Die Piloten von Lufthansa und Germanwings legten am Mittwoch die Arbeit nieder, doch die Flugausfälle konnten weitgehend kompensiert werden. Am Donnerstag und Freitag will der Flughafen mehr Personal einsetzen.

Hamburg/Frankfurt/Main. Einer der größten Pilotenstreiks in der Geschichte der Lufthansa hat auch in Hamburg den Luftverkehr eingeschränkt. Am Mittwoch wurden 112 aller 416 An- und Abflüge gestrichen, teilte der Flughafen mit. Rund 12.000 Passagiere mussten demnach wegen der Absagen von Lufthansa und Germanwings umbuchen oder auf andere Verkehrsmittel ausweichen. Die Piloten dieser beiden Airlines legen bis Freitag die Arbeit nieder. Der Sonderflugplan kann auch über die Internetseite des Airports erreicht werden.

„Heute ist ein Erfahrungstag, um zu sehen, wie viele Piloten zum Dienst antreten“, sagte Flughafensprecherin Stefanie Harder am Mittwoch. „Daraus können wir Rückschlüsse für die kommenden beiden Streiktage ziehen.“

Lesen Sie hier das Pro und Contra im Hamburger Abendblatt zum Pilotenstreik

Unter anderem fielen bis 13.00 Uhr alle Lufthansa-Flüge von und nach Frankfurt, München und Düsseldorf aus. Germanwings sagte nach eigenen Angaben 24 von 55 Flügen von Hamburg ab. Die Airline mietete kurzfristig Maschinen und Besatzungen anderer Gesellschaften an, um möglichst viele Flüge anbieten zu können, wie ein Sprecher mitteilte.

Am Donnerstag sollen laut Sonderflugplan in Hamburg 110 von 420 Flügen ausfallen, am Freitag 70 von 434. An beiden Tagen zusammen bleiben etwa 19.000 Passagiere auf der Strecke.

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Hier ist die Liste von Germanwings

Der Lufthansa-Konzernsprecher für Norddeutschland, Wolfgang Weber, sagte, der Pilotenstreik führe trotzdem nicht zum „Chaos“. Alle Reisenden seien frühzeitig über die Änderungen informiert worden. „Bislang ist es sehr viel ruhiger als an einem normalen Betriebstag“, bestätigte Flughafensprecherin Harder. Um Reisenden bei Fragen zu helfen, setzt der Flughafen auch am Donnerstag und Freitag mehr Mitarbeiter ein als sonst.

Die Fluggäste waren uneins über die Auswirkungen des Streiks. „Mal ist es die Flugabfertigung, mal sind es die Piloten. Nach meinem subjektiven Gefühl bricht hier dreimal im Jahr der Flughafen zusammen“, sagte ein Unternehmensberater. Ein anderer Geschäftsreisender äußerte sich hingegen erleichtert: „Ich habe gedacht, der Flug fällt in die Hose oder ich sitze acht Stunden im Zug. Gott sei Dank konnte meine Firma umbuchen.“

Viele Reisende tauschten ihre Flugtickets gegen Gutscheine der Deutschen Bahn um. Die Zahl der Fahrgäste, die ab Hamburg den Fernverkehr nutzten, sei höher als üblich, sagte ein Sprecher der Bahn. Schwierigkeiten, das Aufkommen zu bewältigen, gebe es aber nicht. Sonderzüge stünden auf Abruf bereit, mussten aber noch nicht eingesetzt werden. Lufthansa und Germanwings haben für Flugausfälle mit der Deutschen Bahn ein Kooperationsabkommen geschlossen.

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit hatte die Lufthansa-Piloten zu dem dreitägigen Streik aufgerufen. Anlass sind einseitig gekündigte Übergangsrenten, die den Piloten bislang ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Beruf ermöglichten. Offen ist zudem der Tarifvertrag zu den Gehältern, bei dem die Gewerkschaft ein Plus von knapp zehn Prozent verlangt.

Die Piloten gehören im Lufthansa-Konzern zu den Spitzenverdienern. Das Einstiegsgehalt liegt bei 55.000 Euro plus Zulagen, etwa für Mehr-, Wochenend- und Nachtarbeit. Damit kommt ein junger Co-Pilot auf rund 73.000 Euro brutto. Durch die tariflich vereinbarten Gehaltsstufen steigt der Lohn laut Lufthansa durchschnittlich um drei Prozent pro Jahr. Ein Kapitän mit 55 Jahren verdient somit inklusive Zulagen rund 255.000 Euro.

Bei innerdeutschen Flügen, die aufgrund des Streiks ausfallen, dürfen Passagiere die Züge der Deutschen Bahn nutzen. Dafür müssen sie ihr Ticket im Internet oder an einem Check-in-Automaten der Lufthansa in eine Fahrkarte umwandeln. Reicht dafür die Zeit nicht, können Kunden sich ein neues Bahnticket kaufen und es später mit dem bereits gezahlten Flugticket verrechnen lassen.

Bei allen anderen Flügen gilt: Wer sein Ticket online unter Lufthansa.com gekauft hat, kann den Flug kostenfrei stornieren. Wer ein Ticket für einen Flug im Zeitraum 2. bis 4. April besitzt, der nicht ausfällt, kann dieses einmalig kostenlos umbuchen. Wer keinen Zugang zum Internet hat, kann das Service-Center der Lufthansa anrufen: 0800/850 60 70.

Lufthansa hat zudem rund 150.000 personalisierte SMS und E-Mails an registrierte Kunden verschickt. Normalerweile steht Reisenden bei einem Flugausfall oder massiven Verspätungen laut der EU-Fluggastrechteverordnung eine Ausgleichszahlung zu. Das gilt jedoch nach derzeitiger Rechtsprechung nicht, wenn höhere Gewalt vorliegt. Das ist laut Bundesgerichtshof bei Streiks der Fall. Eine Ausnahme: Der Passagier kann nachweisen, dass die Fluggesellschaft nicht alles getan hat, um die Streikfolgen abzumildern.

Passagiere des innerdeutschen Flugverkehrs von Lufthansa und Germanwings können ihr elektronisches Ticket (etix) für die eingetragene Strecke online über die Lufthansa-Internetseite, am Check-in-Automaten oder am Lufthansa-Schalter in einen Reisegutschein (Voucher) für die Deutsche Bahn umwandeln lassen. Für Fluggäste von Germanwings gibt es die Reisegutscheine ausschließlich am Schalter der Fluggesellschaft.

Die Reisegutscheine bei internationalen Verbindungen müssen vor Fahrtantritt in einem DB Reisezentrum oder einer DB Agentur gegen eine Fahrkarte eingetauscht werden. Hier finden Sie die Fahrplaninformationen der Deutschen Bahn.