Wolfgang Maennig, 50, ist Professor für Wirtschaftspolitik an der Uni Hamburg. 1988 holte er Olympiagold im Rudern.

Hamburger Abendblatt:

1. Die Handelskammer empfiehlt der Stadt, sich erneut um Olympische Spiele zu bewerben. Eine gute Idee?

Wolfgang Maennig:

Grundsätzlich ja - und gut, dass wir die Handelskammer haben. Es wäre schön, wenn solche Ideen auch aus dem Sport kämen. Allerdings halte ich den Zeitpunkt der Diskussion für problematisch. Deutschland hat mit München für die Winterspiele 2018 eine aussichtsreiche Bewerbung laufen. Parallele Bewerbungsfantasien könnten zu dem Eindruck führen, Deutschland stünde nicht geschlossen hinter München.

2. Welchen ökonomischen Nutzen dürfte man von einer erfolgreichen Kandidatur erwarten?

Maennig:

Man sollte keine kurzfristigen Einkommens- und Beschäftigungseffekte erwarten. Zu den langfristigen Wachstumseffekten, zum Beispiel auf den Tourismus, gibt es kaum Untersuchungen. Es gibt aber zwei Arten von positiven Effekten. Erstens: Happiness, der Erlebnisnutzen für die Einheimischen. Zweitens: Awareness und verbessertes Image des Austragungsortes im Ausland. Was das in Geld wert ist, ist schwer zu beziffern.

3. Das IOC scheint für Sommerspiele nur noch auf Weltmetropolen zu setzen. Ist Olympia für Hamburg eine Nummer zu groß?

Maennig:

Danach sieht es derzeit in der Tat aus. Aber die olympische Familie ist in einem permanenten Lernprozess. Peking 2008 war nach meinem Empfinden viel zu groß, die Spiele haben sich in der Stadt verloren. Auch in Athen 2004 fehlte das Flair. Die atmosphärisch besten Spiele, die ich erleben durfte, waren Barcelona 1992, weil sich dort alles in der Innenstadt konzentrierte. Möglich, dass man im IOC umdenkt und von den Megastädten wieder abrückt.

4. Welche Lehren sind aus dem Scheitern in der nationalen Ausscheidung 2003 zu ziehen?

Maennig:

Es gab bei der Kampagne Pannen, die nicht hätten passieren dürfen. Der Streit mit Düsseldorf, den Henning Voscherau vom Zaun gebrochen hat, war ein großer Fehler. Die filmische Präsentation war einer Medienstadt wie Hamburg unwürdig, zudem hat man den emotionalen Aspekt bei der Präsentation unterschätzt.

5. Was hat die Bewerbung für 2012 dem Sport der Stadt gebracht?

Maennig:

Die Kommunikation in der Verwaltung hat sich verbessert. Viele Dinge wurden plötzlich möglich. Die Leichtathletikhalle wäre ohne die Bewerbung wohl nicht gebaut worden. National war Hamburg deutlich stärker im Gespräch als sonst, allerdings nicht immer nur positiv. Sicher ist, dass eine gut gemachte Bewerbung auch im Fall eines Scheiterns positive Effekte haben kann.