Den kompletten Winter über hatten die Umweltaktivisten gegen den Bau der umstrittenen Moorburgtrasse demonstriert.
Hamburg. Eigentlich haben sie ein großes Teilziel längst erreicht. Doch auch, nachdem das Hamburgische Oberverwaltungsgericht (OVG) per Eilverfahren den Bau der Fernwärmeleitung vom neuen Kraftwerk Moorburg nach Hamburg-Altona vorläufig gestoppt hatte, halten die Umweltaktivisten von "Robin Wood" die Bäume im Gählerpark besetzt.
Seit November hatten die Besetzer bei Kälte, Wind und Schnee auf selbstgebauten Holzplattformen in den Wipfeln der Eichen und Kastanien ausgeharrt. Dass sie solange durchhalten können, lag auch an der Hilfe von Anwohnern, die den Naturschützern immer wieder Kuchen und Kaffee vorbeibrachten.
Nun wollen sich die Umweltaktivisten bei ihrer vorübergehenden Nachbarschaft am Wochenende mit einem Fest für die Unterstützung bedanken. Bis dahin hausen die Aktivisten in jedem Fall weiter in den Bäumen. Anschließend gehen sie zumindest bis zum Frühherbst von keinen Baumfällungen aus. Denn das Hamburger Naturschutzgesetz verbiete im Zeitraum von 15. März bis 30. September entsprechende Rodungen.
Den Stopp der Bauarbeiten der umstrittenen Fernwärmeleitung des Energieversorgers Vattenfall hatte die Umweltorganisation BUND am 24. Februar mit einem Antrag erwirkt. Die Plangenehmigung für Vattenfall werde bis zu einer späteren Entscheidung in der Hauptsache suspendiert, die aufschiebende Wirkung der Klage in der Hauptsache wieder hergestellt, hatte eine OVG-Sprecherin erklärt. Die Gründe für die Entscheidung hatte das Gericht nicht mitgeteilt.
Damit hatte das OVG eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts vom Januar korrigiert. Die untere Instanz hatte dem BUND kein Klagerecht zugesprochen. Für die Fernwärmeleitung müssen rund 400 Bäume gefällt werden. Die geplante Rohrleitung soll heißes Wasser vom Kraftwerk Moorburg in das Hamburger Fernwärmenetz transportieren. Dagegen wehren sich verschiedene Umweltinitiativen und -organisationen vor Gericht sowie mit Baumbesetzungen und Demonstrationen. Die Umweltbehörde hatte Vattenfall im Juni 2009 die Genehmigung für die rund 12,2 Kilometer lange Leitung erteilt.
Ohne die Ableitung der Fernwärme könnte das Kohlekraftwerk Moorburg nicht die Umweltauflagen erfüllen und würde die Elbe übermäßig aufheizen. Deshalb hoffen die Demonstranten, mit ihren Aktionen den Bau des umstrittenen Kraftwerks insgesamt verhindern zu können. „Die Entscheidung des Gerichts ist für die Menschen und den Umweltschutz in Hamburg ein großer Erfolg“, sagte Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg. „Das Urteil ist ein deutliches Signal an die Behörde, dass öffentliche Grünanlagen in der Stadt besonders schützenswert sind und deshalb nicht ohne Bürger- und Verbandsbeteiligung zerstört werden dürfen.“
Ein Vattenfall-Sprecher erklärte, der Konzern werde in der kommenden Woche die Begründung für die Gerichtsentscheidung sorgfältig prüfen und dann über das weitere Vorgehen entscheiden. Bislang sei nicht absehbar, wie lange sich der Bau der Leitung verzögern könne.