In Jenfeld haben sich 300 Nachbarn getroffen, um gegen den Zuzug von Hans-Peter W. und Karsten D. in ihre Siedlung zu demonstrieren.
Hamburg. Das Schrillen der Trillerpfeifen vermischt sich mit den Parolen, die durch die Straße Elfsaal hallen. „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Sicherheit klaut“ rufen die Anwohner lautstark im Chor. Rund 300 Jenfelder haben sich am Freitagnachmittag an der Einfahrt getroffen, die zu dem Haus führt, in dem der Hamburger Senat den Sexualstraftäter Hans-Peter W. und den 1993 wegen Totschlags verurteilten Karsten D. für ein Jahr unterbringen will.
„Keine Ex-Sicherungsverwahrten in Jenfeld oder anderen Wohngebieten“ und „Hier ist kein Zuhause für die Herren W. und D.“ steht auf den Plakaten, mit denen die Bewohner des Stadtteils gegen den Umzug der verurteilten Schwerverbrecher in den gelben Klinkerbau mitten im Wohngebiet demonstrieren. Ralf Sielmann hat die Protestaktion organisiert. Er ist kein unbekanntes Gesicht: Sielmann gehörte zum Team von Schulreform-Gegner Walter Scheuerl, der die Volksinitiative „Wir wollen lernen“ gegründet hatte. Nun will er sich mit anderen Jenfeldern gegen den Umzug der entlassenen Sicherungsverwahrten wehren. „Wir demonstrieren, weil der Senat weiterhin behauptet, dass es keine Alternative zur Unterbringung in Jenfeld gebe“, sagt Sielmann. „Doch hier gehören die Männer nicht hin.“ Er schlägt vor, sie in einem Gewerbegebiet unterzubringen. „Ein guter Vorschlag“, sagt eine Demonstrantin. „Schließlich leben hier viele Familien – und diese nicht therapierbaren Menschen dürfen nicht auf unsere Kinder losgelassen werden.“
Jenfelder protestieren täglich gegen Ex-Sicherungsverwahrte
Gewalttäter sollen neben dem Gefängnis wohnen
Auch Diana Scheuermann möchte verhindern, dass die verurteilten Straftäter in ihrer Nachbarschaft leben. „Sie stellen einen Bedrohung für uns dar“, sagt die 38-Jährige. Nicht nur sie, sondern viele Menschen in dem Viertel seien wütend und ängstlich. „Und wir fühlen uns hilflos.“ Zudem gebe es die Befürchtung, dass die Männer nicht nur ein Jahr sondern wesentlich länger in dem Haus einquartiert würden. „Unser Misstrauen gegenüber dem Senat ist sehr groß.“ Dass die Ex-Sicherungsverwahrten gar nicht in das Haus am Elfsaal ziehen wollen, beruhigt Scheuermann nicht. „Und was ist mit den Sicherungsverwahrten die in den kommenden Jahren entlassen werden sollen?“
Viele der protestierenden Anwohner vermuten, dass sich die Stadt für Jenfeld als Wohnort für die Männer entschieden hat, weil dort geringer Widerstand erwartet wurde. „Doch da haben sie sich getäuscht“, sagt Edeltraud Müller-Hoffmann, die ebenfalls an dem Demo-Marsch teilnahm. „Die Senatoren haben eine Entscheidung getroffen, ohne uns zu fragen. Das lassen wir uns nicht gefallen.“
Auch nach der Demo am Freitag werden die Jenfelder keine Ruhe geben. Sie werden sich weiterhin jeden Tag an der Straße Elfsaal zu einer Mahnwache treffen. Dass Hans-Peter W., Karsten D. sowie der Sicherunsgverwahrte Jens B., der möglicherweise Ende des Monats entlassen wird, den Umzug nach Jenfeld strikt ablehnen, spielt für die Anwohner keine Rolle. Ralf Sielmann: „Wir protestieren solange, bis die Senatoren entscheiden, dass die Männer woanders untergebracht werden.“