Sture, unflexible Bürokraten, die unverständliches Behördendeutsch sprechen und zu hohe Gebühren erheben - das sind Beamte. Glaubt jedenfalls ein...

Sture, unflexible Bürokraten, die unverständliches Behördendeutsch sprechen und zu hohe Gebühren erheben - das sind Beamte. Glaubt jedenfalls ein Großteil der Hamburger, wie eine Umfrage des Psephos-Instituts im Auftrag des Hamburger Abendblatts ergab. 72 Prozent der Befragten fällt sofort der Begriff "bürokratisch" ein, wenn sie die Behörden beurteilen sollen. Fast jeder zweite Hanseat hält Beamte für eher umständlich und klagt über die Gebühren, die bei vielen Anliegen fällig werden.

Gleichzeitig gibt es jedoch auch noch ein ganz anderes Beamten-Bild: 59 Prozent der Befragten loben die gründliche Arbeit in den Amtsstuben, 58 Prozent schätzen die Arbeit der Behörden als korrekt und ordnungsgemäß ein. 59 Prozent fühlen sich bei ihren Behördengängen freundlich beraten, und 58 Prozent der Befragten halten die Mitarbeiter in den Behörden für sehr kompetent. Außerordentlich gut schneidet die Hamburger Polizei ab: 90 Prozent nehmen die Beamten in Uniform als sehr hilfsbereit und überwiegend bürgernah wahr. An anderen Behörden wird dagegen eher Kritik geübt. Insgesamt ergibt sich für alle Hamburger Behörden - von der Arbeitsagentur über die Kfz-Zulassungsstelle bis hin zur Familienbehörde - die Durchschnittsnote 2,8. Während die über 65 Jahre alten Hamburger eher wohlwollend die Gesamtnote 2,5 vergeben, errechnet sich aus den Aussagen der 35- bis 49-Jährigen eine glatte 3,0.

Überhaupt führt eine detaillierte Auswertung der repräsentativen Umfrage, für die 1066 erwachsene Hamburger nach dem Zufallsverfahren ausgewählt und befragt worden sind, zu überraschenden Ergebnissen. Während 62 Prozent der 18- bis 34-Jährigen die Arbeit der Behörden als überwiegend gründlich bewerten, teilen gerade einmal 49 Prozent der über 65-Jährigen diese Meinung. Zudem spielt es offensichtlich eine erhebliche Rolle, ob die Befragten Kinder haben: 80 Prozent der Eltern von Kleinkindern lobten die Gründlichkeit der Beamten, bei Müttern und Vätern von schulpflichtigen Kindern beurteilten noch 74 Prozent die Arbeit der Behörden als überwiegend gründlich. Zum Vergleich: Von den Befragten ohne Kinder gaben dies nur 56 Prozent an.

Frauen scheinen die Behörden zuweilen etwas kritischer zu beurteilen als Männer: 62 Prozent der Männer empfanden bei ihren Behördengängen die zuständigen Beamten als überwiegend freundlich, von den weiblichen Befragten gaben das 56 Prozent an. Während 42 Prozent der Männer meinen, dass sich das Auftreten der Behördenmitarbeiter gegenüber den Bürgern meist verbessert habe, waren nur 38 Prozent der Frauen davon überzeugt. In einer anderen Frage stimmten beide Geschlechtergruppen nahezu überein: Fast jeder zweite Hamburger findet, dass die Beamten Kunden in der Regel nicht als Bittsteller behandeln, sondern guten Service leisten.

Diesen leistet auch der Internet-Auftritt der Behörden, sagen 64 Prozent der Befragten. Während 56 Prozent der 18- bis 34-Jährigen das Online-Angebot als eher übersichtlich und verständlich einstufen, kreuzten bei den Rentnern sogar 61 Prozent der Befragten diese Kategorie an. Allerdings nehmen höchstens knapp 15 Prozent per E-Mail Kontakt zu den Behörden auf, per Brief melden sich - je nach Behörde - maximal 30 Prozent, telefonisch bis zu 35 Prozent. Die Mehrheit nimmt den Begriff "Behördengang" wörtlich und sucht das zuständige Amt persönlich auf.

Das Image der Beamten - es ist in mancher Hinsicht offenbar besser als oft beschrieben, hat diese Psephos-Umfrage ergeben. Träumen insgeheim viele Hamburger von einer Beamtenlaufbahn? Wohl eher nicht. 52 Prozent würden ihren bisherigen Job keinesfalls mit dem Beamtenberuf eintauschen wollen. 15 Prozent würden sich gern auf den Rollentausch einlassen, 23 Prozent zumindest in manchen Momenten. Angestellte könnten sich eher vorstellen als Beamter zu arbeiten, während sich Selbstständige mit der Vorstellung gar nicht anfreunden können: 81 Prozent von ihnen gaben an, unter keinen Umständen in den Beamtenberuf wechseln zu wollen. Zu fest verankert ist vielleicht noch das Bild vom sturen, unflexiblen Bürokraten, der Dienst nach Vorschrift macht, sich unverständlich ausdrückt und zu hohe Gebühren erhebt.