch die tariflich vereinbarten Gehaltsstufen steigt der Lohn laut Lufthansa durchschnittlich um drei Prozent pro Jahr. Ein Kapitän mit 55 Jahren verdient somit inklusive Zulagen rund 255.000 Euro.

Bei innerdeutschen Flügen, die aufgrund des Streiks ausfallen, dürfen Passagiere die Züge der Deutschen Bahn nutzen. Dafür müssen sie ihr Ticket im Internet oder an einem Check-in-Automaten der Lufthansa in eine Fahrkarte umwandeln. Reicht dafür die Zeit nicht, können Kunden sich ein neues Bahnticket kaufen und es später mit dem bereits gezahlten Flugticket verrechnen lassen.

Bei allen anderen Flügen gilt: Wer sein Ticket online unter Lufthansa.com gekauft hat, kann den Flug kostenfrei stornieren. Wer ein Ticket für einen Flug im Zeitraum 2. bis 4. April besitzt, der nicht ausfällt, kann dieses einmalig kostenlos umbuchen. Wer keinen Zugang zum Internet hat, kann das Service-Center der Lufthansa anrufen: 0800/850 60 70.

Lufthansa hat zudem rund 150.000 personalisierte SMS und E-Mails an registrierte Kunden verschickt. Normalerweile steht Reisenden bei einem Flugausfall oder massiven Verspätungen laut der EU-Fluggastrechteverordnung eine Ausgleichszahlung zu. Das gilt jedoch nach derzeitiger Rechtsprechung nicht, wenn höhere Gewalt vorliegt. Das ist laut Bundesgerichtshof bei Streiks der Fall. Eine Ausnahme: Der Passagier kann nachweisen, dass die Fluggesellschaft nicht alles getan hat, um die Streikfolgen abzumildern.

Passagiere des innerdeutschen Flugverkehrs von Lufthansa und Germanwings können ihr elektronisches Ticket (etix) für die eingetragene Strecke online über die Lufthansa-Internetseite, am Check-in-Automaten oder am Lufthansa-Schalter in einen Reisegutschein (Voucher) für die Deutsche Bahn umwandeln lassen. Für Fluggäste von Germanwings gibt es die Reisegutscheine ausschließlich am Schalter der Fluggesellschaft.

Die Reisegutscheine bei internationalen Verbindungen müssen vor Fahrtantritt in einem DB Reisezentrum oder einer DB Agentur gegen eine Fahrkarte eingetauscht werden. Hier finden Sie die Fahrplaninformationen der Deutschen Bahn.