Handelskammer denkt an Sommerspiele 2028. Die Politik reagiert zurückhaltend, aber im Grundsatz positiv auf die Initiative der Kammer.
Hamburg. Die Wirtschaft wirbt für einen neuen Anlauf. Die Handelskammer Hamburg hat vom Senat eine erneute Kandidatur für die Ausrichtung Olympischer Sommerspiele gefordert. "Wenn nicht wir, die zweitgrößte Stadt der viertgrößten Volkswirtschaft der Welt - wer sonst?", sagte Präses Frank Horch. Angestrebt wird eine Bewerbung für die Jahre 2024, 2028 oder 2032. In den nächsten zehn Jahren müsse es dafür die entsprechenden Vorbereitungen geben, so die Kammer. 2003 war die letzte Bewerbung der Hansestadt um das größte Fest des Sports auf nationaler Ebene an Leipzig gescheitert. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) vergab später die Spiele für das Jahr 2012 an London.
"Als Stadt mit einer sportbegeisterten und sportaktiven Bevölkerung kann es langfristig nur das Ziel geben, Olympische Spiele in Hamburg auszurichten", sagte Horch. "Ohne großes Ziel ist jeder Weg beliebig." Anlass des Olympia-Vorstoßes war die Präsentation des "Standpunktes Sport" der Kammer. In einer umfangreichen Studie legte die Vertretung von rund 160 000 Hamburger Unternehmen die Bedeutung des Sports für die lokale Wirtschaft und die Stadt dar. "Der Sport ist kein weicher, sondern längst ein harter Standortfaktor", sagte Hans-Jörg Schmidt-Trenz, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer. Die Ausrichtung Olympischer Spiele hätte "einen Sprung in der Standortattraktivität und in der wirtschaftlichen Entwicklung der ganzen Region zur Folge, der über Jahrzehnte trägt". Zudem, das habe Hamburgs Bewerbung 2002 gezeigt, würden Genehmigungsverfahren zur Verbesserung der Infrastruktur wesentlich beschleunigt.
Die Politik reagierte zurückhaltend, aber im Grundsatz positiv auf die Initiative der Kammer. Der Sprecher der zuständigen Innenbehörde, Ralf Kunz, sagte, Hamburg werde zunächst Münchens Kandidatur für die Winterspiele 2018 unterstützen. "Eine eigene Olympiabewerbung ist für uns eine Vision für die Zeit danach, der wir aufgeschlossen gegenüberstehen." Innen- und Sportsenator Heino Vahldieck (CDU) sagte dem Abendblatt, aus seiner Sicht sei es für eine Positionierung zur Olympiafrage noch zu früh. Man dürfe den dritten Schritt nicht vor dem ersten tun.
Zunächst sollen kleinere Veranstaltungen wie Junioren-Weltmeisterschaften (sicher ist schon die Ruder-Junioren-WM 2014) in die Stadt geholt werden - das will auch die Handelskammer unter dem Motto "Wir machen uns fit für Olympia". Wenn sich Hamburg dabei bewähre, so die Innenbehörde, könne man über eine weitere Olympiabewerbung sprechen. "Das ist aber alles auch eine Frage des Geldes." Horst Becker, sportpolitischer Sprecher der GAL-Fraktion, warnt ebenfalls vor einer zu frühen Kampagne. Wenn aber München die Winterspiele nicht erhalte, sei eine Kandidatur für 2028 denkbar. Grundsätzlich sei Olympia gut für die Entwicklung der Stadt.
Nach Rechnung der Handelskammer kann sich die Anstrengung lohnen. Schon jetzt arbeiten in Hamburg 15 600 Menschen direkt in der Sportwirtschaft. Sie trägt etwa 1,2 Milliarden Euro zur Hamburger Wertschöpfung bei - das sind 1,6 Prozent -, ebenso viel wie das Verlags- und Rundfunkwesen und etwas mehr als der Maschinenbau.