Barrikaden, Feuer, Molotowcocktails - doch im Vergleich zu vergangenen Jahren gab es laut Polizei wenig Gewalt.
Wie bereits in den vergangenen Jahren ist es am Vorabend des1. Mai zu Ausschreitungen im Schanzenviertel gekommen. Den knapp 100 zumeist "gewaltorientierten Jugendlichen" standen etwa 800 Polizisten gegenüber. Drei Beamte wurden leicht verletzt, drei Randalierer festgenommen. Mehrere Personen kamen in Gewahrsam. Die Polizei stellte Molotowcocktails sicher.
Bereits eine halbe Stunde vor Mitternacht begann es am Donnerstag zu brodeln: Aus dem Block schwarz gekleideter, vermummter Gestalten vor der Roten Flora am Schulterblatt flogen Silvesterraketen, Böller und Flaschen auf Zivilpolizisten, die sich in der Masse von Protestierern und Nachtschwärmern um Aufklärung bemühten. Ein Beamter wurde dabei von einer Flasche am Kopf verletzt und musste von einem Kollegen in Sicherheit gebracht werden.
Etwa eine Stunde später wurden die ersten Barrikaden auf dem Schulterblatt errichtet: Bauzäune, brennende Papierkörbe, Müllhaufen. Die Scheiben einer Sparkasse gingen zu Bruch, als sie mit großen Steinen beworfen wurden. 300 Polizisten räumten daraufhin die Schanzenstraße, die an der Budapester und der Altonaer Straße wartenden Wasserwerfer kamen jedoch nicht zum Einsatz. Noch bis 3.30 Uhr registrierte die Polizei "vereinzelte Randalen" - das typische Katz-und-Maus-Spiel zwischen Polizisten und linken Randalierern -, bis im Schanzenviertel wieder Ruhe einkehrte. Bereits am frühen Donnerstagabend hatten knapp 540 Personen, darunter auch 150 Autonome, unter dem Motto "Kapitalismus abschaffen" demonstriert. Der Protestmarsch zog ab 17 Uhr vom Hein-Köllisch-Platz über die Reeperbahn durch St. Pauli bis zum Bahnhof Sternschanze. Er wurde von einem massiven Polizeiaufgebot begleitet. Die Demonstration, die kurz nach 20 Uhr beendet wurde, blieb jedoch weitgehend friedlich.
Insgesamt waren die Ausschreitungen im Vergleich zu den vergangenen Jahren weniger gewalttätig: Für eine Nacht auf den 1. Mai sei es "ruhig" gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Die Zwischenfälle seien nicht mit den schweren Ausschreitungen vor einem Jahr zu vergleichen, als in Barmbek Anhänger der rechten und linken Szene aufeinandertrafen. Damals wurden 26 Polizisten verletzt und 52 Protestierer festgenommen.
Jetzt versammelten sich am Abend des 1. Mai fast 200 Anhänger der linken Szene gegen 18 Uhr vor der Roten Flora. Sie zogen sich zunächst in Parks und Restaurants zurück. Später kam es immer wieder zu Zwischenfällen: Böller wurden gezündet, Flaschen geworfen und Bauzäune auf die Straße geschoben. Gegen 22 Uhr eskalierte die Situation vor der Roten Flora. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Schlagstöcke gegen 300 Randalierer ein und sperrte das Schulterblatt. Mehrere Menschen wurden in Gewahrsam genommen.