Es sind nur wenige Kilometer Luftlinie. Doch die Neue Flora und die Hamburgische Staatsoper trennten Welten. Phil Collins statt Wagner, Pop statt Pathos. Die Premierengäste beider Häuser hatten sich für das ein oder andere entschieden – und natürlich auch gegen das Kontrastprogramm Fußball, der zeitgleich ins Stadion bat.

Es sind nur wenige Kilometer Luftlinie. Doch die Neue Flora und die Hamburgische Staatsoper trennen Welten. Phil Collins statt Wagner, Pop statt Pathos. Die Premierengäste beider Häuser hatten sich für das ein oder andere entschieden und gegen das Kontrastprogramm Fußball, der zeitgleich ins Stadion bat. Superstar Phil Collins, der gestern sein "Baby", das Musical "Tarzan", mit der Deutschlandpremiere auf die Bühne der Neuen Flora brachte, hätte als Privatperson einen klaren Favoriten gehabt: "Ich wäre definitiv zum Fußball gegangen," sagte der ehemalige "Genesis"-Frontmann gestern bei seiner Ankunft im Theater zum Abendblatt.

Doch für "Tarzan" ließ er es sich nicht nehmen, die Premiere mit Anton Zetterholm (Tarzan) und Elisabeth Hübert (Jane) persönlich zu verfolgen. Trotz starker Erkältung. "Ich habe 15 Jahre daran gearbeitet, die Musik ist vielleicht die beste, die ich jemals geschrieben habe", sagte er. "Ich habe als Kind Tarzan nicht viel Beachtung geschenkt. Ich fand Superman toller." Auf seine erste Begegnung mit dem britischen Musiker freute sich besonders ein großer, deutscher Entertainer. Udo Jürgens und Phil Collins trafen sich in der Pause im "Stage Club". Jürgens hatte allerdings seinem Komponistenkollegen eines voraus: Sein Musical "Ich war noch niemals in New York" läuft seit fast einem Jahr im Operettenhaus. "Ich sehe ihn nicht als Konkurrenten. Es ist doch gut für Hamburg als Musicalhauptstadt, dass sie ein weiteres Highlight dazu bekommt."

Eine schaute bei der Premiere genau hin. Magdalena Brzeska, 26-malige Deutsche Meisterin der Rhythmischen Sportgymnastik, achtete besonders auf die perfekte Körperhaltung und akrobatische Leistung der Darsteller. Selbst würde sie sich jedoch nicht an die Liane trauen. Der Grund: Höhenangst. Eine Aversion, die Schauspielerin Eva Habermann teilt. "Aber Tarzan ist ein Typ Mann, der mir durchaus gefallen würde", schwärmte sie. Auch Dana Schweiger freute sich über den trainierten Oberkörper des männlichen Hauptdarstellers. "Den würde ich nicht rausschmeißen", sagte die vierfache Mutter, die mit ihren Töchtern Emma und Lilli zur Premiere kam. Michael Kunze hatte das Musical bereits in New York gesehen, fand aber die deutsche Version "wesentlich besser als am Broadway".

Begeistert zeigte sich neben Hugo Egon Balder und Ex-"Buddy Holly"-Darsteller Fabian Harloff die Moderatorin Kim Fisher. "Ich bin tief beeindruckt, sitze zufällig neben der Mutter des Hauptdarstellers. Die war wahnsinnig aufgeregt und hat am ganzen Leib gezittert." Übrigens: Für einen Gast stand von Anfang an fest, welche Premiere er sehen wollte. Medienunternehmer Frank Otto sagte: "Ich musste mich nicht entscheiden. ‚Tarzan’ wollte ich unbedingt sehen."