Heute startet das große Fest in der Innenstadt mit 200 Buden und Bühnen - und durchaus gemischten Gefühlen.
Hamburg. Die Gastronomie profitiert, während der Einzelhandel leidet. "Die wahre Freude kommt zu denen, die andere erfreuen", so das diesjährige Motto des Alster-Vergnügens, geliehen von der Schriftstellerin Theresa Keiler (1859-1925). Zum 34. Mal machen sich Schausteller, Gastronomen und Händler mit diesem hohen Ziel auf, wird das Event doch vom Veranstalter als "Straßenfest, das in Europa seinesgleichen sucht" angepriesen.
"Besonderes Highlight ist natürlich immer das Feuerwerk, das von Donnerstag bis Sonnabend ab 22 Uhr zu sehen ist", sagt Marina Dominguez von der Wags Hamburg Events GmbH. "In diesem Jahr ist ein chinesischer Künstler dabei, der auch schon die Olympischen Spiele befeuert hat." Außerdem sehens- und erlebenswert ihrer Meinung nach: der maritime Markt an der Kleinen Alster, die Wasserfahrzeuge zum Ausleihen an der Lombardsbrücke, Hubschrauberflüge über die Stadt und der "DSDS"-Finalist Martin Stosch (Zweiter nach Mark Medlock), der heute Abend auf der Party-Bühne am Ballindamm den Gästen einheizen will - zunächst mit seinen Songs, dann mit Würstchen, die er für einen guten Zweck auf der Reesendammbrücke verkauft.
Maiskolben, gebrannte Mandeln, eine Currywurst-Chili-Bar, indische Spezialitäten von Shalimar, Shantys, Rockmusik und Clownerie - Hamburg ein Schlemmermärchen für alle Sinne? Für rund 900 000 Besucher (so viele strömten im vergangenen Jahr an die Alster) schon. Doch wie erleben Geschäftsleute und Gastronomen rund um die Binnenalster dieses Spektakel? "Wir sind immer ziemlich genervt vom Alstervergnügen. Nicht nur, weil wir die Wagen statt vor der Tür in der Garage parken müssen", sagt Quasim Naurozi (45), Wagenmeister im Vier-Jahreszeiten-Hotel am Neuen Jungfernstieg. "Damit keine Betrunkenen in die Lobby stolpern, besorgen wir uns Unterstützung vom Sicherheitsdienst." Es ist sein 18. Alstervergnügen. "Die vier Tage erscheinen mir immer wie vier Monate", seufzt Naurozi.
Ein Mitarbeiter des Juweliers Bucherer am Jungfernstieg bezeichnet das Alstervergnügen gar als stark umsatzschwächend, fast so wie starker Regen: "Unsere Kunden gehen nun einmal nicht mit Schmucktüte und Plastikbierbecher spazieren. Sie bleiben dann lieber ganz fern und kommen am Montag wieder." Für ihn privat sei diese Massenveranstaltung auch kein Vergnügen, nur das Feuerwerk wolle er nicht verpassen.
Die Douglas-Angestellte Regina Menzel empfindet das Arbeiten am Sonnabend als ziemlich anstrengend wegen der ständigen Musikbeschallung. Das Geschäft am Jungfernstieg schließt eigentlich um 19 Uhr, aber während des Alstervergnügens bleibt es länger geöffnet, um vom Ansturm zu profitieren. Wahre Freude - die empfinden lediglich die Gastronomen rund um die Alster. "Bei uns schmecken die Caipirinhas einfach besser als an den Buden", sagt Philipp Blankenburg von der Cius-Bar am Ballindamm. "Es wird vielleicht etwas weniger verspeist, dafür kommen umso mehr Gäste, die sich von unserer Terrasse aus das Feuerwerk angucken wollen."
Die ganze Binnenalster ist eine Bühne: Zu hören gibt es Schlager, Shantys, Oldies, Rock und Pop. Auf der Bühne am Neuen Jungfernstieg startet auch das Feuerwerk um 22 Uhr. Besucher sollten das Auto stehen lassen. Der HVV verstärkt sein Angebot und fährt an allen vier Tagen öfter und länger. Aktuelle Fahrplanauskünfte unter Tel. 19449 oder unter www.hvv.de .