Wenn Thomas Bach (53), Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), in diesen Wochen öffentlich auftritt, kommt der promovierte Wirtschaftsanwalt aus Tauberbischofsheim an einem Thema nie vorbei, das er am liebsten rhetorisch umschiffen würde: eine deutsche Bewerbung für Olympische Spiele. Berlin, Hamburg und München (Winterspiele) wollen sie - Bach will sie nicht, zumindest nicht jetzt. Beim wirtschaftspolitischen Frühstück gestern in der Berliner Industrie- und Handelskammer bewertete Deutschlands oberster Sportfunktionär, zugleich Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), die deutschen Olympia-Chancen derart skeptisch, dass der Korrespondent der Berliner Morgenpost schockiert folgerte: Die Hoffnungen für Olympia in Berlin haben einen schweren Dämpfer erlitten. Dasselbe gelte dann logischerweise auch für Hamburg.
Bachs Position, und er hat beim DOSB das Sagen, ist bekannt, er hatte sie in einem Interview mit dem Abendblatt bereits geäußert: Eine deutsche Olympiabewerbung, die viel (Steuer-)Geld koste, müsse realistische Aussichten auf Erfolg haben, sonst hat sie keinen Sinn. Und in den nächsten zehn Jahren, das schwang in seinen Worten mit, hat sie aus seiner Sicht nun mal wenig Sinn. Die Sommerspiele 2016 etwa, die Hamburg ausrichten möchte, würden nach dem Zuschlag für London 2012 mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in Europa ausgetragen. Madrid und Prag treten trotzdem an. Auch für 2020, 2024 und 2028 - Hamburg steht für diese Kandidaturen ebenfalls bereit - sieht Bach Nord-, Südamerika, Afrika oder Asien geostrategisch im Vorteil. Eine formale Entscheidung, ob, wann und wofür sich der DOSB beim IOC bewirbt, fällt frühestens Ende Juli. Die Anmeldefrist für die Sommerspiele 2016, über die das IOC Mitte 2009 beschließt, endet im September. Bach will die Vergabe der Winterspiele 2014 auf der IOC-Session vom 4. bis 7. Juli in Guatemala City abwarten. Sollte Salzburg siegen, wären Winterspiele 2018 in München illusorisch, andernfalls eine ernsthafte Option. Dann könnten Hamburg und Berlin ihre Ambitionen auf Jahrzehnte vergessen.
Hamburgs sportpolitische Anstrengungen sind jedoch längst nicht mehr auf Olympische Sommerspiele fokussiert. Bei einem Treffen in der DOSB-Zentrale in Frankfurt/Main loteten Vertreter der Stadt vor Kurzem aus, in welchen Sportarten Hamburg attraktive Welt- oder Europameisterschaften ausrichten könnte. Als fast sicher gilt: Hamburg wird sich um die Universiade 2013 bewerben. Das sind die Olympischen Spiele der Studenten - und gegen die hätte Bach nichts einzuwenden.