Am Sonnabend feierte Hamburg das Alstervergnügen, Straßenfeste und Oldtimerrennen. In der Schanze kam es in der Nacht zum Sonntag zu Krawallen. Doch die Polizei trat massiv auf. Mehrere Menschen wurden festgenommen.
Hamburg. Bei Ausschreitungen nach dem Hamburger Schanzenfest sind am Sonnabend 14 Menschen festgenommen und zwei Polizisten leicht verletzt worden. Die diesjährigen Krawalle hätten begonnen, als 200 bis 300 Randalierer am späten Abend Polizisten mit Flaschen und Feuerwerkskörpern bewarfen, sagte eine Polizeisprecherin. Auch ein Molotowcocktail sei geschmissen worden. Etwa zeitgleich waren die Scheiben eines Supermarkts eingeschlagen worden. Eine Bankfiliale wurde mit Steinen attackiert, hielt aber stand. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein und räumte ganze Straßenzüge.
Zudem war der S-Bahn-Verkehr zwischen den Haltestellen Dammtor und Sternschanze zeitweise eingestellt und der Bahnhof Sternschanze geschlossen worden. Anlass hierfür seien einzelne Randalierer gewesen, die auf Eisenbahnbrücken geklettert waren, um von dort Polizisten anzugreifen, sagte ein Sprecher der Bundespolizei.
Gegen Mitternacht hatte sich die Situation im Schanzenviertel vorerst wieder beruhigt. Das Schanzenfest selbst verlief tagsüber problemlos. „Es ist alles friedlich“, berichtete ein Polizeisprecher. Auch in der Vergangenheit war es erst nach den jeweiligen Straßenfesten zu nächtlichen Ausschreitungen gekommen. Dabei hatten sich zuletzt im Juli und vor einem Jahr Autonome und gewaltbereite Jugendliche heftige Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Zahlreiche Menschen wurden dabei verletzt.
In der Schanze brannten die ersten Feuer vor der Haspa an der Kreuzung Schulterblatt/Susannenstraße. Auch Knallkörper wurden gezündet. Die Einsatzkräfte versammelten sich gegen 22.45 Uhr am Pferdemarkt unweit des Polizeikommissariats 16 an der Lerchenstraße. Kurz vor 23 Uhr begann dann die Auseinandersetzung. Mehrere hundert Randalierer bewarfen Polizisten mit Flaschen und Feuerwerkskörpern, sagte eine Polizeisprecherin. Nach der anfänglichen Zurückhaltung rückte die Polizei mit mehreren Einheiten vor.
Um 23.12 Uhr erreichten die Einheiten die Kreuzung am Schulterblatt. In der Lippmannstraße brannte ein Sofa. Zudem wurden Barrikaden aufgebaut und die Scheiben einer Bankfiliale mit Steinen eingeschlagen. Die Polizei ging mit einem Wasserwerfer gegen die Randalierer vor und sperrte ganze Straßenzüge ab. Jede Zufahrtsstraße zum Kern des Viertels wurde von einem Wasserwerfer gesichert. Die Krawallmacher bleiben außen vor.
Tausende feiern beim Schanzenfest und Alstervergnügen
Das Schanzenfest lockte auch in diesem Jahr viele Besucher in die Gegend um das Schulterblatt und die Schanzenstraße. Bei strahlendem Sonnenschein feierten die Bewohner und Besucher am Sonnabend ein friedliches Fest mit einem großen Flohmarkt, kulinarischen Leckereien, kreativen Straßenkünstlern und alternativer Musik. Die Hamburger Polizei hat sich auf Krawalle nach dem Schanzenfest eingestellt. Mehrere Tausend Polizisten - davon mehr als 2000 aus anderen Bundesländern und von der Bundespolizei - sollten in der Hansestadt für Sicherheit sorgen. „Wir sind gut vorbereitet“, sagte Polizeisprecher Mirko Streiber. Zuvor waren bereits unter anderem Platzverbote an polizeibekannte Randalierer erteilt worden.
Das Schanzenfest selbst verlief tagsüber problemlos. „Es ist alles friedlich“, berichtete ein Polizeisprecher am Nachmittag. Zu den Problemen war es in der Vergangenheit auch immer erst nach den jeweiligen Straßenfesten gekommen. Dabei hatten sich zuletzt im Juli und vor einem Jahr Autonome und gewaltbereite Jugendliche heftige Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Zahlreiche Menschen wurden dabei verletzt.
Neben dem Schanzenfest feiert Hamburg am Wochenende vor allem beim Alstervergnügen. Dabei zeigt sich die Stadt anders als unterkühlt, verregnet und nass. Von wegen, das Alstervergnügen ist nur etwas für Leute, die gerne und viel Alkohol trinken. Eleni Tsavousis ist australisches Model und mit Kollegin Bree Warren an der Alster unterwegs. Gemeinsam mit dem Hamburger Modelfotografen Marco Trunz flanieren die drei "just for fun", wie sie auf Englisch sagen, also nur zum Spaß, über das Alstervergnügen. Vielleicht werden sie an der Rasputin-Bar stehen bleiben. Dort kellnert Vova, der Kosake. Er ist mit seinem Papacha auf dem Kopf und dem wuschligen Vollbart unübersehbar.
