86 Arbeitnehmer sind betroffen, es wird als positives Signal gewertet, dass es weitergeht. Forderungen von halber Millarde an die Werften.
Stralsund. Fünf Zulieferfirmen der P+S-Werften haben in den vergangenen Tagen bei der Arbeitsagentur in Stralsund Kurzarbeit angemeldet. Betroffen seien 86 Arbeitnehmer, sagte der Agenturchef Jürgen Radloff. Zwei weitere Firmen kündigten zudem für 50 Arbeitnehmer Entlassungen an. „Wir hoffen, dass sich die Werfttore nicht schließen und damit drastische Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt vermieden werden können“, sagte Radloff. Bislang habe es auf der Werft keine Entlassungen gegeben.
Dass Zulieferfirmen Kurzarbeit beantragen und nicht entlassen, wertete Radloff als positives Signal. Die Unternehmen rechnen offenbar mit einer Weiterführung ihrer Aufträge und Beschäftigungsmöglichkeiten bei anderen Auftraggebern, sagte Radloff. „Diese Unternehmen möchten ihre Fachkräfte im Unternehmen halten.“
Die rund 1800 Mitarbeiter der P+S-Werften erhalten bereits für den Monat August Insolvenzgeld, das in Höhe des Nettolohns für drei Monate gezahlt werde. Es wird angestrebt, das Insolvenzgeld sobald als möglich an die Beschäftigten auszuzahlen, sagte Radloff. Einen genauen Auszahlungstermin nannte er nicht.
Die Werften sehen sich mit Forderungen von mehr als einer halben Milliarde Euro konfrontiert. Im Insolvenzantrag werden allein für die Gruppe der Großgläubiger Forderungen in Höhe von 511 Millionen Euro benannt, wie der Sprecher des Amtsgerichtes Dirk Simon am Donnerstag sagte. Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde am Donnerstag Berthold Brinkmann eingesetzt.
Aufgelistet sind laut Amtsgericht Forderungen des Großgläubigers Nord LB in Höhe von 326 Millionen Euro, der VHV-Allgemeine Versicherung und der QBE Insurance Europe von insgesamt 115 Millionen Euro und des Landesförderinstituts von 70 Millionen Euro. Hinzu dürften weitere Millionen-Forderungen aus der Gruppe der Kleingläubiger kommen, zu denen auch die vielen Zulieferer gehören.
Das Amtsgericht Stralsund hat am Donnerstag das vorläufige Insolvenzverfahren für die P+S-Werften in Stralsund und Wolgast eröffnet. Mit dem Hamburger Brinkmann wurde ein erfahrener Mann als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt. Brinkmann leitete bereits die Insolvenzverfahren bei der Hamburger Sietas-Werft und den Rostocker Wadan-Werften.
Dem von Werftenmanager Rüdiger Fuchs am Mittwoch ebenfalls eingereichten Antrag auf Eigenverwaltung wurde zunächst nicht stattgegeben, sagte Simon. Der Antrag sei aber „ausdrücklich nicht abgewiesen“ worden. Der vorläufige Insolvenzverwalter solle zunächst prüfen, ob die Eigenverwaltung den Gläubigerinteressen entgegenstehe. Das Amtsgericht erwartet innerhalb einer Frist von zwei Monaten einen Zwischenbericht des vorläufigen Insolvenzverwalters.
Fuchs, der seit Anfang August die angeschlagenen P+S-Werften leitet, hatte sein Verbleib in Stralsund von der Entscheidung des Gerichtes abhängig gemacht. Er hatte am Mittwoch den Insolvenzantrag für die Werften eingereicht, nachdem eine außergerichtliche Lösung mit Kunden und Lieferanten gescheitert war.
Die Arbeit auf den Werften in Wolgast und Stralsund sollten auch am Donnerstag normal fortgesetzt werden. Land und Bund hatten die Auszahlung der im Mai bewilligten staatlichen Rettungsbeihilfen für die Schiffbaubetriebe gestoppt, nachdem deutlich geworden war, dass die Werftensanierung teurer wird und die 152,4 Millionen Euro Staatshilfe nur bis Jahresende reichen.