"Den Papacha würde ich dieser Tage aber nicht empfehlen, ich schwitze sehr darunter", sagt Vova. Die Kopfbedeckung aus Lammfell gehört zur Uniform der Kuban-Kosaken. Kuban liegt im Süden Russlands, wo Vova lange Zeit gelebt hat. Wenn er nicht als Dolmetscher in Berlin oder Leipzig arbeitet, verkauft er in seiner mobilen Bar auf Straßenfesten russische Cocktails und Feinschmecker-Wodka mit Schwarzbrot und Sprotten. In diesem Jahr zum ersten Mal auf dem Alstervergnügen.
Mittlerweile zum 35. Mal steigt noch bis Sonntag rund um die Binnenalster das Alstervergnügen mit 300 Ständen, fünf Bühnen und 180 Künstlern. Ein Höhepunkt ist das Feuerwerk am Sonnabend um 22 Uhr. Sportlich wird es am Sonnabend, wenn die besten Wakeboarder Deutschlands ab zwölf Uhr in der Nähe des Hotels Vier Jahreszeiten zu einem Wettkampf antreten. Der Veranstalter erwartet 600 000 Besucher. Das Alstervergnügen ist am Sonnabend von 10 bis 24 Uhr geöffnet, am Sonntag von 12 bis 23 Uhr.
Auf Hochglanz polierte Oldtimer, historische Rennwagen und Motorräder werden am Wochenende beim 9. Hamburger Stadtpark-Revival an der Saarlandstraße starten. Die 330 Teilnehmerplätze für das zweitägige PS-Spektakel sind schon seit Monaten vergeben. Der Start für den 1,7 Kilometer langen Revival-Rundkurs ist an der Saarlandstraße. Etwa 25 000 Besucher erwartet Veranstalter Uwe Quentmeier. Die werden viele prominente Schauspieler in Oldtimern entdecken, zum Beispiel Tatort-Kommissar Klaus J. Behrendt und die Schauspieler Max Herbrechter und Bruno Eyron. In einem Porsche 550 A Spyder wird Oldtimerfan Michael Mendl an den Start gehen: "Das wird ein perfektes Wochenende. Ich bin ein leidenschaftlicher Oldtimerfahrer und genieße es immer wieder, in Hamburg zu sein", sagt der Schauspieler, der demnächst als Vater von Til Schweiger in "Männerherzen 2" vor der Kamera steht. Das Veranstaltungsgelände an der Saarlandstraße/Südring hat am Sonnabend und Sonntag jeweils von 8.30 bis 19 Uhr geöffnet. Eine reguläre Tageskarte kostet 12 Euro für einen Erwachsenen inklusive bis zu drei Kindern unter 16 Jahren.
Das Alstervergnügen wird eine Nummer kleiner
Eine Premiere ist das "Stamp"-Festival am Wochenende in Altona. Straßenkünstler werden rund um die Große Bergstraße mächtig Halligalli machen. "Stamp" steht für "Street Art Melting Pot", auf Deutsch heißt das so viel wie: Schmelztiegel der Straßenkünstler. Das Ganze soll an die Altonale Spaßparade anknüpfen, und die war ja immer sehr international, bunt und laut.
500.000 feierten das Alstervergnügen 2009
Die Macher des "Stamp"-Festivals versprechen Straßenkunst auf höchstem Niveau, Weltklasse-Kostümdesigner und Choreographen. Die Straßenkünstler sind am Sonnabend von 14 bis 23 Uhr am Start, Sonntag von 11 bis 20 Uhr. Höhepunkte sind die "Nightparade" mit Feuerspektakel am Sonnabend ab 20 Uhr und die "Stamp"-Parade am Sonntag ab 12 Uhr. Der Festival-Eintritt ist frei.
Das größte reisende Mittelalter-Festival der Welt, das "Mittelalterlich Phantasie Spectaculum", ist am Wochenende im Öjendorfer Volkspark. Auf 100 000 Quadratmetern bauen die Ritter, Edelfrauen und Händler ihre Zelte, Verkaufsbuden und einen Turnierplatz auf. 30 000 Besucher werden erwartet Öffnungszeiten: Sonnabend 13 Uhr bis Mitternacht, Sonntag 11 bis 19.30 Uhr. Eintritt: 6 bis 15 Euro, Kinder bis fünf Jahre frei.
Etwas beschaulicher geht es am Sonntag beim Sommerfest im Jenischpark zu. Es sind vor allem Familien, die das spätsommerliche Vergnügen besuchen und dort auf einen Streifzug durch das Ernst-Barlach-Haus gehen, Bäume im Park entdecken oder zum Pinsel greifen und wie Picasso zu malen. Das Sommerfest steigt von 13 bis 20 Uhr.
Der Eintritt ist frei.